Auge in Auge mit der Fledermaus
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Jeder möchte die Fledermaus streicheln.
© Quelle: Cornelia Felsch
Garz. Die Dämmerung hat sich über den Gutspark in Garz gelegt, doch die abendliche Ruhe ist noch nicht eingekehrt. Rund 60 Besucher sind im Park unterwegs – sie sind den Fledermäusen auf der Spur, die um diese Zeit auf Insektenjagd gehen.
„Der Abendsegler erscheint als erste Fledermaus am Abendhimmel“, sagt Frank Berhorn von der Stiftung Naturschutzfonds. „Wenn man jung ist und ruhig, dann kann man sie jetzt schon sehr gut hören.“ Unter den Besuchern, die am Freitag der Einladung der Stiftung und des Gutshaus-Bewohners André Schmitz gefolgt sind, sind auch zahlreiche Kinder, die nun augenblicklich verstummen, um die Rufe der nächtlichen Jäger zu hören.
Mückenfledermaus ist der erste Fang
Eine kleine Mückenfledermaus ist ins Netz gegangen, sie ist die kleinste mitteleuropäische Fledermausart. Bald darauf hält Naturschutzgutachter Andreas Hagenguth eine Wasserfledermaus in der Hand – ein Männchen. Es ist eine mittelgroße Art. „Sie hat große Füße und relativ kurze Ohren“, sagt der Fledermauskenner. Nachdem große und kleine Bewunderer die Fledermaus ausreichend begutachtet haben, versieht Frank Berhorn sie mit einem roten Nagellack-Punkt. So wird erkennbar, das dieses Exemplar schon einmal gefangen wurde.
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Vor dem Fangnetz verstärkt Frank Berhorn die Fledermausgeräusche mit dem Detektor.
© Quelle: Cornelia Felsch
Die Mitarbeiter der Stiftung bestimmen Art, Alter und Geschlecht der Fledermäuse. Aber nicht nur die fliegenden Säugetiere erregen ihr Interesse, sondern auch bestimmte Muscheln, Fische und Pflanzenarten, die über den Zustand schützenswerter Lebensräume Auskunft geben. Zur Erstellung eines Managementplanes sind sie im FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) „Oberes Temnitztal und Ergänzung“ unterwegs. Das Gebiet erstreckt sich über 35 Kilometer von Rägelin bis zur Mündung der Temnitz in den Rhinkanal und ist Bestandteil des Europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000. Im Jahr 2007 wurde es als Schutzgebiet bestätigt.
Bereits im Mai führte die Stiftung Naturschutzfonds zwei Informationsveranstaltungen – in Walsleben und Wildberg – zu ihrer Arbeit durch, um Interessenten einzubeziehen und über Ziele und Nutzen der Erfassung zu informieren. „Es gibt über 600 FFH-Gebiete in Brandenburg, da muss man schon auf freiwillige Helfer setzen“, sagt Frank Berhorn. „Nur so können wir die Lebensräume schützen und die biologische Vielfalt erhalten.“
Vier Arten sind in dieser Nacht zu bestaunen
Am Freitagabend gehen den „Fledermausjägern“ elf Tiere in die Netze – vier Abendsegler, eine Mückenfledermaus, zwei Zwergfledermäuse und vier Wasserfledermäuse. Die Mitarbeiter der Stiftung sind zufrieden. „Vier Arten, das ist schon sehr gut“, sagt Frank Berhorn. „Allerdings wäre es auch sehr schön gewesen, wenn wir noch eine Mopsfledermaus oder ein Großes Mausohr im Netz gehabt hätten.“
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Die erste Fledermaus ist ins Netz gegangen
© Quelle: Cornelia Felsch
Die Mopsfledermaus gehört bundesweit zu den stark gefährdeten beziehungsweise vom Aussterben bedrohten Arten. Sie ist sehr standorttreu und das Entfernen von Alt-und Totholz vernichtet oftmals ihre Behausungen. Das Große Mausohr, mit gut 40 Zentimeter Flügelspannweite ist die größte heimische Fledermausart, die gern Dachböden, Kirchen und alte Schlösser bewohnt. Doch auch für sie wird es immer schwieriger, Quartiere zu finden.
Andreas Hagenguth gibt in Garz noch einige Tipps, wie man bei Gebäudesanierungen den Tieren auch weiterhin Wohn- und Lebensräume erhalten kann, so dass die 19 in Brandenburg vorkommenden Arten auch in den kommenden Jahren eine Überlebenschance haben.
Von Cornelia Felsch