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Ärztemangel

Neuruppin: Krisengespräch zu fehlenden Ärzten in OPR

Gespräch zwischen Landrat Ralf Reinhardt (r.), Amtsdirektor Thomas Kresse und der Seniorenbeauftragten Sigrid Schumacher mit Stefan Roßbach-Kurschat (2.v.l.), stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg.

Gespräch zwischen Landrat Ralf Reinhardt (r.), Amtsdirektor Thomas Kresse und der Seniorenbeauftragten Sigrid Schumacher mit Stefan Roßbach-Kurschat (2.v.l.), stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg.

Neuruppin. Um die ambulante medizinische Versorgung in Ostprignitz-Ruppin dauerhaft zu sichern, sollte es ein spezielles Weiterbildungsnetzwerk für das medizinische Personal geben. Das hat am Freitag Stefan Roßbach-Kurschat von der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) in Neuruppin gesagt.

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„Die Ausbildung bis zum Facharzt muss aus einem Guss sein“, so Roßbach-Kurschat bei einem Gespräch mit Landrat Ralf Reinhardt (SPD) sowie dem Temnitzer Amtsdirektor Thomas Kresse und der Seniorenbeauftragten des Landkreises, Sigrid Schumacher.

Landrat: Studenten sollten dort arbeiten, wo sie dringend gebraucht werden

Landrat Reinhardt sprach sich indes dafür aus, dass Medizinstudenten nach ihrem Abschluss zunächst dort arbeiten, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Ansonsten könne die ambulante medizinische Versorgung auf dem Lande nicht mehr lange gesichert werden, warnte Reinhardt. Denn das Problem fehlenden medizinischen Personals gebe es nicht allein in Ostprignitz-Ruppin, sondern ebenfalls im Süden Brandenburgs, in Mecklenburg-Vorpommern sowie beispielsweise in Lüchow-Dannenberg in Niedersachsen.

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Zudem verwies Reinhardt darauf, dass es in Kanada, in Skandinavien sowie in mehreren europäischen Ländern ganz selbstverständlich sei, dass sowohl Ärzte als auch Lehrer nach dem Ende ihres Studiums erst einmal dort arbeiten, wo sie am meisten benötigt werden. Lediglich in Deutschland sei das ein Problem, weil dann oft sofort ein Verstoß gegen die Berufsfreiheit unterstellt werde, so Reinhardt.

Die Berufsfreiheit ist durch das Grundgesetz geschützt und beinhaltet nicht allein die freie Wahl einer Ausbildung, sondern ebenfalls das Grundrecht auf eine freie Wahl des Arbeitsplatzes.

Brandenburg kürzt das Landarztprogramm

„Wir brauchen mehr Hausärzte in Ostprignitz-Ruppin“, betonte die Seniorenbeauftragte Sigrid Schumacher. Die Kreistagsabgeordnete (Bündnisgrüne) unterstützte den Vorstoß des Landrates nach sogenannten Pflichtjahren auf dem Lande für Medizinstudenten. Zudem kritisierte sie, dass Brandenburg das Landarztprogramm aus Kostengründen von 69 auf 18 Stellen reduziert hat.

Stefan Roßbach-Kurschat ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB)

Stefan Roßbach-Kurschat ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB)

Das bedauerte ebenfalls KV-Vorstand Roßbach-Kurschat, der eine Hausarztpraxis in Nauen hat. Zugleich lobte er die praxisnahe Ausbildung an der Medizinischen Hochschule in Neuruppin und der Stadt Brandenburg. Die Ausbildung von Fachärzten im ambulanten Bereich könne eine Chance dafür sein, dass die Praxen von niedergelassenen Ärzten später einmal übernommen werden.

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Immer mehr Ärzte arbeiten als Angestellte

Allerdings gibt es auch einen gegenläufigen Trend: Denn mehr als ein Drittel der etwa 4500 Ärzte und Psychotherapeuten, die von der Kassenärztlichen Vereinigung in Brandenburg vertreten werden, arbeitet inzwischen als Angestellte, etwa in einem Krankenhaus oder einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ). Der Vorteil für angestellte Mediziner: Sie haben einen geregelten Arbeitstag und arbeiten nicht – wie häufig üblich – zehn bis zwölf Stunden am Tag.

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Allerdings gebe es bei angestellten Ärzten und Psychotherapeuten auch eine höhere Fluktuation als bei Medizinern, die selbstständig arbeiten, so Roßbach-Kurschat.

Beim nächsten Treffen mit der Kassenärztlichen Vereinigung, das Ende 2023 oder Anfang 2024 stattfinden könnte, soll möglichst auch ein Vertreter der Krankenkasse dabei sein. „Wir müssen über das Problem der medizinischen Versorgung in den ländlichen Regionen reden“, betonte Landrat Reinhardt.

MAZ

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