Wallitz

Mit dem Planwagen durch die Heide

Thomas Pakropa mit seinen Schwarzwälder Füchsen, einer Kaltblutrasse, die zu den gefährdeten Nutztieren zählen.

Thomas Pakropa mit seinen Schwarzwälder Füchsen, einer Kaltblutrasse, die zu den gefährdeten Nutztieren zählen.

Wallitz. Als Thomas Pakropa noch ein kleiner Junge war, versprach ihm seine Großmutter ein Pony. Er musste lange darauf warten. Schließlich hat er sich diesen Wunsch selbst erfüllt. Als er 43 Jahre alt war, teilte er seiner 90-jährigen Großmutter mit, dass es jetzt soweit sei. Pferde gehören seitdem zu seinem Leben.

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Vor der Wende lebte er mit seiner Frau in Berlin und arbeitete als Funk- und Fernmeldetechniker bei Sternradio Berlin. 1990 wird das Kombinat abgewickelt. Er war einer von 3300 Mitarbeitern, die ihre Arbeit verloren. 1996 kehrte er mit seiner Frau, die als Krankenschwester arbeitet, nach Rheinsberg in seine alte Heimat zurück. Sie bezogen das alte Küsterhaus in Kagar. Im Nachbardorf Wallitz erwarb das Ehepaar zwei Jahre später einen Bauernhof.

Hühner, Enten, Kaninchen, Hund, Katze und Mäuse gesellten sich zu ihnen. 2002 zog auch die Stute Delphi von Berlin nach Wallitz. Die Arbeit mit den Pferden wird zur Leidenschaft, auch für Susanne Pakropa. Das Ehepaar beginnt mit der Zucht von Kaltblütern – den Schwarzwälder Füchsen. Die umgänglichen, zuverlässigen, ruhigen Tiere mit der hellen Mähne haben es ihnen angetan.

Kremser-Ausflug in die Heide

Kremser-Ausflug in die Heide

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„Früher wurden diese Pferde vorwiegend als Arbeitstiere angeschafft“, sagt Thomas Pakropa. Doch seit immer mehr Maschinen für die Wald- und Feldarbeit eingesetzt wurden, brauchte man keine Arbeitspferde mehr und viele Kaltblüter stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Nutztierrassen. Heute wird die Zucht der Schwarzwälder Füchse vorwiegend vom Pferdezuchtverband Baden-Württemberg weiter betrieben, so dass die Rasse erhalten werden kann. Im April vergangenen Jahres ist auch in Wallitz wieder ein Schwarzwälder-Fohlen geboren. Zur Freude der Familie Pakropa.

Die Pferde, die vorwiegend auf der Weide leben, finden auch jetzt in den milden Wintermonaten noch frisch nachgewachsene Gräser. „Ansonsten bekommen sie Hafer als Kraftfutter und Heu. Das können sie 23 Stunden am Tag fressen“, sagt der 54-jährige Pferdehof-Betreiber, der mittlerweile sein Hobby zum Beruf gemacht hat und Kutsch- sowie Kremserfahrten durch das Ruppiner Land anbietet. Seit 2011 arbeitet er mit dem Dorf Zechliner Hotel „Gutenmorgen“ zusammen. Wenn die Urlauber auf gemütliche Weise das Ruppiner Land kennen lernen wollen, sitzt „Tommy“ – so wird er mittlerweile liebevoll genannt – auf dem Kutschbock und chauffiert die Gäste durch Wälder, Wiesen sowie die Kyritz-Ruppiner Heide. Sein Fahrhof ist einer von drei regionalen Fuhrunternehmen, die in Zusammenarbeit mit der Sielmann-Stiftung geführte Kremserfahrten durch das Naturparadies anbieten. „Ich habe extra einen großen Planwagen nach meinen Vorstellungen bauen lassen. Dort passen 32 Personen rein“, sagt er. „Gerade bei Feiern wollen ja die Leute zusammen sitzen und nicht verteilt auf mehrere Wagen.“

Thomas Pakropa alias Kutscher Tommy ist mit dem gelben Wagen unterwegs

Thomas Pakropa alias Kutscher Tommy ist mit dem gelben Wagen unterwegs.

Mittlerweile gehören sieben Gefährte verschiedener Größen zum Fuhrpark, darunter auch eine Hochzeitskutsche und ein Pferdeschlitten. Gezogen werden sie von Rheinisch-Deutschen Kaltblutpferden und gelenkt vom singenden Kutscher Tommy. „Das mache ich natürlich nur, wenn die Leute daran Gefallen finden“, sagt Thomas Pakropa. Doch die meisten Gäste genießen die fröhliche Stimmung und schmettern auch kräftig mit, wenn der Kutscher „Hoch auf dem Gelben Wagen“ anstimmt. Ihre Pferde bilden Susanne und Thomas Pakropa selbst aus. „Für die Tiere ist es schon ungewohnt, wenn sie vorher auf der Koppel standen und sich nun bei Lärm im Straßenverkehr behaupten müssen“, sagt die 44-Jährige. Doch bevor die Pferde vor die Kutsche gespannt werden, bekommen sie eine Grundausbildung. „Der Kontakt zu den Menschen ist sehr wichtig. Sie müssen lernen, am Führstrick zu laufen und auch auf den Hänger zu gehen. Da unsere Wiesen weiter entfernt liegen, müssen die Pferde mit dem LKW dorthin gebracht werden.“ Wer sich nicht nur im Kremser kutschieren lassen will und selbst aktiv werden möchte, kann aber auch geführte Wanderausritte unternehmen, die für Einsteiger und Kinder angeboten werden. Die ruhigen Schwarzwälder Füchse sind mit ihrem ausgeglichenen Charakter geeignete Partner, auch für noch etwas kleinere Reiter oder ängstlichere Naturen.

Auf dem Bauernhof können die Gäste den Tag gemütlich am Lagerfeuer ausklingen lassen. Seit vergangenem Jahr gehört auch die Wallitzer Heideschenke zum Unternehmen, in der die Gäste bei schlechtem Wetter ihre Feste feiern können. Wohl fühlt man sich dort zwischen schwedischen Möbeln und bei selbst gebackenem Kuchen auf jeden Fall.

Von Cornelia Felsch

MAZ

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