Neuruppin

Veranstaltungswoche von Frauen für Frauen

Regisseurin Claudia Schmid stellte dem Publikum ihren Film „Unter aller Augen" vor, mit dem die Brandenburgische Frauenwoche in Neuruppin eröffnet wurde.

Regisseurin Claudia Schmid stellte dem Publikum ihren Film „Unter aller Augen" vor, mit dem die Brandenburgische Frauenwoche in Neuruppin eröffnet wurde.

Neuruppin. Die Reihen im Alten Gymnasium in Neuruppin sind gut gefüllt. Viele Frauen sitzen im Publikum und auch Männer, unter ihnen sogar uniformierte Polizisten. Landrat Ralf Reinhardt und Bürgermeister Jens-Peter Golde eröffnen die 28. Brandenburgische Frauenwoche.

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Auch Monika von der Lippe, Gleichstellungsbeauftragte im Land Brandenburg, spricht einleitende Worte: „Die Frauenwoche steht diesmal unter dem Motto „Selber schuld“. Dies kann man positiv sehen, vor 100 Jahren erhielten Frauen das Wahlrecht, – und negativ. Oft wird gesagt, Frauen seien selber schuld, wenn sie Gewalt erfahren, weil sie vielleicht zu kurze Rücke tragen.“

Kinofilm erzählt Gewalt an Frauen

Wie Gewalt ausarten kann, erzählt dann 90 Minuten lang der Dokumentarfilm „Unter aller Augen“, der vor einem Jahr in die deutschen Kinos kam. „Mir war wichtig zu zeigen, wie Gewalt funktioniert“, sagt Regisseurin Claudia Schmid, die für die Veranstaltung aus Köln nach Neuruppin kam. In ihrem Film lässt sie Frauen im bitterarmen Bangladesch berichten, was ihnen im eigenen Haus angetan wurde.

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Yolande aus dem westafrikanischen Benin schildert ergreifend, wie sie den Säureangriff ihres Ehemannes überlebte. „Kriegsgewalt an Frauen herrscht wiederum in der Demokratischen Republik Kongo“, erklärt Schmid. Frauen werden brutal vergewaltigt, gefoltert, zu Bluttaten gezwungen. „Sollte es ihnen gelingen, sich zu befreien, werden sie aus Schande von den Familien verstoßen.“ Alles geschehe gezielt, so die Regisseurin, um an die Rohstoffe ranzukommen. Der Kongo ist reich davon.

Grausame Realität vor der eigenen Haustür

Und warum kommt eine Deutsche im Film zu Wort? „Die Strukturen von Gewalt sind immer ähnlich, egal wo. Die Frau wird über psychische Gewalt klein gehalten, danach setzt die körperliche Gewalt ein.“ Ihr Leid verfolgt sie, noch lange danach. Der Fall der deutschen Maya zeigt es. Ihr Ex-Mann hat schuld daran, dass der Film in Neuruppin erstmalig in einer neuen Fassung gezeigt wird. Er hatte geklagt. Mit Erfolg. Alle strafrechtlichen Szenen wurden rausgeschnitten.

Neben den Protagonistinnen erklären „Täter“ unverblümt, was sie dazu getrieben hat, Gewalt auszuüben. Der Film ist nichts für schwache Nerven. Er zeigt die grausame Realität in der Welt und direkt vor der eigenen Haustür.

Zwölf Fälle pro Tag in Brandenburg

Laut Polizeistatistik werden in Brandenburg pro Tag im Schnitt zwölf Fälle häuslicher Gewalt erfasst. „Unser Frauenhaus ist im Moment zu 88 Prozent ausgelastet“, sagt Michaela Rönnefahrt vom Neuruppiner Verein „Frauen für Frauen“. Die traditionelle Frauenwoche, die einmalig ist in Deutschland, soll Opfern Gehör verschaffen, die Bevölkerung sensibilisieren.

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Termine zur Frauenwoche

Unter dem aufrüttelnden Motto „Selber schuld“ laden einige Dutzend Veranstaltungen zur diesjährigen Brandenburgischen Frauenwoche in Ostprignitz-Ruppin ein. Die Höhepunkte sind:

8. März, 15 bis 17 Uhr, „Frauenblicke“ zum Internationalen Frauentag, eine Schreibwerkstatt im Neuruppiner Ratssaal, Eintritt frei.

9. März, ab 19 Uhr, Frauendisco mit DJ Anne Freese im JFZ Neuruppin, Eintritt 4 Euro.

9. und 17. März, um 19.30 Uhr, Frauentheater „Unverblümt“ unter dem Titel „Rauf und Reif“ im Restaurant Rosengarten Neuruppin, Eintritt 12 Euro:

11. März, um 15 Uhr, DEFA-Kultfilm „7 Sommersprossen“ mit Autorin Christa Konzik im Astoria-Kino in Wittstock, Eintritt 7 Euro/Erwachsene und 5 Euro/Kinder.

14. März, 16 bis 19 Uhr, Podiumsdiskussion um die Lebensumstände geflüchteter Frauen in der Siechenhauskapelle Neuruppin. Gäste: Landrat Ralf Reinhardt, Flüchtlingskoordinatorin in OPR, Stefanie Kühl-Kirsch, Eintritt frei.

17. März, 9.30 bis 10.30 Uhr, Aktion zum Tag der Entgeltungleichheit, die Gleichstellungsbeauftragte will mit Bürgern ins Gespräch kommen, Eingang des Einkaufszentrum Reiz in Neuruppin.

Von Anja Reinbothe-Occhipinti

MAZ

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