Alte Mopeds im Kohlenschuppen
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Dieter Scholtz aus Wusterhausen sammelt alte Mopeds und baut mit seinem Sohn ein Museum auf.
© Quelle: Sandra Bels
Wusterhausen. „Es ist toll, wenn man durchtritt und es knattert und hinten kommen blaue Wolken heraus.“ Dieter Scholtz sagt das und schaut auf ein altes Foto aus seiner Kindheit. Es hat die Leidenschaft des Wusterhauseners geweckt. Das kleine Bild mit dem gezackten Rand zeigt ihn auf einer Jawa Pionyr. „Da war ich vielleicht acht Jahre alt“, erzählt der Wusterhausener.
Das Moped gehörte dem Vater, ein gebürtiger Slowake. Der Sohn durfte auf dem Moped Probesitzen. „Mein Vater liebte Jawas, damals waren sie noch gefragt“, so Dieter Scholtz. Sie hatten schon eine Fußschaltung. Doch mit dem Aufkommen der Simson-Mopeds gewannen die zusehends an Beliebtheit und die Jawa rückte in den Hintergrund. Der Sohn hütet das alte Bild, gibt es nicht aus der Hand.
Als Rentner hat er mehr Zeit für die Mopeds
Viele Jahre schaute der frühere Schulhausmeister immer neidisch, wenn alte Mopeds an ihm vorbei fuhren. Ihm fehlte einfach die Zeit, um sich ausgiebig damit zu beschäftigen. „Seit ich Rentner bin, ist das anders“, sagt Scholtz. Seine Raritäten füllen mehrere Räume. Seit gut zehn Jahren sammelt er Mopeds. Seinen Sohn Christian hat er schon längst angesteckt. Nur der widmet sich lieber dem guten alten Diamant-Fahrrad. Sein erstes Stück gehörte einst der Oma.
Vater und Sohn haben sich Stück für Stück den alten Kohlenschuppen ausgebaut. Dort basteln sie zusammen oder jeder für sich. Christian Scholtz lebt in Berlin und ist schon allein deshalb nicht so oft in der Werkstatt wie sein Vater. Er reißt einmal im Jahr alle seine Zweiräder an. Dafür hat er sich extra eine Vorrichtung gebaut. Das kann dauern, denn es gibt gut 30 Mopeds und Fahrräder mit und ohne Motor. „Ich liebe das Geräusch einer Jawa, es ist einfach nicht zu übertreffen“, schwärmt Dieter Scholtz.
Suche im Netz nach Ersatzteilen und Maschinen
Er sagt: „Ich schaue jeden Tag im Internet nach, ob ich etwas Neues finde, ein Ersatzteil oder eine Maschine.“ Seine Kaufverträge füllen bereits einen Ordner. Der Wusterhausener möchte am liebsten nur Originale. Die seien heute aber gar nicht mehr so gut zu finden. „Der Markt ist abgegrast“, so der Sammler. Dazu komme noch, dass auch immer mehr junge Leute Gefallen an den alten Maschinen finden. Sogar im Westen würde es schon etliche Schwalbenclubs geben, so Scholtz. Das sind in Sachen Ersatzteilsuche alles Konkurrenten.
Alles, was Vater und Sohn bisher ergattern konnten, liegt fein säuberlich sortiert in den Werkstattregalen. Blitzblank sind die Teile. „Was man hat, gibt man nicht mehr so einfach weg“, so Scholtz. Zusammen mit seinem Sohn möchte er ein Oldtimer-Museum in Wusterhausen aufbauen. Ab 2019 könnte es damit losgehen. Sohn Christian will die Sammlung einmal übernehmen. „Das freut mich am meisten“, sagt der Vater. Eine Internetseite gibt es schon. Interessenten finden sie unter der Adresse www.ddr-zweirad-museum.com. Parallel dazu sind Vater und Sohn weiter auf der Suche nach neuen Schätzchen. Der Vater nutzt dazu noch die freie Zeit für Ausfahrten mit Oldiefans aus Wusterhausen.
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Von der Schwalbe bis zum Fahrrad gibt es bei Dieter Scholtz so ziemlich alles, was zwei Räder hat.
© Quelle: Sandra Bels
Jüngster Kauf ist eine Jawa Stadion
Dieter Scholtz hat zuletzt eine Jawa Stadion S 22 bei einem alten Mann in der Nähe von Berlin entdeckt und sofort zugegriffen. Wie alle anderen Zweiräder wird auch diese Jawa in der Scholtzschen Werkstatt zunächst komplett auseinander genommen. „Was zu retten ist, das bleibt. Alles andere wird restauriert“, so Scholtz. Bis auf die letzte Schraube baut er alles auseinander putzt und poliert die Teile und baut sie dann wieder ein. Für spezielle Sachen holt er sich Fachleute – zum Einspeichen der Reifen, für die Elektronik und die Motoren beispielsweise. „Das kann ich nicht alles allein machen“, sagt Dieter Scholtz.
Ein bisschen ärgert er sich darüber, dass die Schwalbe seiner Schwester nicht zu den gesammelten Oldtimern gehört. Das Zweirad mit der Halbautomatik wollte nach der Wende keiner haben. „Alle wollten damals die schönen Westmopeds und keine DDR-Technik“, so Scholtz. So verkaufte die Schwester das Gefährt nach der Wende für den sprichwörtlichen Appel und das Ei. „Heute ärgere ich mich natürlich sehr darüber“, so Scholtz.
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Das alte Foto von sich auf Vaters Maschine hütet Dieter Scholtz, gibt es nicht aus der Hand..
© Quelle: Sandra Bels
Von Sandra Bels
MAZ