Wandern nach Fontanes Notizen (Teil 3)

Die fehlende Stufe von Brunn

Der Moment des Wiedersehens: Relief des Drake-Monuments in Brunn.

Der Moment des Wiedersehens: Relief des Drake-Monuments in Brunn.

Brunn. Brunn war Fontane nur eine Fußnote wert. Zwar besichtigte der Wanderer die Kirche, spazierte durch den Schlosspark und hielt in seinem Notizbuch auch die Inschriften von drei Grabmalen fest. Aber ein eigenes Kapitel erhielt das kleine Dorf, heute ein Ortsteil von Wusterhausen, in den gedruckten „Wanderungen“ nicht.

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Fontane besuchte Brunn am 17. September 1873 – in Vorbereitung auf die dritte Auflage für „Die Grafschaft Ruppin“. Sein eigentliches Ziel war das benachbarte Trieplatz, das dann ein eigenes Kapitel erhielt. Darin wird Brunn in einer Anmerkung erwähnt.

Aus dem Notizbuch

Aus dem Notizbuch: Das Drake-„Monument“, Fontanes Zeichnung von 1873, Notizbuch A2.

Konkret geht es um ein Grabmal, das im Ruppiner Land seinesgleichen sucht. Gestiftet wurde es 1844 von Amalie von Romberg, geborene Gräfin von Dönhoff (1789-1879) – für ihren Mann und ihren Sohn, die kurz nacheinander verstarben.

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Der große Drake im kleinen Brunn

Fontane hat das „Monument“ in seinem Notizbuch skizziert und in der Trieplatz-Fußnote beschrieben: „ein schönes, von Drakes Hand herrührendes Monument, das dem Obersten von Romberg und seinem sechzehnjährigen Sohne errichtet wurde.“ Das Relief zeige den Moment „des Wiedersehens; beide reichen sich die Hand, und eine hohe Freude verklärt ihre Züge“.

Mit dem Grabmal hatte Amalie den Bildhauer Friedrich Drake (1805-1882) beauftragt. Kennengelernt hatten sich die beiden bei Amalies Schwester, der Gräfin Schwerin, die in der Berliner Wilhelmstraße 63 einen bekannten Salon unterhielt, in dem auch Fontane verkehrte.

Neuer Standort für altes Grabmal

Neuer Standort für altes Grabmal: Monument vor der Brunner Kirche.

Drake war Mitglied der Berliner Akademie der Künste und wurde berühmt für seine über acht Meter hohe „Gold-Else“ auf der Berliner Siegessäule, die 1873 eingeweiht wurde. Der große Drake im kleinen Brunn. Wer wüsste das noch, wenn es nicht bei Fontane stehen würde. Fußnote sei Dank.

Das Fundament des Monuments

Das Drake-Monument finden wir vor dem Haupteingang der Brunner Kirche. Es ist nicht der ursprüngliche Standort, denn Fontane schreibt in den „Wanderungen“, es stehe „im Schlosspark zu Brunn, unter dunklen Tannen und fast am Rande eines stillen Weihers“.

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Im Frühjahr 1989 hatte der ehemalige Kyritzer Superintendent Wolfgang Funke (1910-1998), der im Brunner Pfarrhaus wohnte, die Initiative zur Umsetzung des Grabmals ergriffen. Er ließ es aus dem völlig verwilderten Schlosspark holen und vor der Kirche wieder aufstellen.

Das Fundament des Monuments

Das Fundament des Monuments: Die fehlende Stufe im ehemaligen Schlosspark von Brunn.

Fontanes Notizbuchskizze „verrät“ zudem, dass dem Monument am Sockel eine Stufe fehlt. Mithilfe eines Brunner Ur-Einwohners machen wir uns im noch immer verwilderten Park auf die Suche. Und entdecken nicht unter „dunklen Tannen“, sondern hohen Buchen die fehlende Stufe – das Fundament des Monuments.

Wie zum Schutz ist es von einem Moosteppich ummantelt. Wolfgang Funke hat in seinen „Notizen zu Brunn“ vermerkt: „Die große Grundplatte aber bleibt zur Bezeichnung des alten Standortes im Park zurück.“ Eine weitsichtige Entscheidung – nicht nur für Fontanisten.

Die Autoren: Gabriele Radecke & Robert Rauh

Gabriele Radecke, geboren 1967, studierte Germanistik, Politik- und Rechtswissenschaft und promovierte zu Fontane. Sie ist Trägerin des Preises des Stiftungsrates der Universität Göttingen. Seit 2010 leitet sie die von ihr gegründete Fontane-Arbeitsstelle der dortigen Universität. Seit 2010 ist sie Mitherausgeberin der „Großen Brandenburger Fontane-Ausgabe“ und hat gerade sämtliche Notizbücher Fontanes digital ediert. Die digitalen Notizbücher kann man hier einsehen.

Robert Rauh, geboren 1967 in Berlin, ist Historiker, Lehrer und Seminarleiter. Er arbeitet als Herausgeber von Lehrbüchern und Träger des Deutschen Lehrerpreises. 2017 veröffentlichte er sein Buch „Fontanes Fünf Schlösser“, 2018 „Fontanes Frauen“, in denen er die Werke Fontanes unter die heutige Lupe nimmt. Gerade ist sein neues Buch „Fontanes Ruppiner Land“ erschienen. Weitere Rechercheergebnisse und Ausflugstipps gibt es hier.

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Lesen Sie dazu auch aus unserer Reihe „Wandern nach Fontanes Notizen“:

Meseberg in Fontanes Notizbüchern

Gentzrode – ein ungewöhnliches Gut

Ebenfalls finden Sie hier auch unsere Reihe „Fontanes vergessene Orte“:

Wulkow – ersatzlos gestrichen

Wildberg – das Dorf mit dem höchsten Kirchturm

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Wie Bechlin in den Bann geriet

Buskow Trauma des Husarengenerals Zieten

Kampehl – Ritter Kahlbutz spukte auch bei Fontane

Wuthenow – Fontanes Dichtung und Wahrheit

Barsikow – Der Streit um das Luch

Binenwalde – Der Dichter und die schöne Sabine

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Von Gabriele Radecke und Robert Rauh

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