Einstimmiger Protest

Bad Belzig singt für den Kreissitz

Um ihre Position für den Erhalt des Kreissitzes in Bad Belzig zu stärken, hatten Roland Leisegang (3. v. l.) und Günter Baaske (3. v. r.) zu einem Protestsingen eingeladen.

Um ihre Position für den Erhalt des Kreissitzes in Bad Belzig zu stärken, hatten Roland Leisegang (3. v. l.) und Günter Baaske (3. v. r.) zu einem Protestsingen eingeladen.

Bad Belzig. Schon rund 40 Minuten vor dem offiziellen Start der Protestveranstaltung „Singen für einen starken Fläming“ am Sonntagnachmittag war der Brücker Pfarrer Helmut Kautz mit dem Glockenwagen in Bad Belzig unterwegs, um auch den letzten Einwohner auf die bevorstehende Demo in der Marienkirche aufmerksam zu machen. Denn dorthin war die Aktion wegen des angekündigten Regens verlegt worden.

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Der Andrang war groß und die Kirche schnell bis in die hinterste Ecke gefüllt. Bürgermeister Roland Leisegang (parteilos) hatte im Vorfeld bereits die Erwartung geäußert, bis zu 1000 Unterstützer begrüßen zu können – mehrere hundert aus allen Altersklassen dürften es am Ende tatsächlich gewesen sein.

Erst am Freitag war bekannt geworden, dass Landrat Wolfgang Blasig (SPD) seine Pläne für eine fast vollständige Konzentration der Verwaltung in Beelitz-Heilstätten aufgibt. Stattdessen greift er nun doch auf die Zwei-Standort-Strategie zurück. Über die neue Beschlussvorlage soll am Donnerstag im Kreistag abgestimmt werden.

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Bad Belzig singt für den Kreissitz
Bad Belzig singt für den Kreissitz

Aus voller Kehle haben am Sonntag Menschen aus Bad Belzig und den umliegenden Orten für den Erhalt des Kreissitzes gesungen.

Ein guter und richtiger Kompromiss sind die neuen Pläne in den Augen von Ex-Bildungsminister Günter Baaske (SPD) und Roland Leisegang jedoch nicht. „Wir sind noch weit weg davon, dass wir die Verhandlungen von unserer Seite auch abgeschlossen haben“, sagte Leisegang am Sonntag. „Wer sich einen Flachbildfernseher nur von vorne ansieht, der wird nie begreifen, warum das Ding so heißt“, ergänzte Günter Baaske. „Und so ist es auch mit der neuen Vorlage. Wer genau hinsieht, der sieht, dass der Landrat nicht mit dem Herzen bei uns ist.“

Die Moderation der Veranstaltung hat Schauspieler Frank Grünert übernommen, die musikalische Leitung oblag Thomas Nehrkorn. Als erstes Lied hat er sogleich „Lasst uns froh und munter sein“ angestimmt – für die weniger Textsicheren unter den Sängern lagen Liederbücher bereit.

4000 Unterstützer

3454 Unterstützer haben bei der Internetplattform „Open Petition“ die Petition zum Erhalt des Kreisverwaltungsstandorts in Bad Belzig unterzeichnet.

Auch bei einer Unterschriftenaktion auf dem Bad Belziger Marktplatz im September waren bereits 179 Unterschriften zusammengekommen.

Unternehmer David Hoffmann sagte in der Marienkirche, dass mittlerweile 4000 Stimmen gesammelt worden seien, die in der kommenden Woche übergeben werden.

Zu der Veranstaltung seien auch Kreistags- und Landtagsabgeordnete eingeladen worden, sagte Leisegang. Er habe jedoch nicht gezählt, wer am Ende tatsächlich gekommen sei. „Aber ich wollte, dass diejenigen uns in die Augen sehen und mit uns ins Gespräch kommen. Die neue Beschlussvorlage ist so schwammig gefasst, wir haben nach wie vor nichts Konkretes in der Hand“, sagte Bad Belzigs Stadtoberhaupt.

In den vergangenen Monaten sei viel Vertrauen zwischen dem Landkreis und den einzelnen Kommunen kaputt gegangen. Er habe das Gefühl, dass beim Thema Kreissitz vor allem betriebswirtschaftliche Belange im Vordergrund stünden. „Dabei denke ich, dass wir andere Aufgaben haben – nämlich zum Beispiel die Angleichung der Lebensverhältnisse im ländlichen Raum und nicht die Gewinnmaximierung“, sagte Leisegang. „Ich versichere Ihnen, dass wir im Hintergrund viel dafür tun, den Beschluss in unsere Richtung zu bekommen. Damit wir den Kreissitz mit den meisten Arbeitsplätzen in der Stadt behalten.“

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Reetz solidarisiert sich

Neben Roland Leisegang und Günter Baaske haben auch Dietlind Tiemann (CDU-Bundestagsabgeordnete), der Wirtschaftswissenschaftler Gustav Horn sowie ein paar weitere Gäste die Aktion genutzt, ihre Haltung gegenüber den Plänen des Landrats deutlich zu machen. Außerdem hat Roland Leisegang eine Live-Telefonschaltung nach Reetz aufgebaut. Die Besucher des dortigen Adventsmarktes haben sich mit den Sängern in der Marienkirche solidarisiert und gemeinsam „Sind die Lichter angezündet“ gesungen.

Kinder der Bad Belziger Kita „Lindenzwerge“ hatten eigens für die musikalische Demo Weihnachtssäcke gebastelt. Für diese sollten alle Teilnehmer der Protestaktion Wunschzettel mit ihren Wünschen zum Kreissitz schreiben – die nun an die Kreistagsabgeordneten weitergeleitet werden. Außerdem waren an beiden Eingängen zur Kirche zwei große Banner mit der Aufschrift „Der Fläming ist Kreisstadt“ gespannt, auf denen alle Teilnehmer der Protestaktion unterschreiben sollten.

Von Josephine Mühln

MAZ

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