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Gesundheit

Beelitz-Heilstätten: Wie ein neuer Verein Long-Covid-Patienten helfen will

Vorstand des neuen Vereins (v.l.): Dr. Hagen Kelm (Ruppiner Kliniken), Dr. Susanne Pelzer (Sommerfeld-Kliniken), Dr. Gesine Dürr (Josefs-Krankenhaus Potsdam) und Vereinsvorsitzender Dr. Martin Spielhagen (Kliniken Beelitz).

Vorstand des neuen Vereins (v.l.): Dr. Hagen Kelm (Ruppiner Kliniken), Dr. Susanne Pelzer (Sommerfeld-Kliniken), Dr. Gesine Dürr (Josefs-Krankenhaus Potsdam) und Vereinsvorsitzender Dr. Martin Spielhagen (Kliniken Beelitz).

Beelitz-Heilstätten. In Beelitz-Heilstätten hat sich ein Verein gegründet, der einen Beitrag leisten will, die Versorgung von Long-Covid-Patienten sektorübergreifend zu verbessern. Zu den Gründungsmitgliedern gehören Medizinerinnen und Mediziner, die sich in den vergangenen zwei bis drei Jahren in verschiedenen Bereichen der Gesundheitswirtschaft intensiv mit Covid-19-Erkrankungen befasst haben. Mit dabei sind etwa Ärzte, Therapeuten, Physiotherapeuten, Kardiologen unter anderem aus den Kliniken Beelitz, aus dem St. Josefs-Krankenhaus in Potsdam, dem Johanniter-Krankenhaus in Treuenbrietzen und der Charité. Zu den Gründungsmitgliedern gehört auch die HealthHero Germany GmbH, die mit ihrem digitalen Post-Covid-Service zu den Gewinnern des „Healthy-Hub-Wettbewerbs 2022“ gehörten. Der Service wird über gesetzliche Versicherer Patienten zur Verfügung gestellt.

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Die Gründung des Vereins, der aus einem lockeren Netzwerk unter Schirmherrschaft des Brandenburger Gesundheitsministeriums entstand, ist eine Reaktion darauf, dass Ärzte es zunehmend mit Patienten zu tun haben, die nach einer Corona-Erkrankung mit Langzeitfolgen zu kämpfen haben. Bei rund zehn Prozent der Erkrankten halten Beschwerden länger als vier Wochen (Long-Covid) an, beim Krankheitsbild Post-Covid leiden Patienten zwölf Wochen und länger unter den Folgen – teilweise so massiv, dass sie am normalen Leben nicht mehr teilnehmen können, weil sie erschöpft und nicht mehr leistungsfähig sind.

Martin Spielhagen zum Vorsitzenden gewählt

„Es geht nicht darum, dass jemand Schnupfen hat und nach drei Tagen gesund ist. Bei schweren Fällen steht am Ende der Gang in die Rente. Das wollen wir nicht, dass Patienten in der Rente landen. Das soll das Netzwerk verhindern“, sagte Martin Spielhagen der MAZ, Geschäftsführer der Kliniken Beelitz GmbH. Betroffenen soll „soziale und berufliche Teilhabe wieder ermöglicht werden“. Spielhagen wurde von den 15 Gründungsmitgliedern zum Vorsitzenden des Vereins gewählt.

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Der Verein, der seinen Sitz in Beelitz-Heilstätten bei der Kliniken Beelitz GmbH hat, heißt „DiReNa“. Das Kürzel steht für ein brandenburgweites Gesundheitsnetzwerk von Partnern der medizinischen Diagnostik (Di), der Rehabilitation (Re) und von nachsorgenden Einrichtungen (Na), die Fähigkeiten in der Behandlung der Covid-19-Erkrankung haben.

Beschwerden sind vielfältig und komplex

Die besondere Problematik: Long-Covid ist nicht einfach zu diagnostizieren, die Beschwerden sind vielfältig und komplex. Betroffene können optisch fit aussehen, sind es aber nicht mehr. An vielen Stellen fehlt auch das Wissen über die Erkrankung. Der Verein sieht eine Aufgabe darin, zu informieren – Betroffene und auch Mediziner. Es ist zum Beispiel ein Fragebogen entwickelt worden, der Patienten bei der Selbsteinschätzung helfen kann. „Das unterstützt auch Hausärzte bei der Zuordnung des Schweregrades“, sagte der Vereinsvorsitzende. Auf der Internetseite des Netzwerkes „DiReNa“ ist der Fragebogen bereits abrufbar.

„Hausärzte haben eine Schlüsselrolle“

Vize-Vereinsvorsitzende Gesine Dörr, Chefärztin für innere Medizin im St. Josefs-Krankenhaus Potsdam, sieht eine große Aufgabe darin, speziell auch Hausärzte im Land Brandenburg fortzubilden, weil sie die ersten sind, die mit Long-Covid-Patienten in Berührung kommen. „Hausärzte haben eine zentrale Schlüsselrolle hier“, sagte sie. Den Hausärzten soll zum Beispiel auch geholfen werden, geeignete Partner für die Diagnostik und die Behandlung von Patienten zu finden.

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Long-Covid berührt die ganze Gesellschaft. Spielhagen verwies auf eine Studie (Jama) aus den USA, in der ein gesamtwirtschaftlicher Schaden durch Long-Covid für die US-Wirtschaft mit 2,6 Billionen Euro beziffert wird. Eingerechnet sind da etwa die Kosten für Behandlungen und Medikamente genauso wie der Ausfall von Arbeitskräften, die an den Langzeitfolgen der Krankheit leiden und ihre Leistungsfähigkeit verloren haben. Untersuchungen von Covid-Patienten, bei denen auch Gehirnregionen betroffen waren, zeigten Veränderungen in der Hirnstruktur. Spielhagen sprach in den Fällen von einem Verlust an Hirnvolumen um ein Prozent. „Dieser Verlust an Nervenzellen entspricht einer natürlichen Alterung von etwa zehn Jahren, was auch mit einem Leistungsverlust verbunden ist“, sagte er.

MAZ

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