Blökende Schafe beim Hoffest in Weseram
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Der Berliner Skudden-Züchter Frank Wasem befreite die Schafe von ihrer Wolle.
© Quelle: Christine Lummert
Weseram. Ein Teil der Skuddenherde von Katja und Christoph Behling durfte beim Hoffest in Weseram entspannt auf der Weide grasen. Den Kollegen im Stall ging es dagegen an die Wolle. Züchter-Kollege Frank Wasem hatte aus Berlin seine elektrische Schermaschine mitgebracht. Einige geschickte Handgriffe reichten aus und nach wenigen Minuten gingen Schaf und Wolle getrennte Wege.
Zum zweiten Mal öffnete der Skuddenhof seine Türen und zahlreiche Besucher kamen zum Lämmer streicheln und Landluft atmen. Katja Behling musste erst einmal nachrechnen, wie viele Tiere sich zurzeit auf Hof und umliegenden Wiesen tummeln. „Etwa 50 Muttertiere, acht Böcke und 65 Lämmer gehören zu unserer Herde“, sagte Behling.
Orchideenwiese als Weide
Der Nachwuchs hätte zahlreicher sein können. „Aber der trockene Sommer im letzten Jahr zeigt sich auch in der Fruchtbarkeit unserer Schafe“, meinte Behling. Dabei sind die Weseramer Skudden noch gut durch die heiße Jahreszeit gekommen.
Die Tiere durften auf der Orchideenwiese bei Saaringen weiden. „Aus naturschutzrechtlichen Gründen hätte dort gemäht werden sollen, aber der Sommer war so trocken, das sich nur das Weiden gelohnt hat“, sagte die Züchterin. Wohlgenährt waren die Skudden allesamt, was besonders nach der Schur gut zu sehen war. Obwohl Skudden die kleinste deutsche Schafrasse sind, kam Frank Wasem bei seiner Arbeit mächtig ins Schwitzen.
Museum für Spinnräder
Wie die Wolle der Schafe weiterverarbeitet wird, bekamen die zahlreichen Besucher des Hoffestes auch gleich zu sehen. Aus ganz Deutschland waren Expertinnen verschiedener Handwerks- und Handarbeitskünste auf den Skuddenhof gekommen und die Gäste konnten sich selbst an Spinnrad und Webrahmen versuchen.
„Zudem habe ich von Ingrid Schimkönig eine Sammlung historischer Spinnräder übernommen, für die auf dem Hof ein eigener Raum eingerichtet werden soll, um sie dort Besuchern zu zeigen“, sagte Katja Behling.
Alte Hose aus Skudden-Wolle
Über die Leidenschaft für die Skuddenschafe sind die Züchter aus Weseram sogar zu Unterstützern der Wissenschaft geworden. Bei Hoffest zeigten Experten des Deutschen Archäologischen Instituts einen Dokumentarfilm über die Erfindung der Hose. Während Ötzi noch mit Lendenschurz und Röhren aus Ziegenfell an den Beinen durch die Alpen unterwegs war, hatten Männer in Zentralasien schon Hosen an. In einem Experiment wurde mit der Wolle der Weseramer Skudden, das historische Beinkleid originalgetreu nachgeschneidert.
Von Christine Lummert
MAZ