Der Jagdschein hat wieder Konjunktur
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Marian Zobel (li.) und Carsten Schreier haben erfolgreich die Prüfung zum Erhalt des Jagdscheins abgelegt.
© Quelle: Christiane Sommer
Dahnsdorf. Obgleich Marian Zobel aus Dahnsdorf nun schon seit gut drei Monaten stolzer Besitzer eines Jagdscheines ist, hängen daheim im Wohnzimmer noch immer Lernkarten an Tür und Wand. Sie vermitteln wildes Wissen über die Jagd im Niederwildrevier. Die Dahnsdorfer Jagd stellt ein solches Niederwildrevier dar, indem Fuchs und Dachs, Mink und Marderhund, Reh und Hase zu Hause sind, erklärt der Jungjäger.
Trotz seiner bestandenen Prüfung glaubt der 29-Jährige KFZ-Meister, noch weiter viel lernen zu müssen, bevor er von sich sagen kann, „ein richtiger Waidmann“ zu sein.
Carsten Schreier pflichtet ihm bei. Der 28-Jährige Chemielaborant aus Dahnsdorf hat gemeinsam mit ihm die Schulbank für das „Grüne Abitur“ gedrückt. Mit ihnen tat das auch der 16-jährige Jakob Höhne aus Niemegk. Die drei jungen Männer, die sich aus den verschiedensten Gründen der Ausübung des Waidwerks verpflichtet sehen, haben im ersten Anlauf erfolgreich die Jagdprüfung bestanden und dürfen sich damit Jungjäger nennen.
„Mein Opa hat mich in der Kindheit mit in sein Revier genommen“, erzähl Zobel. Die Erlebnisse waren prägend. Als sich der 29-Jährige voriges Jahr entschloss, seinem bisherigen Hobby – dem Fußball – ade zu sagen, musste ein neuer Freizeitausgleich her. Der KFZ-Meister besann sich auf die Natur und darauf, was der Großvater ihm vermittelt hatte. Die Entscheidung, jagdtechnisch in dessen Fußstapfen zu treten, war schnell gefallen.
„Bei mir war es etwas anders“, erklärt Carsten Schreier. Er war in der Vergangenheit schon als Treiber bei verschiedenen Jagden dabei. Jakob Höhne wiederum lernte die Jagd über seinen Vater Bodo Höhen und seinen Bruder Willi kennen, die ebenfalls im Besitz eines Jagdscheines sind. Nach zwei Wochen Intensivkurs an der Jagdschule „Diana“ im Sachsen-Anhaltinischen Pratau und nicht gezählten Stunden intensiven Selbststudiums daheim, stellte sich das Trio der Prüfung.
Anteil der Frauen steigt
Im Land Brandenburg steigt die Zahl der Jagdscheininhaber kontinuierlich. Rund 12 500 Personen besitzen solch ein Dokument. 10 000 Menschen sind im Landesjagdverband organisiert. Somit kommt ein Jagdscheininhaber auf 200 Einwohner. Jagen ist jedoch keine Männerdomäne mehr. Der Anteil der Frauen nimmt deutschlandweit zu. In Brandenburg waren 2017 von 421 Jägerprüflingen 73 Frauen. Indes wurden noch 2013 unter 314 Prüflingen nur neun Frauen gezählt. Für ihre Ausbildung zahlen die angehenden Jäger durchschnittlich 1900 Euro.
In der Gruppe lernt es sich besser, so das Fazit der drei jungen Männer. Für das „Grüne Abitur“ mussten sie sich unter anderem Kenntnisse über Tierarten, Naturschutz, Jagdbetrieb inklusive dem Umgang mit Jagdwaffen, Jagdhundewesen, Wildhygiene und -Krankheiten sowie zu Natur- und Umweltschutz aneignen. Zwischenzeitlich haben Marian Zobel und Carsten Schreier auch schon die erste Treibjagd im Dahnsdorfer Revier als Jäger miterlebt. „Es war ein schönes Gefühl, von der einen Seite auf die andere gewechselt zu sein“, erzählt Carsten Schreier und ergänzt: „Wenn ich mein Studium beendet habe, will ich die Jagd intensiver ausüben“.
Auch Jakob Höhne muss sich noch in Geduld üben. Bis zu seinem 18. Geburtstag zeigt ihm das deutsche Waffengesetz Grenzen auf, weshalb der Zehntklässler bis dahin nur in Begleitung eines erfahrenen Jägers die Jagd ausüben darf.
Somit streift einzig Marian Zobel bereits aktiv durch das Revier. „Die Jagd auszuüben, bedeutet für mich auch ein Stück gesellschaftliches Engagement“, sagt der zweifache Familienvater. In der Jagd glauben die drei einen Ausgleich zum Alltag zu finden und hoffen auf Verständnis ihrer Partnerinnen, die keine entsprechende Ausbildung anstreben. Dennoch lassen sich deutschlandweit immer mehr Frauen zu Jägerinnen ausbilden. Auch die drei Jungjäger aus dem Planetal liegen im Trend.
Einer Umfrage des Deutschen Jagdverbandes (DJV) zufolge kommen angehende Waidfrauen und Waidmänner aus der Mitte der Gesellschaft. 17 Prozent arbeiten in Dienstleistungsberufen, elf Prozent sind Handwerker sowie 14 Prozent Schüler und Studenten.
Von Christiane Sommer
MAZ