Im Gutshof Klein Glien brennt wieder Licht
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Die neuen Hausherren in Klein Glien: Julianne Becker und Janosch Dietrich
© Quelle: Daniela Singhal
Hagelberg. Der Gutshof Klein Glien ist wieder belebt. Nachdem er fast drei Jahre lang leer stand, brennt seit kurzem wieder Licht im Haupthaus. Mit gutem Grund, wie Janosch Dietrich zu berichten weiß: „Wir starten im April“, sagt der Berliner.
Er ist einer der fünf Initiatoren des Projektes „Coconat“, welches am Fuß des Hagelberges so genannte Coworking-Plätze anbieten möchte. Im Mai vergangenen Jahres hatte die Stadtverordnetenversammlung in Bad Belzig beschlossen den Gutshof an die Kokosnuss OHG zu verkaufen. Sie war nach mehreren Interessenbekundungen die letztlich einzige Bewerberin und erhielt den Zuschlag. Die Vorverträge sind laut Janosch Dietrich mittlerweile unterzeichnet.
Berlin-Moabit als Basis
Bis 2014 war der Gutshof von der Stadt Bad Belzig an den Arbeits- und Ausbildungsförderungsverein Potsdam-Mittelmark verpachtet. Der Verein hatte den Hotelbetrieb an die Firma Immoring übergeben.
Ein Streit über Mietfragen führte beide Seiten vor Gericht. Es kam zu Vergleich, mit dem sich die Stadt Bad Belzig den Zugriff auf ihr Eigentum gesichert hat.
Mit der Raumstation in Berlin-Moabit haben Janosch Dietrich und Mitstreiter bereits seit 2007 Erfahrung in dem Geschäft. Auf fünf Etagen in 40 PC-Arbeitsplätze jeweils gut gebucht. Weil ein erst in Groß Kreutz/Havel gemietetes ehemaliges Ferienheim nicht verkäuflich war, wurde ein Alternativstandort im Hohen Fläming gesucht und gefunden.
Das Projekt „Coconat“ sucht nach Unterstützern aus der Region. Momentan werden vor allem Handwerker und Gärtner gesucht. Was gebraucht wird, kann man auf der Webseite des Projektes nachlesen: http://coconat-space.com/about/support/
Der Verkauf ist jedoch noch nicht 100prozentig abgeschlossen: Was noch fehle, sei die finale Finanzierungszusage der Bank. „Wir sind allerdings optimistisch, dass wir die Zusage bald bekommen“, sagt der Unternehmer. Mitte des Monats zieht er jedenfalls mit Mit-Initiatorin und Partnerin Julianne Becker und ihrer gemeinsamen Tochter von Berlin nach Klein Glien. Zusammen mit anderen Mitgliedern des Teams wollen sie in einer Wohngemeinschaft auf dem Hof leben. „Wir freuen uns darauf, dann Vollzeit im Hohen Fläming zu sein“, erläutert Julianne Becker.
Wer aus nah und fern die künftigen neuen Besitzer des Gutshofes kennenlernen wollte, hatte jüngst schon einmal Gelegenheit dazu. Dietrich und sein Team luden zu Bratwürstchen, Glühwein und Club-Mate am zugefrorenen Teich gleich neben dem Park ein. Etliche Berliner, aber auch Interessierte aus der Umgebung waren der Einladung gefolgt. „Es ist uns sehr wichtig, dass wir uns mit den Menschen aus der Region vernetzen“, so Julianne Becker. „Wir möchten sie in unsere Pläne miteinbeziehen und wünschen uns, dass dieser Ort zu einem lebendigen Treffpunkt wird.“ Mittelfristig sollen auf dem Gutshof zwölf Arbeitsplätze geschaffen werden.
rbeiten in der Natur und in der Gemeinschaft
Coconat _ das steht für „community and concentrated work in nature“, also konzentriertes Arbeiten in der Natur und in der Gemeinschaft. Interessierte können sich in Konferenzräume und Arbeitsbereiche mit 50 Schreibtischen einmieten. Die ersten Buchungen gibt es schon, wie es auf Nachfrage heißt.
Eine Tageskarte für den Schreibtisch ohne Übernachtung kostet 10 Euro. Wer das Gesamtpaket für rund 90 Euro bucht, bekommt einen Arbeitsplatz mit Internetanschluss, drei Mahlzeiten und eine Übernachtung im Einzelzimmer geboten. Die idyllische Umgebung kann wahlweise als Rückzugsraum für die Erholung oder aktive Freizeitgestaltung genutzt werden.
Sanierungsarbeiten stehen noch an
Bevor die ersten Gäste kommen, gibt es jedoch noch viel zu tun: Vor allem im Haupthaus, das zum Coworking benutzt werden soll, steht gleichwohl die Bausubstanz dank der Sanierung in den 90ern gut ist noch viel Arbeit an. „Wir werden einiges verändern“, so Julianne Becker. „Wir wollen aber so wenig wie möglich wegwerfen. Wir möchten viele Dinge upcyclen, also Dinge, die wir nicht mehr gebrauchen können für eine andere Verwendung umwandeln.“
Mittelfristig soll sich auf dem etwa zwei Hektar großen Gelände einiges tun: Eine Sauna ist geplant, ebenso wie Freilichtschreibtische und eine Außenküche. „Wir werden nicht alles sofort umsetzen“, so Becker. „Manche Sachen können wir erst 2018 angehen. Wir werden uns einfach Schritt für Schritt vorarbeiten.“
Von Daniela Singhal
MAZ