Wildenbruch

Rackern für Wildenbruch

Vor dem Bürgerhaus in Wildenbruch: Manfred Bellin mit seiner Frau Doris, die ihm immer den Rücken frei hielt. In der Hand hält er das Geschenk, ein Ölgemälde mit der Ortsmitte als Motiv.

Vor dem Bürgerhaus in Wildenbruch: Manfred Bellin mit seiner Frau Doris, die ihm immer den Rücken frei hielt. In der Hand hält er das Geschenk, ein Ölgemälde mit der Ortsmitte als Motiv.

Wildenbruch. An diesen Gedanken müssen sich die Wildenbrucher erst gewöhnen: Manfred Bellin, ihr langjähriger Ortsbürgermeister, zieht sich nach drei Jahrzehnten aus der Lokalpolitik zurück. Er wird nicht mehr der neuen Michendorfer Gemeindevertretung angehören und auch keine Ortsbeiratssitzungen im Wildenbrucher Bürgerhaus mehr leiten. „Ich glaube, nach 30 Jahren in der Kommunalpolitik wird es Zeit, loszulassen“, sagt er.

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Im Ort selbst wollen sie ihn eigentlich nicht loslassen – den Mann, der sich „unermüdlich dafür eingesetzt hat, dass Wildenbruch nicht nur Baugebiete, sondern auch Gemeinsinn – eine neue Identität – entwickelt“, wie es Mitstreiter Klaus Benthin ausdrückte. Weil man einen Manfred Bellin nicht einfach so gehen lässt, haben alle Wildenbrucher Vereine, der Ortsbeirat und der Gemeindekirchenrat ihn mit einer schönen Geste überrascht.

Das Bürgerhaus ist sein zweites Zuhause

Sie lockten ihn und seine Frau ins Bürgerhaus – den Ort, der quasi sein zweites Zuhause war. Dort, in der einstigen Dorfschule, lernte er lesen und schreiben, dort tagte er Jahrzehnte später mit dem Ortsbeirat, um zu beraten, wie Wildenbruch weiter vorangebracht werden kann. Es gibt also keinen besseren Platz als dieses altehrwürdige Haus, um sich bei „Manne“, wie seine Mitstreiter ihn nennen, zu bedanken. Fürs Abschiedsgeschenk haben sie alle zusammengelegt und ein Ölgemälde bei Maler Olaf Thiede in Auftrag gegeben. Für Manfred Bellin hat er Wildenbruchs Ortsmitte auf Leinwand gemalt.

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Gruppenbild vorm Bürgerhaus in Wildenbruch

Gruppenbild vorm Bürgerhaus in Wildenbruch: Manfred und Doris Bellin (Mitte) mit Vertretern der Vereine, des Ortsbeirats und des Gemeindekirchenrates.

Manchmal werden die Dinge plausibler, wenn sie mit Worten aus der Sportwelt erzählt werden. Klaus Benthin sah Manfred Bellin ein bisschen in der Rolle von Berti Vogts im WM-Finale von 1974. Viele Experten sagen bis heute, Deutschland wurde Weltmeister, weil Berti Vogts Hollands besten Mittelfeldspieler Johan Cruyff ausgeschaltet hat, sagt Benthin. Er spielte mit Manne früher selbst Fußball und dachte oft über ihn: „Genau wie Berti – knallhart, aber sportlich fair, absolut uneigennützig und immer im Dienste der Mannschaft.“ Hinzufügen müsste man noch: Ein Spieler mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn. Wenn der Libero der eigenen Mannschaft angegangen und gestreckt wurde, „sorgte Manne für ausgleichende Gerechtigkeit“, erzählte Benthin und fügte hinzu: Manne kann beides – Teamplayer und Führungsspieler.

Mit ihm auf der Liste wurde der Anglerverein 1990 stärkste Kraft

In die Kommunalpolitik kam Manfred Bellin nach der friedlichen Revolution in der DDR. Bei den ersten freien Kommunalwahlen im Mai 1990 trat Bellin für den Anglerverein gegen CDU, SPD und PDS an. Mit ihm auf der Liste stellte der Anglerverein, aus dem später die „Freie Bürgerliste“ wurde, die größte Fraktion in Wildenbruchs Gemeindevertretung und mit Karl-Heinz Oed den hauptamtlichen Bürgermeister. Bellin gehörte damals zu denjenigen, die Ortsgeschichte schrieben und wichtige Entscheidungen für Wildenbruchs Zukunft trafen – etwa zum Bau der Grundschule oder zur Ansiedlung des Golfplatzes.

Als der Heimatort 2003 mit der Gemeindegebietsreform ungewollt Teil der Großgemeinde Michendorf wurde, vertrat Manfred Bellin die Wildenbrucher Belange in der großen Gemeindevertretung und wurde Ortsbürgermeister. Er gehörte zu den ersten, die sich gegen den Plan stellen, in der Fresdorfer Heide eine Deponie zu errichten. Bellin forderte frühzeitig, die alten Verabredungen einzuhalten, die eine Rekultivierung des dortigen Kiestagebaus vorsahen und keine Mülldeponie.

„Kommunalpolitik sollte auch Spaß machen“

Zu seinem Wort stehen – das gehört auch zu den Eigenschaften, die Bellin zum beliebtesten Lokalpolitiker in seinem Heimatort machten. Er war auch mit dabei, als Wildenbruchs Feuerwehrleute 2010 zu den Partnern ins tschechische Raspenava eilten, um Hilfsgüter für Flutopfer zu bringen. Ein Bach hatte sich in einen reißenden Strom verwandelt und unter anderem die Kita zerstört.

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Und was wünscht er sich für seine Heimat? „Dass wir in Wildenbruch weiter respektvoll und fair miteinander umgehen und diese Art des Umgangs auch in der Großgemeinde Einzug hält“, sagt Bellin und fügt noch hinzu: „Die Kommunalpolitik sollte auch Spaß machen und nach der Debatte sollte auch etwas erreicht werden.“

Ein Dankeschön in der Gemeindevertretung

Zur letzten Sitzung der alten Gemeindevertretung Michendorf wurden weitere Gemeindevertreter verabschiedet. Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) bedankte sich mit einem Geschenk bei Christian Worm (SPD), Gerhard Mühlbach (SPD) und Claudia Günther (Bündnis für Michendorf) für die geleistete Arbeit.

Claudia Günther bekam von ihrer Fraktion noch einen Apfelbaum mit auf den Weg.

Gewürdigt wurde zudem Sebastian Häsel, der als Fresdorfs Ortsvorsteher aufhört, und Dirk Noack für seine Dienste als Gemeindewehrführer.

Von Jens Steglich

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