Flak-Granate in Stahnsdorf mit lautem Knall gesprengt
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KMBD Sprengmeister Mike Schwitzke mit einem Granatensplitter nach der Sprengung in Stahnsdorf.
© Quelle: Konstanze Kobel-Höller
Stahnsdorf. In Stahnsdorf ist am Mittwoch eine Flak-Granate gesprengt worden. Dazu wurden zeitweise die A115 und der Teltowkanal gesperrt, auch der Campingplatz Dreilinden wurde evakuiert. Häuser waren nicht im 400-Meter-Sperrkreis. Sprengmeister Mike Schwitzke sprach von „Alltagsgeschäft“, die Sache war innerhalb einer Stunde erledigt. Als Besonderheit bezeichnete Schwitzke aber, dass quasi länderübergreifend gearbeitet wurde, denn im Berliner Grunewald wurde ebenfalls gesprengt. Dort war es Munition, sodass auch die Avus von 9.45 bis 10.15 Uhr zwischen Hüttenweg und Spanische Allee gesperrt war.
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Sprengmeister Mike Schwitzke (re) und sein Kollege, Munitionsfacharbeiter Markus Kreuzer vor der Granatensprengung in Stahnsdorf.
© Quelle: Konstanze Kobel-Höller
„Das ist nicht so kompliziert wie eine klassische Bombenentschärfung“, erklärte Schwitzke vor dem Einsatz. Die Granate sei am Vortag vorbereitet worden. Nach Freigabe des Sperrkreises komme nur mehr die Sprengladung drauf und die Granate werde locker mit rund einem Meter Sand abgedeckt, um das Herumfliegen von Splittern zu verhindern. Er kündigte an, dass man wegen der Wetterlage – windstill und relativ kühl – den Knall hören werde. Die Arbeit des Kampfmittelbeseitigungsdienstes (KMBD) werde vielleicht zehn bis 15 Minuten dauern.
Stahnsdorf: Sprengung der Flak-Granate um 9.52 Uhr
Tatsächlich knallte es um 9.52 Uhr gut hörbar. Erst um 9 Uhr waren rund 50 Einsatzkräfte losgezogen, um den Sperrkreis mit einem Radius von 400 Metern zu errichten, mit neun Posten wurde er abgesichert, mehr als 40 Personen aus Stahnsdorf und Kleinmachnow durchkämmten dann das Gelände. Lediglich eine Handvoll Nutzer des Campingplatzes in Dreilinden sowie ein paar Jogger und Spaziergänger wurden gebeten, den Sperrkreis zu verlassen, Zwischenfälle gab es dabei keine.
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Steffi Pietzner, Gemeindewehrführerin, und Thomas Steinecker, von der Feuerwehr Stahnsdorf, waren beide im Einsatz.
© Quelle: Konstanze Kobel-Höller
Mehrere Löschfahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr und ein Rettungswagen waren sicherheitshalber so nah wie möglich am Einsatzort positioniert. Um 9.31 Uhr wurde die Schleuse geschlossen, um 9.40 Uhr die Autobahn BAB 115 zwischen Kleinmachnow und Babelsberg gesperrt und geräumt und um 9.48 Uhr erhielt Schwitzke dann die Freigabe für die Sprengung. Nur vier Minuten später knallte es, um 9.56 Uhr wurde vermeldet, dass es keine Schäden an Mensch und Material gegeben habe und die Sperrungen wieder aufgehoben werden.
Der Blindgänger, der aus einer deutschen Flak-Kanone des Zweiten Weltkrieges stammte, hatte einen Durchmesser von 10,5 Zentimetern und eine Länge von vielleicht 35 bis 40 Zentimetern. Er war am 28. Februar von Spaziergängern im Wald entdeckt worden, laut Schwitzke einem relativ lichten, rund 70 bis 80 Jahre alten Hochwald. Das Areal sei ein ehemaliger Übungsplatz, der zur früheren Schlieffen-Kaserne gehörte und sich bis zum Teltowkanal zog. Die Flak-Granate deutscher Bauart wurde noch am Fundtag vom KMBD untersucht, die einen Uhrwerkszeitzünder feststellte, vergleichbar mit einer Eieruhr, der stehengeblieben war. Da nicht absehbar war, wie dieser sich bei Erschütterung verhält, war ein Abtransport nicht möglich.
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Was nach der Sprengung übrig blieb: die Splitter des Blindgängers.
© Quelle: Konstanze Kobel-Höller
Für die Sprengung wurde mit einer 250-Gramm-Initialsprengladung lediglich die rund zehn Millimeter dicke Stahlwand durchschlagen, um damit die etwa 600 Gramm Sprengstoff im Inneren zu zünden, so Schwitzke. Um was es sich dabei genau handle, wisse man nicht genau, so der Sprengmeister: Am Ende des Krieges, so ab 1943, sei dem TNT „viel Dreck“ beigemischt worden, um es zu strecken, etwa roter Phosphor. Das würde man dann an der Art des Knalls hören, erklärte der Sprengmeister, bei gestrecktem TNT klinge die Explosion relativ dumpf. Aufgrund der starken Korrosion der Granate könne er das Alter auch nicht optisch abschätzen. Letztlich sei diese Information aber auch nicht wichtig. „Uns interessiert nur, welche Nation, welcher Zünder und welche Gefahr von dem Zünder ausgeht. Alles andere ist unnützes Wissen.“
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Da es sich um einen Routinefall handelte, waren nur zwei Mitarbeiter vom KMBD im Einsatz: Schwitzke arbeitete an der Stahnsdorfer Granate mit Markus Kreuzer, der seit 2021 Munitionsfacharbeiter ist. Das ist die Mindestbesetzung. „Einer alleine darf nicht“, so der Sprengmeister.