Sprengung von Weltkriegsgranate in Stahnsdorf: 300 Meter Sperrkreis, 1000 Betroffene
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Die Flakgranate die in der Stahnsdorfer Lindenstraße gefunden wurde und am Mittwoch gesprengt wird.
© Quelle: Gemeinde Stahnsdorf
Stahnsdorf. Eine Sprengung steht in Stahnsdorf wieder auf dem Programm: Am Mittwoch wird eine Granate gesprengt, die bei Garagenabrissarbeiten in der Lindenstraße entdeckt wurde.
► Live-Ticker: Weltkriegs-Granate in Stahnsdorf wird gesprengt: Straßensperren und Evakuierung
► Sprengmeister Mike Schwitzke: "Man muss immer einkalkulieren, dass was nicht funktioniert"
Bei einer Routinesuche in einem Hinterhof in der Stahnsdorfer Lindenstraße hatte der Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) am vergangenen Freitag nicht nur Müll, sondern auch verschiedene Munitionsreste entdeckt. Darunter befanden sich auch eine Panzerfaust aus Wehrmachtsbeständen sowie eine 10,5-Zentimeter-Flakgranate, die ebenfalls aus deutscher Produktion und Zeiten des Zweiten Weltkriegs stammt.
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Während die Panzerfaust bereits am Freitag abtransportiert wurde, war dies bei der Granate nach Aussage des KMBD nicht möglich. Grund dafür sei, dass sie aufgrund der Besonderheit ihres Zünders – eines Uhrwerkszünders – nicht transportabel sei und daher vor Ort gesprengt werden müsse, so Stahnsdorfs Pressesprecher Stephan Reitzig. Das ist nun für Mittwoch, 18. Mai, um 14 Uhr geplant, in Aktion wird dabei Mike Schwitzke sein, der im Februar 2021 auch die Weltkriegsbombe in Stahnsdorf gesprengt hat.
Stahnsdorf: Granate aus 2. Weltkrieg wird gesprengt
Aus Sicherheitsgründen wurde für den Zeitraum der Sprengung die Einrichtung eines Sperrkreises von 300 Metern um den Fundort und damit die Evakuierung des Areals angeordnet. Konkret werden gesperrt: Die Lindenstraße auf der gesamten Lände, der Dorfplatz, die Kirchstraße, die Krughofstraße, die Schulzenstraße, die Wilhelm-Külz-Straße zwischen dem Dorfplatz und dem Stahnsdorfer Hof sowie die Mühlenstraße zwischen der Sputendorfer Straße und der Einfahrt zum Parkplatz der neuen Turnhalle.
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Bei Abrissarbeiten in einem Hinterhof in der Lindesnstraße wurden Munitionsreste gefunden.
© Quelle: Gemeinde Stahnsdorf
Der überörtliche Verkehr soll dabei weitestgehend über die Ortsumfahrung L 77 n umgeleitet werden, der innerörtliche Verkehr möglichst ebenfalls darüber oder über die Potsdamer Allee und die Bergstraße. Wie lange die Straßensperrungen dauern werden, kann noch nicht gesagt werden.
In dem Bereich wohnen rund 700 Menschen, auch die Lindenhof-Grundschule mit knapp 300 Schülern und Schülerinnen ist davon betroffen. Mit der Evakuierung soll nach der Belehrung gestartet werden, so Reitzig, der davon ausgeht, dass es ab ungefähr 11 Uhr damit losgeht. Bereits am Montag wurden die Anwohner aber über Flugblätter von den Details informiert.
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Der Sperrkreis zur Sprengung der Granate in der Stahnsdorfer Lindenstraße.
© Quelle: Gemeinde Stahnsdorf
Kinder, die zu diesem Zeitpunkt noch in der Schule sind, werden bis 13.30 Uhr in die neue Sporthalle an der Mühlenstraße begleitet, wo sie sicher untergebracht sind. Um Eltern das Abholen ihrer Kinder zu jedem Zeitpunkt zu ermöglichen, beantragt die Gemeinde für die Mühlenstraße im Bereich zwischen Turnhallen-Parkplatz und Ruhlsdorfer Straße eine Aufhebung der Einbahnstraßenregelung während des Sperrzeitraums. Ob diese genehmigt wird, ist aktuell noch unklar.
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Menschen, die im Sperrkreis wohnen und bei der Evakuierung Hilfe – also einen Transport – benötigen, werden gebeten, sich telefonisch unter 03329/64 62 10 zu melden. Im Gemeindezentrum Stahnsdorf gibt es die Möglichkeit, die Sprengung abzuwarten, hier werden auch Getränke angeboten.
Reitzig geht davon aus, dass eine dreistellige Zahl von Personen mit der Evakuierung beschäftigt sein wird. Die Kernverwaltung wird vor Ort an den Türen klingeln, um sicherzustellen, dass keine Menschen mehr in den Häusern sind, die Stahnsdorfer Feuerwehr wird den Brandschutz gewährleisten und bei der Versorgung helfen. Außerdem wird die Polizei an ausgewählten Kontrollpunkten eingesetzt.
Sprengung einer 500-Kilo-Bombe in Stahnsdorf 2021
Im Februar 2020 wurde auf einer Stahnsdorfer Baustelle eine 500-Kilo-Bombe entdeckt. Ein Baggerfahrer war an einem Ferien-Freitagmittag auf sie gestoßen. Der Sperrkreis war hier mit 1000 Metern deutlich größer und betraf auch Kleinmachnow und Teltow, vor allem aber Stahnsdorf. Innerhalb kürzester Zeit musste die nahe gelegene Kita Mäuseburg evakuiert werden. Später wurden knapp 2600 Stahnsdorfer und 600 Kleinmachnower in Sicherheit gebracht, sofern sie nicht schon selbst dafür gesorgt hatten.
Da Sprengmeister Mike Schwitzke eine Entschärfung der Bombe nicht gelang, wurde sie schließlich am Samstag, 8. Februar, um 3.30 Uhr morgens gesprengt. In der Umgebung gab es durch die Detonation zahlreiche Schäden wie gerissene Fensterscheiben, gelöste Dachziegel, einen beschädigten Kran direkt neben der Bombe. Ein Einfamilienhaus musste sogar komplett abgerissen werden. Mittlerweile erinnert nicht mehr viel an das Ereignis, auf dem Sprengkrater steht inzwischen ein Mehrfamilienhaus und das Einfamilienhaus wird gerade wieder aufgebaut.
Von Konstanze Kobel-Höller