E-Paper
Klausdorf

Riesiger Kahlschlag in Waldbrandflächen

Brandenburgs Agrar- und Forstminister Jörg Vogelsänger informierte sich am Mittwoch auf den Waldbrandflächen bei Klausdorf über die geplante Wiederaufforstung.

Brandenburgs Agrar- und Forstminister Jörg Vogelsänger informierte sich am Mittwoch auf den Waldbrandflächen bei Klausdorf über die geplante Wiederaufforstung.

Klausdorf. Kein Baum steht mehr, so weit das Auge reicht. Am Boden liegen Asche und verkohlte Kiefernnadeln. Darunter kommt sofort der märkische Kies zum Vorschein. Auf dem Ende August vom riesigen Waldbrand betroffenen Flächen bei Klausdorf laufen jetzt die Arbeiten zur Wiederaufforstung des riesigen Gebietes auf Hochtouren.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Zunächst wird das 180 Hektar umfassende Gebiet zwischen Klausdorf, der Bundesstraße 102 und der Siedlung Tiefenbrunnen komplett gerodet. Ab März sind erste Neuanpflanzungen geplant.

„Wir haben hier in Kooperation mit den zumeist betroffenen privaten Waldbesitzern und deren Genossenschaft aktuell drei Firmen im Einsatz, die zunächst die gesamte Fläche beräumen“, erklärt Karin Heintz, die Leiterin der Oberförsterei Dippmannsdorf am Mittwoch bei einem Besuch von Jörg Vogelsänger (SPD), Brandenburgs Minister für ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft, im Brandgebiet.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Er wies Kritik zurück, dass die Aufforstung nun nicht genutzt werde, um einen Mischwald entstehen zu lassen. „Es wird wieder hauptsächlich Kiefern geben, weil der Boden gar nicht für so viele Laubbäume geeignet ist“, so der Minister.

Überwachung auch aus dem All

„Es handelt sich hier von der Qualität der Böden her um mittlere Standorte“, bestätigte Michael Luthardt, der Leiter des Landeskompetenzzentrums Forst Eberswalde (LFE). Dessen Mitarbeiter begleiten die auch für Forstleute wegen der Dimension ungewöhnliche Wiederaufforstung. Sie werde sich über mindestens drei Jahre hinziehen, so Luthardt.

Dabei werden diese Flächen monatlich in ihrer Entwicklung wissenschaftlich beurteilt. Dazu erfolgt auch eine Beobachtung anhand von Satellitenbildern aus dem Weltall sowie mit Hilfe von Drohnen, erklärt Luthardt.

Laubholz nicht überall möglich

Die insgesamt 180 Hektar große Brandfläche in dem Bereich bei Klausdorf wird in verschiedene Abschnitte unterteilt, um unterschiedliche Modelle der Wiederbewaldung durchzuführen. Auf den besseren Standorten werde Laubholz gepflanzt. „Auf den ärmeren Standorten muss wieder mit der Kiefer gearbeitet werden. Wo es möglich ist, wird Mischwald entstehen“, sagt Michael Luthardt.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Zudem gehe es um die Vorbeugung neuer Waldbrände. Sie soll durch Schutzstreifen mit Roteichen und anderen Laubbäumen erreicht werden, die an Rändern und in den Beständen vorgesehen sind. „Auch sind Arbeiten zum Wegebau und für Löschwasserentnahmestellen im gesamten Revier Treuenbrietzen geplant“, sagte Karin Heintz, die Leiterin der auch für die gesamte Fläming-Region zuständigen Oberförsterei Dippmannsdorf.

Kahlschlag so weit das Auge reicht

Kahlschlag so weit das Auge reicht. 180 Hektar waren allein bei Klausdorf vom riesigen Waldbrand im August betroffen.

Für die Aufforstung rechnen die Experten mit 8000 Setzlingen pro Hektar, die für Laubwald nötig sind. Bei Kiefern seien es 10.000 Pflanzen pro Hektar. Die Kosten allein dafür belaufen sich auf ein Stückpreis zwischen 50 Cent und einem Euro.

Weil die Wiederaufforstung der riesigen Flächen sich über Jahre hinziehen wird, ist ebenso vorgesehen, „vorübergehend bestimmte Kräuter zu pflanzen, um eine Abwanderung des Bodens zu verhindern“, erklärt Experte Michael Luthardt.

Waldbesitzer fürchten Schäden

Für die Waldbesitzer sind die Folgen des riesigen Waldbrandes und auch die finanziellen Auswirkungen noch nicht voll absehbar. Wolfgang Seehaus aus Bardenitz leitet die Genossenschaft, der gut 80 der insgesamt rund 100 betroffenen Waldbesitzer angehören. Er sieht weitgehende Einigkeit in der Gemeinschaft dafür, „dass unser Wald in jedem Fall wieder aufgeforstet wird. Dazu werden wir die Auflagen der LFE erfüllen“, kündigte Seehaus gegenüber der MAZ an.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Das bedeutet, dass zu 70 Prozent Kiefern und mindestens 30 Prozent Laubbäume gepflanzt werden müssen. Auch um dafür eine Förderung durch das Land erhalten zu können. „Die Kiefer verdient zwar unser Geld, wie müssen aber auch den Klimawandel sehen und aus der Erfahrung für besseren Brandschutz sorgen“, sagt Wolfgang Seehaus.

Wolfgang Seehaus aus Bardenitz leitet die Genossenschaft der Waldbesitzer

Wolfgang Seehaus aus Bardenitz leitet die Genossenschaft der Waldbesitzer.

„Wir müssen aus dem Waldbrand unsere Lehren ziehen und für eine bessere Durchmischung sorgen“, erklärt auch Klaus Barleben aus Jüterbog, der zum Vorstand der Waldgenossenschaft gehört. Er rechnet mit Kosten von circa 10. 000 Euro pro Hektar.

„Mal sehen, was die Förderung erbringt, womöglich müssen wir aber auch noch mal zur Bank gehen“, sagt Barleben der MAZ. Seiner Familie gehören 23 Hektar Wald bei Bardenitz. Acht davon sind vom Brand betroffen. „Wenn wir jetzt wieder aufforsten, tun wir das für unsere Enkel“, sagt Klaus Barleben.

Viel Holz wird zu Energie gemacht

Große Angst haben Waldbesitzer und Forstexperten auch vor der massenhaften Ausbreitung von Baumschädlingen. Daher sei eine schnelle Beräumung der beschädigten Bäume nötig.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Massenhaft verkohlte Bäume werden im  Waldbrandgebiet bei Klausdorf gefällt

Massenhaft verkohlte Bäume werden im Waldbrandgebiet bei Klausdorf gefällt.

Das in der Noternte nun in Massen geborgene Holz wird unterschiedlich verwertet. Je nachdem, wie stark das Holz verkohlt ist. Vor allem jüngere Bestände werden durch riesige Häckselmaschinen gejagt und gehen in die Holzverbrennung oder in Biogasanlagen. Einige Stämme, die weniger der Feuersbrunst ausgesetzt waren, lassen sich aber auch herkömmlich verwerten.

Obwohl der Holzpreis aktuell bundesweit im Keller sei, „ist es uns in den Verhandlungen gelungen, für das gesamte Holz der Waldgenossenschaft doch noch überhaupt einen Ertrag zu erzielen“, sagt Karin Heintz. „Das war am Anfang durchaus nicht klar“, so die Oberförsterin.

Von Thomas Wachs

MAZ

Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken