Wie sich die Therme anders nutzen ließe
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Leo Hermann und Jurek Brüggen (v.l.) aus Werder haben einen Vorschlag für eine Umnutzung des Bestandsgebäudes der Therme entwickelt.
© Quelle: Luise Fröhlich
Werder. Weiterbauen, aber anders: Das dachten sich zwei junge Architekten aus Werder und überlegten, was sich alles aus dem Bestandsgebäude der Therme herausholen ließe. In ihrem Entwurf wird aus der Poolbar eine Skatebahn, aus dem Blütenbecken ein Spielplatz und aus dem Saunabecken eine Bühne. Sie können sich in dem noch unvollendeten Thermenbau am Großen Zernsee unter anderem ein Jugendzentrum, eine Grundschule, eine Musikschule, einen Kindergarten und ein kleines Schwimmbad vorstellen. „Die Therme so umzunutzen, hätte große Vorteile, denn dann hätten wir in dem Gebäude alle Dinge, die Werder dringend braucht“, erklärt Jurek Brüggen, der als freischaffender Architekt arbeitet.
Schon vor etwa drei Jahren hatte sich der 25-Jährige, der in Werder aufgewachsen ist, Gedanken über eine Umnutzung gemacht. Die Idee kam ihm im Urlaub, wie er erzählt. Ein erster Plan landete zunächst in der Schublade. Nachdem bekannt wurde, dass es mit der Firma Schauer und Co. einen neuen Partner gibt, der Fertigbau rund 28 Millionen Euro kosten soll und sich die Bürgerinitiative „StadtMitGestalter“ gründete, kramte Jurek Brüggen die Idee wieder hervor und arbeitete sie gemeinsam mit seinem Kollegen Leo Hermann (25) weiter aus. Dann stellten sie ihren Entwurf der Initiative vor. „Die StadtMitGestalter fanden die Idee gut“, berichtet Jurek Brüggen. Auf Initiative des Bündnisses präsentierten die beiden Architekten die Pläne im Mai bei einem öffentlichen Treffen in der Klimawerkstatt.
Sportbecken würde als Schwimmhalle erhalten bleiben
Inzwischen gibt es sogar eine Kostenschätzung für das Vorhaben: „Die Umnutzung würde 15 Millionen Euro kosten“, sagt Jurek Brüggen. Drei Millionen Euro Reserve sind darin enthalten. Das Projekt trägt den Namen „Haus für alle(s)“. Grundlage für die Entwürfe sind die Pläne der Baugenehmigung. Ziel sei es gewesen, möglichst alle Flächen auszunutzen und wenig abzureißen. „Das geht ziemlich gut auf. Viele Funktionen erhalten einen extra Aufgang“, erklärt Jurek Brüggen. Im Erdgeschoss, wo für die Havel-Therme das türkische Bad mit Massageräumen geplant ist, findet im Alternativplan eine Grundschule mit sechs Klassenzimmern, Mensa, Lehrerzimmer sowie einer Aula und großer Bühne Platz. Im Obergeschoss befinden sich weitere Klassenzimmer, so dass die Räume für eine zweizügige Schule ausreichen würden, sagt Jurek Brüggen. Die geplanten Umkleideräume würden erhalten bleiben und durch eine Markthalle abgeschlossen werden. Im Obergeschoss bliebe das Sportbecken als Schwimmhalle bestehen. Anstelle von Therme und Poolbar könnte ein Kindergarten mit vier Gruppenräumen und großem Spielplatz innen und außen entstehen. Die Gastronomie würde einem Sportbereich mit Turnhalle sowie Fitnessraum weichen. Auf dem Dach sehen die jungen Architekten einen Dachgarten mit Restaurant und einen Spabereich mit Sauna. Inspiration holten sie sich zum Beispiel in Braga (Portugal), wo ein Markt zu einem Park mit Kulturzentrum und Musikschule umgebaut wurde.
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Seit Ende 2014 ruhen die Arbeiten auf der Thermen-Baustelle.
© Quelle: Luise Fröhlich
„Die Umnutzung wäre günstiger als alles neu zu bauen. Der Grund und Boden gehört der Stadt, alles würde schneller gehen“, erklärt Jurek Brüggen. Er und Leo Hermann wollen den Plan zeitnah der Stadtverwaltung präsentieren. Sollte die Kommunalaufsicht des Landkreises das Bürgerbegehren, das auf 2653 Unterschriften gekommen ist, für zulässig erklären, könnte der Plan Teil einer neuen Diskussion werden. Dies ist allerdings nicht der einzige Ansatz, der im Raum steht. Bei einer Podiumsdiskussion zur Zukunft der Therme hatten die „StadtMitGestalter“ im April ihren Masterplan für die Bauruine und das Umfeld vorgestellt. Dieser wurde inzwischen angepasst und geht nun nicht mehr vom Abriss der Therme aus. Im Bestandsgebäude sieht der Plan eine kleine Therme, eine Grundschule, einen Kindergarten, ein Jugendzentrum und ein Café vor. Am ursprünglichen Gedanke eines Gartenviertels im Masterplan halten die Architekten fest.
Verträge noch nicht unterschrieben
Der Zuschlag an den Bestbieter konnte nach mehrheitlichem Beschluss der Stadtverordneten und Aufhebung der Rüge am Vergabeverfahren inzwischen erteilt werden. Dem Badausschusswerden die überarbeiteten Verträge vor der Unterzeichnung im August zur Billigung vorgelegt. Die neue Sitzungsfolge nach der Sommerpause beginnt am 20. August. Das Bäder-Unternehmen Schauer und Co. aus Überlingen will die Therme für 28,3 Millionen Euro mit erweitertem Angebot zu Ende bauen. Gegen diese hohe Summe wehrt sich die Bürgerinitiative „StadtMitGestalter“. Sie fordert mehr Transparenz und Mitbestimmung im Projekt zur einstigen Blütentherme.
Von Luise Fröhlich
MAZ