Lutherfest: Wenn der Glaube die Wolken verschiebt
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Gute Laune bei den Tanzmäusen: In bunte Gewänder gekleidet zeigte sich die Gruppe „Flämurium“ bei ihrem Auftritt.
© Quelle: Andreas Koska
Wiesenburg. Eigentlich verbringen Irmgard und Michael Demko den Reformationstag regelmäßig in der Lutherstadt Wittenberg. In diesem Jahr ist das Brücker Ehepaar jedoch auf halbem Weg hängen geblieben.
„Wir begehen den Tag immer würdig und in Gedenken an Martin Luther“, sagte Demko zu der Motivation für den Ausflug. Als sie vom 8. Lutherfest auf dem Goetheplatz vor dem Schloss in Wiesenburg erfuhren, lenkten sie ihr Fahrzeug dorthin.
Die beiden Senioren hatten dann auch viele Freude an den mittelalterlichen Tänzen des Tanzgruppe „Flämurium“. 18 Frauen und nur zwei Männer führten die unterhaltsamen Tänze vor. Dazwischen erklang die Musik des „Bad Belziger Blockflötenensembles“.
„Der Glaube versetzt bekanntlich Berge, aber er kann offenbar auch Wolken verschieben“, strahlte die Gemeindepädagogin des Kirchenkreises Mittelmark-Brandenburg, Christina Zesche, mit der Sonne um die Wette. Eigentlich war eher bedecktes, regnerisches Wetter angesagt. Allerdings begrüßte am Mittwoch ein wolkenloser Himmel einige hundert Besucher in Wiesenburg.
Auch Maria Zesche war, dem Anlass entsprechend, in Samt und Seide nach der Mode des Mittelalters gekleidet. Die 19-jährige Tochter der Pädagogin widersprach der Ansicht ihrer Mutter, dass diese streng sei. „Sie ist ein fröhlicher Mensch, der gerne lacht“, sagte die Tochter über die Mutter und berichtete, dass sie gern eines Tages in deren Fußstapfen treten würde. „Ich studiere Religionspädagogik“, sagte Maria Zesche – und hatte viel Spaß am Festgeschehen.
Spontan begannen dort Kinder eine Jonglage. „Einige sind aus meinen Kursen in Reetz, die anderen machen einfach so mit“, freute sich Christina Zesche.
Neben den Schlangen am Kuchenbuffet bildeten sich nach und nach auch welche am Kinderkarussell. Es stammte von dem Marzahner Schausteller Marco Hagendorf. Er ist als „Spelunkus Gaudium“ viel auf Mittelaltermärkten unterwegs. Diesmal oblag die Aufgabe, das Karussell in Gang zu setzen, Mario Freydank.
Der 29-jährige Lagerist hilft immer wieder seinem Freund und springt als Motor ein. Dann steht er stundenlang am Zahnrad und dreht unentwegt die Kurbel, „Man muss nicht durchtrainiert sein, um das zu bewerkstelligen“, sagte der aus der Nähe von Wittenberg stammende Mann. Allerdings gab er zu, dass ihm nach dem Einsatz auf der Burg Rabenstein nach Feierabend doch alles weh tat. „Aber es macht Spaß“, sagte Freydank.
Das Luther-Fest selbst wurde unterstützt und getragen von der Evangelischen Kirchengemeinde Wiesenburg, dem Evangelischen Kirchenkreis Mittelmark-Brandenburg, der Evangelischen Landeskirche, der Stiftung Kirche im Dorf, Vereinen und vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern, wie Zesche sagte. Nachdem die Klänge von „Ralf, dem Raben“ verklungen waren und er den Besuchern einige mittelalterliche Instrumente erklärt hatte, wurden die Fackeln und Laternen angezündet und der Zug setzte sich in Richtung der St.Marien-Kirche in Bewegung, wo der Gottesdienst abgehalten worden ist.
Das allererste Lutherfest im Hohen Fläming fand im Jahr 2011 in Brück statt. Bergholz, Buchholz im Fläming, Neuendorf bei Brück, Bad Belzig, Hohenwerbig und schließlich im Vorjahr Rabenstein waren die nächsten Stationen. Was einst mit 30 Kindern in Brück begann, zieht inzwischen viele Junge und Alte an und ist ein großes und buntes Spektakel mit geschichtlichem und religiösen Hintergrund.
Von Andreas Koska