Wo der Ministerpräsident zum digitalen Nomaden wird
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Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) tagte mit Tourismus-Experten im Gutshof Klein Glien. Hier mit Hausherr und Coconat-Gründer Janosch Dietrich.
© Quelle: Christiane Sommer
Klein Glien. Zum zweiten Mal innerhalb von vier Monaten standen die Coconat-Enthusiasten um Gründer Janosch Dietrich im politischen Scheinwerferlicht. Seit gut einem dreiviertel Jahr bieten sie im alten Gutshof in Klein Glien Mietarbeitsplätze.
Das Angebot umfasst einen Schreibtisch mit Internetzugang, der wahlweise im alten Gutshof in charmanter Atmosphäre oder während der Sommermonate im Grünen steht. Die Geschäftsidee fiel während dieser Zeit auf fruchtbaren Boden und weckte nicht nur das Interesse digitaler Nomaden. Janosch Dietrich nennt sie „Coworker“.
Nachdem die Staatskanzlei des Landes Brandenburg Coconat im Oktober als "Demografieprojekt des Monats" ehrte, wurde Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Dienstagnachmittag selbst zum digitalen Nomaden. Er hatte führende Brandenburger Tourismusexperten im Vorfeld der Tourismusmesse ITB nach Klein Glien eingeladen.
Brandenburg ist spannend für die Szene
„Ich freue mich auf den Erfahrungsaustausch inmitten eines Projekts, das exemplarisch den Einfallsreichtum vieler Menschen in Brandenburgs Tourismus zeigt“, sagte Woidke. „Coconat lockt viele Gäste insbesondere aus Berlin nach Brandenburg, um in ländlicher Atmosphäre ein kreatives und gleichzeitig entspanntes Umfeld für die Arbeit zu haben.
Die Teilnehmer haben internationale Erfahrungen. Hier wird klar, wie spannend Brandenburg für diese Szene ist“, so der Landesvater.
Janosch Dietrich seinerseits hatte den zweiten „Coworking Space“, einen der Meetingräume im Haus, für die hochrangigen Gäste reserviert. Hinter verschlossenen Türen referierten die Experten dort über das abgelaufene Tourismusjahr und einen Ausblick in das Jahr 2018.
Der Chef des Tourismusverbandes Fläming, Daniel Menzel, stellte zudem das Reisegebiet Fläming und die touristische Destination „als Schlüssel zu einer lebenswerten Region“ vor.
Gute Belegung übertrifft die Erwartungen
Vorab war Zeit für einen Rundgang durch das Haus. Janosch Dietrich berichtete von der Coconat-Philosophie. Mit mehr als 1000 Gästen seit der Eröffnung schätzte er den Start als erfolgreich ein. "Die Belegung lag kontinuierlich über unseren Erwartungen", so Dietrich.
Er erinnerte sogleich an den noch immer nicht verwirklichten Lückenschluss der Radverbindung entlang der B 102 zwischen Klein Glien und Bad Belzig. „Der Radweg ist für uns sehr wichtig. Nur etwa 20 Prozent unserer Gäste reisen mit dem Auto an“, betonte er.
Ein im Restaurant an eine Wand gelehntes Schild mit der Aufschrift „Zuhause ist da, wo man WLAN hat“, blieb während des Rundgangs nicht unbemerkt. Anders als die Radwegproblematik wurde die digitale Infrastruktur im Ort als zufriedenstellend eingeschätzt. „Dass ist auch sehr wichtig für unser Geschäftsmodell“, erklärte Janosch Dietrich.
Zwei Büros in Baumkronen auf der Ideenliste
Weil das Haus mit 38 Betten bislang gut belegt war, planen die Coconat Enthusiasten, sich zu vergrößern. Im Frühjahr sollen zudem zwei Büros in Baumkronen errichtet werden. Zusätzlich wird der Ausbau des Dachbodens zugunsten weiterer Übernachtungsmöglichkeiten erwogen.
Geplant ist ferner, die Gastronomie im Haus zu erweitern. Davon könnte auch der Tourismus profitieren. Doch fehle es dafür an Fachkräften, berichtet der Coconat-Gründer. Vor allem an Wochenenden wird das vorhandene Café gern von Wanderern besucht, die auf dem Kunstwanderweg die Ortslage passieren.
Von Christiane Sommer
MAZ