Corona: Schutzmasken aus dem 3D-Drucker sollen Potsdamer schützen
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/TYNVQFX5B3MYMT3FGGV7SVB34Y.jpg)
Mario Parade vom Potsdamer „Freiland“ mit einer Schutzmaske aus dem 3-D-Drucker..
© Quelle: Bernd Gartenschläger
Potsdam. In der Coronakrise wird die Digitalisierung für viele zum Retter – und zum Schützer: Der Wissenschaftsladen Machbar, eine Prototypen- und Erfinderwerkstatt im Freiland in Potsdam, produziert Atemschutzmasken in ihren 3D-Druckern. Martin Koll von der Machbar hat die Tagesproduktion schon auf 100 Masken gebracht. In Potsdam braucht das medizinische Personal in Krankenhäusern und Pflegediensten aber 3000 Schutzmasken. Nun ruft Koll weitere Besitzer von 3D-Druckern zur Hilfe auf.
„Seit einigen Tagen erreichen uns immer mehr Anfragen, ob wir zum Beispiel für die Arbeiterwohlfahrt (Awo) oder das St. Josefs-Krankenhaus solche Gesichtsschilde herstellen können“, teilt Koll mit. Die Machbar tüftelte schon eine Weile daran und hat ein eigenes 3D-Modell entwickelt, das nun in einer kleinen Serie produziert wird.
Masken sind in Potsdam Mangelware
Die Masken sind gerade deutschlandweit Mangelware. Um mehr Menschen einen Schutz zu bieten, ruft die Machbar nun Firmen und Privatunternehmen dazu auf, ihre 3D-Drucker zur Verfügung zu stellen. „Wer ungenutzte Kapazitäten hat, kann sich unter coronahilfe@wilap.de oder per Anrufbeantworter unter 033128128911 melden. Gebraucht werden auch Spenden für weitere Geräte und Material sowie Personen, die bei der Organisation unterstützen wollen“, heißt es im Aufruf.
Die Masken bestehen aus einem 3D-gedruckten Träger, einem Gummi und einer Din-A4 großen Klarsichtscheibe, die im Schreibwarenhandel erhältlich ist. Diese Teile können dann zusammengesetzt und immer wieder desinfiziert werden. Temperaturen über 70 Grad halten die Masken aber nicht aus.
Open Source Gedanke aus Tschechien
Laut Machbar stammt die Idee aus Tschechien. Im Sinne des Open Source Gedanken, also frei zugänglichen Daten, wurde die Idee weltweit geteilt. Auf das Urheberrecht wurde verzichtet, weswegen es für die Potsdamer Machbar möglich war, aus diesen Daten eine eigene Version zu erstellen, die in unter 30 Minuten herstellbar ist.
In Brandenburg würden regionale „Makerspaces“ und „FabLabs“, also Werkstätten, solche Masken auf verschiedene Weisen für Ärzte, Pflegedienste und Kliniken ehrenamtlich herstellen. „Über das Netzwerk der offenen Werkstätten Brandenburg haben wir einen wichtigen Informationsaustausch. So können wir Methoden und Modelle der Hilfsmittel schnell teilen“, teilt Martin Koll mit.
Die Wissenschaftsladen Machbar hat schon eine Kiste mit 20 Prototypen aus dem 3D-Drucker an die AWO geliefert, teilt die AWO Bezirksverband Potsdam auf Facebook mit. Tausend Masken wurden auch von dem Leipziger Spielzeughersteller Tinker Toys für Potsdam produziert.
- Potsdam näht gegen das Coronavirus: Doch welchen Schutz bieten die Stoffmasken?
- Kommentar: Schutzmasken-Aufruf des Handels ist unnötige Panikmache
- Corona-Krise: 188.000 Schutzmasken in Brandenburg eingetroffen
Von Jan Russezki