Corona: Sollte ich mich testen lassen? Online-Fragebogen gibt Antwort
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Der Startbildschirm für den Fragebogen – er kann mit jedem Browser am Laptop oder Smartphone aufgerufen werden.
© Quelle: Screenshot
Potsdam/Berlin. Sollten Sie persönlich zur Untersuchungsstelle für Corona-Verdachtsfälle und getestet werden? Diese Frage beschäftigt gerade die Bevölkerung. Die gemeinnützige Potsdamer Firma Data4life hat nun in Kooperation mit der Berliner Charité die CovApp entwickelt, einen Online-Fragebogen, der jedem diese Frage in wenigen Minuten beantworten soll.
Nach rund 25 Fragen weiß man, was man tun sollte
Unter covapp.charite.de findet sich der Fragebogen, an dessen Ende entweder die Empfehlung steht, daheim zu bleiben und Kontakte zu vermeiden, oder aber den Ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116 117 zu kontaktieren und eine Untersuchungsstelle aufzusuchen.
Gefragt wird vor allem nach Symptomen, nach eigenen Risikofaktoren wie dem Alter oder Erkrankungen wie Diabetes, vor allem aber, wo man sich aufgehalten hat und ob man mit Infizierten oder Verdachtsfällen in Kontakt war.
Wer den Fragebogen absolviert hat und das Ergebnis erhält, sich besser zu melden, kann mit einem QR-Code oder auch dem ausgedruckten Ergebnis bei der eigentlichen Corona-Diagnose dabei helfen Zeit zu sparen – denn die wichtigsten Fragen sind nun schon beantwortet und stehen den Ärzten zur Verfügung.
Hasso-Plattner-Stiftung finanziert die Firma
Data4life, die Firma hinter dem Fragebogen, ist Ende 2017 aus einem Forschungsprojekt des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) in Potsdam hervorgegangen und wird von Plattners Stiftung finanziert.
Geschäftsführer Christian-Cornelius Weiß sagte der MAZ: „Das wesentliche Ziel des Fragebogens ist es, potenziellen Patienten jederzeit von zu Hause aus eine Möglichkeit zu geben, ihre persönliche Situation einschätzen zu können. Gleichzeitig sollen die Prozesse vor Ort an der Charité und zukünftig hoffentlich auch an weiteren Einrichtungen effizienter gestaltet werden, um mehr Patienten optimal weiterhelfen zu können, die wirklich Hilfe brauchen.“ Die App könne jedoch keine Diagnose stellen, sondern lediglich eine erste Abschätzung geben, so Weiß.
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Data4life-Geschäftsführer Christian-Cornelius Weiß.
© Quelle: Data4life
Er war vor Jahren selbst Opfer von einem ärztlichen Behandlungsfehler geworden. „Ein Standardeingriff hat mein Leben verändert“, sagt der 44-jährige Betriebswirt. Weil er als Patient umfangreiche Erfahrungen mit der Gesundheitswirtschaft machen musste, widmet er seit zwei Jahren seine Energie der Data4life gGmbH. „Meine eigene Krankheitsgeschichte hat mich dazu bewogen, mich für innovative Lösungen bei Gesundheitsthemen einzusetzen“, sagte er der MAZ.
Datenschützer haben konstruktiv und schnell mitgeholfen
Das Kerngeschäft von Data4life sind digitale Lösungen „für die datenbasierte Gesundheitsforschung“ bei gleichzeitiger Sicherheit von Patientendaten. Durch solche Projekte ist auch die Kooperation mit der Charité entstanden.
Laut Weiß konnte die CovApp deshalb „sehr pragmatisch und auf kurzem Wege“ entstehen. Die Datenschützer der Länder Berlin und Brandenburg hätten die Veröffentlichung dabei kurzfristig und konstruktiv möglich gemacht. „Ich fand diese Zusammenarbeit sehr bemerkenswert“, so Weiß.
Christian Drosten gab den Anstoß für den Fragebogen
Den Anstoß hatte Charité-Chefvirologe Christian Drosten vor zwei Wochen in seinem Podcast gegeben. „Er rief zu pragmatischen Lösungen auf und das war für uns der Stein des Anstoßes die Charité zu kontaktieren und herauszufinden, wie wir helfen können“, sagt Weiß.
Innerhalb weniger Tage wurde das Format daraufhin entwickelt und zuerst vor Ort in der Charité bei der Aufnahme möglicher Corona-Patienten ausprobiert. Hunderte Mal wurden die Fragen schon vor der Veröffentlichung im Internet am Mittwoch damit beantwortet.
Die App will falsche Negativ-Meldungen unbedingt ausschließen
Ein Aspekt der CovApp wurde allerdings auch schon kritisiert: Sie komme recht schnell zu dem Schluss, dass man besser in bei einer Untersuchungsstelle vorstellig werden sollte. Der Fragebogen und die verschiedenen Handlungsempfehlungen wurden nicht von Data4life, sondern von der Charité erarbeitet.
Und dort gibt es eine Prämisse: Man will vor allem verhindern, dass tatsächlich an Corona-Erkrankte fälschlicherweise als gesund bezeichnet werden. Solche falschen Negativ-Ergebnisse sollen bei dem Fragebogen unbedingt ausgeschlossen werden, wobei die Inhalte kontinuierlich angepasst und verbessert werden.
Das bedeutet vor allem eines: Wem die App rät daheim zu bleiben, der hat auch tatsächlich keinen Grund, sich in die Warteschlange vor den Untersuchungsstellen einzureihen.
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Von Peter Degener