Potsdam-Museum

Max-Baur-Ausstellung: Liebe auf den ersten Blick

Ruine des Potsdamer Stadtschlosses in einer Ende der 1940er Jahre entstandenen Aufnahme.

Ruine des Potsdamer Stadtschlosses in einer Ende der 1940er Jahre entstandenen Aufnahme.

Potsdam. Es war Liebe auf den ersten Blick: „Ich erreichte Potsdam, stellte den Wagen kurz vor dem Stadtschoss ab und betrat durch die Marstallpromenade den Lustgarten. Ich sah ein Bild, das ich nie mehr in meinem Leben vergessen habe.“

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Dann beschrieb Max Baur, welcher Blick sich ihm „überspannt von einem seidenblauen Himmel“ bot: die Promenade, das ockerfarbene Schloss, die Kuppel der Nikolaikirche, die Garnisonkirche. „Allein diese Ansicht brachte mich zu dem Entschluss, meine Werkstatt nach Potsdam zu verlegen.“ Am 11. Juni 1934 eröffnete er sein fotografisches Atelier in der heutigen Hegelallee 1.

Porträts der Stadt in „höchster fotografischer Qualität“

Mit dem Zitat über die erste Begegnung des Fotografen mit Potsdam stimmte Jutta Götzmann, die Direktorin des Potsdam-Museums, am Dienstag in einer Pressekonferenz auf die Retrospektive für Max Baur (1898-1988) ein. Ab Freitag ist die Ausstellung „Potsdam, ein Paradies für meine Kamera“ mit mehr als 300 Aufnahmen über zwei Etagen im Alten Rathaus zu sehen.

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Fast 20 Jahre wirkte der passionierte Landschafts- und Architekturfotograf in Potsdam. In dieser Zeit porträtierte er die Stadt „mit höchster fotografischer Qualität wie kein Zweiter“, so die Direktorin.

Legendär ist Max Baur als Porträtist des alten Potsdams. Liebhaber der Stadt bekommen im Souterrain des Museums reichlich davon. Der thematische Bogen der überhaupt "ersten großen Werkausstellung meines Großvaters", so die Enkelin Antonia Gottwald, ist allerdings wesentlich weiter gespannt.

Ein kompletter Raum ist seinen Landschaftsfotografien gewidmet, ein anderer dem Lichtbildner, der von Helligkeit geflutete Säulengänge und Treppenhäuser ebenso perfekt ins Bild brachte wie profane Werbung für den Klebstoff Plentanol, Makro-Aufnahmen von Wollgras und Alpenveilchen ebenso wie die Madonna des St. Josefs-Krankenhauses, die in doppelter Belichtung quasi zum Leben erwacht.

Flyer der Stadt Potsdam für die Fremdenverkehrswerbung aus dem Jahr 1938

Flyer der Stadt Potsdam für die Fremdenverkehrswerbung aus dem Jahr 1938.

Ein politischer Fotograf war Max Baur nicht. Doch seine Bilder wurden auch von den Nazis geschätzt. Ein Flyer der Stadt von 1938 zeigt die Garnisonkirche mit der auf den „Tag von Potsdam“ anspielenden Erklärung: „Die Geburtsstätte des Dritten Reiches.“

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Max Baur hat auch andere Vorkriegsstädte porträtiert. Würzburg, Dresden, Leipzig, Berlin sind dabei. Potsdam aber ist die einzige Stadt, die er auch nach dem Krieg als Trümmerlandschaft zeigt: „Er hatte regelrechten Schmerz empfunden, als er über den zerstörten Alten Markt lief“, sagt Historikerin Anja Tack, die die Ausstellung gemeinsam mit Judith Granzow, Leiterin der fotografischen Sammlung des Potsdam-Museums, kuratiert hat.

Ermöglicht wurde die Schau durch die enge Zusammenarbeit des Potsdam-Museums mit dem von Antonia Gottwald geführten Lichtbild-Archivs Max Baur, das einen großen Teil des fotografischen Nachlasses verwahrt. Die Enkelin sagte: Diese Ausstellung „hätte ihm große Freude gemacht“.

Weitere Infos zur Ausstellung

Die Ausstellung „Potsdam, ein Paradies für meine Kamera“ im Potsdam-Museum ist vom 13. April bis zum 26. August zu sehen. Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm. Mehr dazu im Internet auf www.potsdam-museum.de

Begleitend ist eine 200 Seiten umfassende Publikation „Max Baur. Fotografie“ mit einem umfangreichen Abbildungsteil, die für circa 24 Euro im Museumsshop erhältlich ist.

Erste Veranstaltung ist am Freitag um 18 Uhr eine Lesung mit der Fotografen-Enkelin Antonia Gottwald über eine Begegnung zwischen Max Baur und Hermann Hesse.

Von Volker Oelschläger

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