Die beiden Regie-Legenden Volker Schlöndorff und Wim Wenders hielten die Oberlin-Rede 2021. Sie berichteten von Zwiegesprächen mit der Mutter und wundersamen Begebenheiten im Heiligen Land.
Babelsberg.Es war ein Abend mit außergewöhnlichen Gästen und sehr berührenden Momenten: Die beiden Regie-Legenden Volker Schlöndorff und Wim Wenders hielten die Oberlin-Rede 2021 – nicht gemeinsam, als Doppel-Conference, sondern mit jeweils eigenen Texten: sehr unterschiedlich, aber beide auf ihre Art faszinierend. Das Besondere: Es ging in der Oberlinkirche nicht um das eigentliche Metier der beiden Herren. Stattdessen ging es um den Glauben bei den Reden und dem anschließenden Gespräch, das von Matthias Fichtmüller, dem Theologischen Vorstand des Oberlinhauses, moderiert wurde. Es ging um die Frage nach Gott, das Gebet und die Gläubigkeit, auch wenn man eigentlich nicht im klassischen Sinne religiös ist. Und es ging in sehr offenen Worten auch um den Tod und um das Abschiednehmen.
Den Beginn machte Volker Schlöndorff. Der Babelsberger ist seit Langem Mitglied im Beirat des Oberlin-Hauses. In seiner Rede erzählte er vom frühen Tod seiner Mutter: „Hätte ich meine Mutter nicht 1944 verloren, hätte ich das Beten vielleicht nie gelernt. Ich war fünf, sie war 33 Jahre alt.“ Es passierte zu Hause in der Wohnung. „Sie ist lichterloh verbrannt, wie Paulinchen im Struwwelpeter. Gesehen habe ich es nicht, nur das Geschrei im Treppenhaus gehört, den schwarzen Qualm gesehen.“ Der Fünfjährige wurde in ein Zimmer gesperrt; er trommelte verzweifelt gegen die Türe – eine Szene, die er später in seinen oscar-preisgekrönten Film „Die Blechtrommel“ aufnahm.