Bürgerservice Potsdam erneut offline: Das müssen Potsdamer jetzt wissen
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Cyber-Attacke auf das Potsdamer Rathaus
© Quelle: Silas Stein/ dpa (Symbolbild)
Potsdam. Statt Neustart geht die Stadtverwaltung Potsdam wieder ganz offline: Die Wiederinbetriebnahme von Online-Dienstleistungen musste am Montag "aufgrund von auffälligen Kommunikationsversuchen" gestoppt werden, bereits aktivierte Systeme wurden wieder heruntergefahren. Auch die gerade erst wieder angelaufene E-Mail-Kommunikation ist nicht mehr möglich.
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Aktuell werden die System von IT-Expertinnen und IT-Experten ausgewertet. Die Folge: einige häufig nachgefragte Dienstleistungen im Potsdamer Bürgerservice sind derzeit online nicht zu bewerkstelligen. Der Überblick:
Sind die Dienste der Potsdamer Verwaltung eingeschränkt?
Ja! Jeder, der etwas im Potsdamer Rathaus zu erledigen hat, muss warten. Sämtliche Dienstleistungen sind online nicht erreichbar.
Folgendes ist derzeit im Potsdamer Bürgerservice nicht möglich:
► Vorläufiger Reisepass (Beantragung in anderen Kommunen möglich)
► An- und Abmeldung von Fahrzeugen
► Statusabfrage für Reisepässe
► Beantragung von Führungszeugnissen
► KFZ-Angelegenheiten
► Melderegisterauskunft
► Zulassung, Abmeldung, Ummeldung von Fahrzeugen
► Umkennzeichnung von Fahrzeugen
► Änderung von Fahrzeugdokumenten wegen Adress- und/oder Namensänderung
► Änderung technischer Daten in den Fahrzeugdokumenten
► Bankbriefauskunft
Was funktioniert noch in der Verwaltung?
Folgende Leistungen könne derzeit im Potsdamer Bürgerservice erbracht:
► Personalausweis, Reisepass, Kinderreisepass beantragen (keine vorläufigen Pässe)
► Bewohnerparkausweis
► Abholung von beantragten Personaldokumenten
Achtung: Reisepässe oder Ausweise können grundsätzlich beantragt werden, allerdings erfolgt derzeit keine Übermittlung der Daten an die Bundesdruckerei. Es kommt somit zu Verzögerungen bei der Fertigstellung neu beantragter Dokumente.
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Ist der Bürgerservice telefonisch erreichbar?
Ja. Telefone und Fax stehen weiter ohne Probleme zur Verfügung. Bei Fragen stehen die Behördennummer 115 sowie die zentrale Nummer 0331 2890 zur Verfügung, dort werden die Anruferinnen und Anrufer an die zuständigen Kolleginnen und Kollegen weitergeleitet, teilte die Stadtverwaltung am Dienstagabend mit.
Ist der Bürgerservice per E-Mail erreichbar?
Nein. Derzeit können die Mitarbeitenden in der Potsdamer Verwaltung keine externen E-Mails empfangen oder senden, da die Internetverbindung getrennt ist. Wie die Stadtverwaltung Potsdam mitteilte, erhalten Bürgerinnen und Bürger, die der Verwaltung eine E-Mail senden möchten, erhalten in der Regel binnen 48 Stunden eine Fehlermeldung, die auch im Spamordner des Absenders landen kann.
Achtung: Derzeit wird davon ausgegangen, dass die gesendeten E-Mails nach Einschalten der Systeme nicht automatisch zugestellt werden und dann erneut gesendet werden müssen.
Hat der Potsdamer Bürgerservice geöffnet?
Der Bürgerservice hat offen, die vereinbarten Termine werden eingehalten. Es wird empfohlen, vorab telefonisch zu prüfen, ob die gewünschte Leistung (siehe oben) derzeit erbracht werden kann.
Wie kann ich einen Termin beim Bürgerservice buchen?
Online ist keine Buchung möglich. Aktuell geht dies nur telefonisch über die Nummern (0331) 2890 und über die Hotline 115 . Zudem gibt es einen terminlosen Bürgerservice, bei dem es jedoch zu Wartezeiten kommen kann. auch gilt: Im Vorfeld prüfen, ob die gewünschte Leistung derzeit erbracht werden kann.
Erfolgen die Auszahlungen der Sozialleistungen?
Die Auszahlung über die Stadtkasse ist wieder sichergestellt, die Zahlungen erfolgen termingerecht, teilte die Stadtverwaltung am Dienstag mit.
Wie stelle ich meinen Antrag, sei es für Wohngeld, Elterngeld oder andere Sozialleistungen?
Anträge Wohngeld, Elterngeld oder andere Sozialleistungen sind in Potsdam vorerst nur postalisch möglich. Dafür muss der Antrag ausgedruckt werden und an die zuständige Fachstelle beziehungsweise geschickt bzw. die Anträge mit Umschlag in den blaugrauen Postkasten („Stadtverwaltung Potsdam und Kommunaler Immobilienservice“) vor dem Haupteingang des Rathauses, Friedrich-Ebert-Straße 79/81, eingeworfen werden. Der Postkasten wird regelmäßig geleert.
Achtung: Einen Wohngeldantrag sowie Informationen zum Wohngeld erhalten Sie Online auf der Internetseite des Landes Brandenburg.
Klinikum, Stadtwerke und ProPotsdam aktuell nicht betroffen
Die städtischen Gesellschaften, die Ende Dezember sicherheitshalber auch vom Netz getrennt wurden, gingen zumindest am Dienstagabend noch nicht offline. „Nein, wir haben keine Hinweise“, sagte etwa Pro-Potsdam-Geschäftsführer Bert Nicke am Dienstag der MAZ. Auch bei den Potsdamer Stadtwerken und beim städtischen Klinikum „Ernst von Bergmann“ gab es keine Abschaltung.
Wie lange wird es Einschränkungen geben?
Die genau Antwort weiß niemand. Als die Server der Stadtverwaltung Ende Januar 2020 das Ziel einer Cyberattacke wurden, begann für die Potsdamer und Potsdamerinnen eine lange Frustperiode. Viele Dienste der Stadtverwaltung standen teilweise nicht oder lediglich stark eingeschränkt zur Verfügung.
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Noch ein halbes Jahr später, im Sommer 2020, konnte Thomas Morgenstern-Jehia, IT-Chef in der Potsdamer Stadtverwaltung keine Entwarnung geben. Von Normalbetrieb konnte auch im Juli noch keine Rede sein, schlussendlich war erst rund ein Jahr später wieder von "Normalbetrieb" die Rede.
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Wer könnte hinter der mutmaßlichen Attacke stecken?
Drohschreiben mit Forderungen seien der Polizei bislang nicht bekannt, sagte die Sprecherin der Polizeipräsidiums, Beate Kardels, am Freitag. Zudem gebe es derzeit auch keine Hinweise auf Cyberattacken gegen weitere Kommunen in Brandenburg. Die IT-Fachleute des LKA seien im Kontakt mit der Stadt und im Austausch mit anderen Sicherheitsbehörden wie dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), sagte die Polizeisprecherin. Die Spezialisten wollen ermitteln, wer hinter dem mutmaßlich geplanten Cyberangriff steckt. Sie untersuchen auch, ob es Sicherheitslücken im System der Stadt gibt.
Sind meine persönlichen Daten als Potsdamer in Gefahr?
Das ist derzeit unklar. Bei der letzten Cyberattacke 2020 wurden keine persönlichen Daten gestohlen, heißt es aus der Verwaltung. Diese Einschätzung konnte die IT-Abteilung der Stadt aber erst nach zahlreichen Untersuchungen Monate später treffen.
Von MAZonline