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Mysteriöser Diebstahl in Potsdam

Kunstfrevel: Unbekannte entführen drei blaue Schafe von Potsdamer Tagesklinik

Blaue Schafe auf einem Balkon in der Hebbelstraße. Sie gehörten im Frühling 2013 zur Kunstinstallation einer blauen Friedensherde auf dem Luisenplatz. Jetzt wurden sie gestohlen.

Blaue Schafe auf einem Balkon in der Hebbelstraße. Sie gehörten im Frühling 2013 zur Kunstinstallation einer blauen Friedensherde auf dem Luisenplatz. Jetzt wurden sie gestohlen.

Innenstadt. Sie waren DIE Hingucker in der Hebbelstraße, das Erkennungszeichen der Tagesklinik: Jetzt sind die drei blauen Schafe vom Balkon des ambulanten Operationszentrums verschwunden. Erst eins, dann zwei weitere. Klinik-Inhaber Peter Brinkbäumer und sein Team sind traurig, ihr Symbol verloren zu haben: „Immer, wenn die Patienten fragten, wo sie uns finden können, haben wir ihnen gesagt: „,Da, wo die blauen Schafe sind.’“ Die Polizei hat eine Fahndung ausgegeben.

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Blaue Schafe: Toleranz-Installation in Potsdam

Auch wenn die Tiere „nur“ aus Kunststoff, nämlich aus Polyesterharz bestehen, waren sie doch einst Kunstobjekte und Teil einer großen Herde, die im Mai 2013 sogar vor dem Nauener und dem Brandenburger Tor in Potsdam „graste“. Die „Blauschäfer“ Bertamaria Reetz und Rainer Bonk aus Köln und Rheinberg schickten bis zu 100 Tiere auf eine dreijährige Europa-Tour der Toleranz und ließen in jeder Stadt, die diese Herde aufnahm, ein paar der Tiere zurück: in Potsdam drei in der Hebbelstraße und weitere in der Eisenhart- und der Benkertstraße sowie in der Bornstedter Lendelallee – vielleicht sogar mehr. Die Polizei bitten die Besitzer der Schafe, sich zu melden, um nachzuweisen, dass es sich bei ihren Tieren nicht um die gesuchten handelt. Zwei Schafe stehen zum Beispiel in einem Vorgarten der Hebbelstraße, rund 200 Meter von der Klinik entfernt.

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„Die Diebstähle in der Hebbelstraße, bei denen die drei Kunstfiguren gestohlen wurden, sind bei der Polizei angezeigt worden“, bestätigt Polizeisprecher Daniel Keip gegenüber der MAZ. Man ermittle in alle Richtungen. „Ein Spurenaufkommen am Balkon oder im Umfeld des Hauses gab es nicht, weshalb keine entsprechende Sicherung vorgenommen werden konnte. Da es sich bei jedem der Schafe durch die Produktion und die Färbung um ein Unikat handelt, dürfte im Falle des Auffindens eine Zuordnung zum Diebstahl schnell erfolgreich sein.“

Es könne sich um eine „Tat aus jugendlichem Übermut handeln“ oder auch um eine „gezielte Tat, um die Schafe selbst im eigenen Haus oder Garten aufzustellen“. Die Polizei bittet Zeugen, die im Nachbargarten oder im öffentlichen Raum solche neu aufgestellten Schafe bemerkt haben, um entsprechende Hinweise. Auch Zeugen, die Personen mit den etwa 60 mal 80 Zentimeter großen Schafen gesehen haben, werden gebeten, ihre Beobachtungen an die Polizei oder den Eigentümer weiterzugeben. Hinweise nimmt die Polizei in Potsdam unter 0331 5508-0 entgegen.

Blaue Schafe in Potsdam gestohlen: Tat passierte zum 10. Jahrestag der Kunstaktion

Peter Brinkbäumer zufolge ist das erste Schaf am Pfingstmontag verschwunden, fast genau zum zehnten Jahrestag ihrer Aufstellung vor dem Brandenburger Tor. Die anderen beiden wurden am vergangenen Wochenende gestohlen – zu beiden Tatzeiten war die Klinik geschlossen. Weil der Balkon im Hochparterre liegt in knapp drei Metern Höhe, geht Brinkbäumer davon aus, dass es mehrere Täter waren – so, wie vor etwa einem halben Jahr, als zwei Jugendliche schon einmal die Schafe stehlen wollten, damals am helllichten Tag. „Die waren betrunken und bekifft“, sagt der Klinikchef: „Bei ihrer Kletteraktion stürzte ein Schaf ab und zerbrach.“ Die beiden Täter wurden erwischt und waren ausgerechnet Jura-Studenten. Einer Strafanzeige entgingen sie nur für ihr Versprechen, ein neues Schaf zu besorgen, was sie auch taten.

Anästhesistin: Notfalls kaufen wir drei neue Schafe

Anästhesistin Claudia Beltz ist seit 20 Jahren in der Klinik und hat die drei Schafe vor zehn Jahren beschafft. „Ich habe die Herde am Nauener Tor gesehen und fand das cool. Ich fragte die drei Klinikgründer, ob sie drei Schafe haben wollen, und sie sagten ,Ja’.“ Man holte die Tiere in Berlin ab und stellte sie auf den kleinen, halbrunden Balkon. „Ich wollte sie erst im Vorgarten deponieren, hatte aber Angst, dass sie da jemand klaut“, sagt Beltz. Vor etwa drei Jahren wurde eines vom Balkon entwendet – die Täter kamen damals über ein Baugerüst am Nachbarhaus. Über Facebook suchte man das entführte Schaf, bekam jedoch keinen Hinweis. Zum ihrem Geburtstag bekam Beltz dann von den Mitarbeitern ein Schaf geschenkt und das Trio war wieder komplett.

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„Ich habe wenig Hoffnung, die drei jetzt gestohlenen zu finden“, gesteht Beltz: „Aber vielleicht hat ja jemand ein schlechtes Gewissen. Wenn nicht, werden wir drei neue beschaffen. Sonst finden uns die Menschen nicht.“

MAZ

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