Kfz-Meister Erol aus Potsdam organisiert Hilfstour ins Erdbebengebiet in der Türkei
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Das Ehepaar Zozan Erol und Ahmet Erol sammeln in Babelsberg gemeinsam mit der ganzen Familie Hilfsgüter für die Erdbeben-Opfer in der Türkei.
© Quelle: Julius Frick
Babelsberg. Vor dem Fernseher traf Ahmet Erol am Montagabend die Entscheidung: „Wir müssen etwas tun. Wir müssen helfen.“ Gemeinsam mit seiner Familie guckte der Kfz-Meister die Nachrichten. Auf dem Bildschirm bei ihm zu Hause in Potsdam tauchten die Bilder der Erdbeben in der Türkei und in Syrien auf.
„Wenn ich die Bilder in den Medien sehe und im Hintergrund steht da ein kleiner Junge, dann denke ich immer, das könnte genauso gut auch mein Sohn sein“, erzählt er. „Das ist für mich eine Aufgabe als Mensch.“ Kurzerhand entschied er, Sachspenden für die Erdbeben-Opfer zu sammeln – so viele wie in seinen Sprinter passen.
Wie kann ich helfen?
► Wer helfen möchte, kann Hilfsgüter in der ehemaligen Kfz-Werkstatt Erol in der Ahornstraße 26 in Babelsberg vorbeibringen. Bis Mittwochnachmittag (8. Februar 2023) gegen 16 Uhr nimmt Familie Erol dort Sachspenden an. ► Der Hilfstransport konzentriert sich vor allem auf Kinder. Gebraucht wird in allererster Linie Baby- und Kindernahrung, möglichst nicht in Gläsern wegen des Transports und ohne Schweinefleisch. ► Außerdem sind medizinische Güter sinnvoll wie Verbandszeug, Fiebersenker, Schmerzmittel und andere Medikamente für Kinder; Hygieneartikel (zum Beispiel Feuchttücher und Windeln) und alles, was warm hält (Decken, sehr ausgewählte Kinderkleidung wie Schuhe, Mützen, Handschuhe). Falls es möglich ist, gerne in Kartons vorsortiert und beschriftet. ► Geldspenden nimmt die Familie nicht an. Wer finanziell unterstützen möchte, kann beispielsweise an „Aktion Deutschland hilft“ spenden. Mehr Informationen dazu finden Sie im Internet unter www.aktion-deutschland-hilft.de.
Bis Mittwochnachmittag nimmt die Familie Erol auf dem Hof ihrer ehemaligen Kfz-Werkstatt Hilfsgüter entgegen. Sie rufen alle Potsdamerinnen und Potsdamer, die helfen wollen und können, dazu auf, Sachspenden für Kinder in der Erdbebenregion vorbeizubringen.
Kfz-Meister Ahmet Erol aus Babelsberg startet Hilfsaktion
Dabei erlitt der 33-Jährige erst vor wenigen Wochen selbst einen Schicksalsschlag: Die Auto-Werkstatt, die er sich in den vergangenen Jahren in Babelsberg aufgebaut hatte, brannte komplett nieder – ein Millionenschaden. Nichts als Trümmer sind davon übrig. Auf dem Hof hinter dem Sprinter, in dem sie die ersten Spenden verstaut haben, türmen sich die verkohlten Reste seiner Werkstatt.
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„Was soll ich machen?“, fragt Ahmet Erol. „Ich sitze hier trotzdem im Warmen und habe genug zu essen.“ Die einzige Herausforderung: „Das macht die Aktion logistisch etwas schwieriger. Wir können die Güter nicht mehr wie letztes Jahr in der Werkstatt sammeln und sortieren“, sagt Ahmet Erol. Im vergangenen Jahr hatte er eine ähnliche Hilfsaktion nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine gestartet. Damals fuhr er selbst mit einem Sprinter voller Spenden aus Potsdam in die Ukraine.
Wie die Spenden aus Potsdam zu den Erdbeben-Opfern in die Türkei kommen
Dieses Mal könnte der Weg des Sprinters etwas kürzer werden: „Wir sind im Gespräch mit der Turkish Airlines, dass sie die Güter in die Türkei transportieren“, sagt er. Wenn das nicht funktioniert, setzt er sich wieder selbst hinters Steuer. Abwechselnd mit seinem Cousin Serhat Erol würde er sich auf den Weg nach Istanbul machen. Abhängig davon, ob es die Straßen in der Türkei zulassen, würden sie so weit in Richtung Epizentren der Erdbeben fahren, wie sie kommen.
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Im Bild: v.l. Hilfsgüter Erol Kfz Meisterbetrieb Erdbeben in der Türkei 07.02.2023 Spendenaktion von Ahmet Erol für die Opfer des Erdbebens in der Türkei.
© Quelle: Julius Frick
„Es tut weh, die Bilder zu sehen“, erklärt seine Schwägerin Ayten Erol. Die kurdische Familie kommt selbst aus der betroffenen Region. Das spielt für Ahmet Erol bei der Aktion aber keine Rolle: „Mir ist egal, ob Kurden oder Türken betroffen sind. Es sind Menschen, die Hilfe brauchen“, sagt er. „Wir machen das aus Menschlichkeit.“ Dabei hofft er auf genau so viel Unterstützung der Potsdamerinnen und Potsdamer wie bei dem Aufruf für die Ukraine.
Hilfsaktion vor dem abgebrannten Kfz-Meisterbetrieb in Babelsberg
Immer wieder klingelt Ahmet Erols Handy. Den ganzen Morgen hat er herumtelefoniert und versucht, Bekannte und Unternehmen zum Helfen zu animieren. Nur einen Tag nach seinem Entschluss stapeln sich schon die ersten Pakete Babynahrung, Windeln, Decken und Verbandskästen in dem Sprinter.
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Die ganze Familie Erol hilft mit. Auf dem Bild sind Ayten Erol (v.l.), Zozan Erol, Serhat Erol und Ahmet Erol.
© Quelle: Julius Frick
Ein Auto kommt auf den Hof in Babelsberg gefahren. In dem vollgepackten Wagen sitzen Ahmed Erols Eltern. „Wenn Mama kommt, wird der Sprinter schnell voll“, sagt er und lacht. Als sie für die Ukraine sammelten, habe seine Mutter so viele Decken bei ihnen zu Hause aussortiert, dass sie abends selbst nicht mehr genug gehabt hätten. „Immerhin habt ihr ein Dach über dem Kopf“ hatte sie trocken argumentiert.
Ahmet Erol freut sich über jegliche Unterstützung. „Jeder hilft so, wie er eben kann“, sagt er.
MAZ