Olaf Scholz empfängt Emmanuel Macron zum Abendessen im „Kochzimmer“ in Potsdam
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Bundeskanzler Olaf Scholz empfing am Dienstag Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.
© Quelle: Thomas Weinert
Potsdam. Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Potsdam freundschaftlich empfangen. Beide gingen am Dienstag nicht nur gemeinsam essen: Scholz zeigte Macron bei einem überraschend langen Spaziergang das Zentrum der Brandenburger Landeshauptstadt. Beide trafen sich am Alten Markt, setzten sich ins Café des Museums Barberini und gingen auch über die Freundschaftsinsel, einen nahen Park. Damit empfing der Kanzler erstmals in seinen eineinhalb Jahren als Kanzler einen Staats- oder Regierungschef an seinem Wohnort.
Mehr als 50 Menschen standen am Neuen Markt und beobachteten Scholz und Macron, als sie ins Restaurant „Kochzimmer“ zum Gespräch unter vier Augen gingen - einige Anwohner schauten von ihrem Fenster aus zu. Ganz unter vier Augen war das Treffen nicht: Die Delegationen beider Länder waren auch dabei, aber Scholz und Macron saßen an einem separaten Tisch. Als wahrscheinlich galt, dass beide über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sprachen, aber auch über europäische Themen. In den deutsch-französischen Beziehungen hatte es im vergangenen Jahr geknirscht, daher ging es bei dem Arbeitsessen auch um eine gute Atmosphäre.
Vom 2. bis 4. Juli kommt der französische Staatschef auf Einladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Staatsbesuch nach Deutschland.
Im Video: Scholz und Macron fahren vor dem Barberini vor
Macron und Scholz hatten sich erst vergangene Woche beim Europa-Gipfel in Moldau gesehen, bei dem sie einen gemeinsamen Vermittlungsversuch im Konflikt in Nord-Kosovo starteten.
Gemeinsame Kabinettssitzung musste wegen Diffenrenzen verschoben werden
Die beiden hatten nach dem Regierungswechsel in Berlin im Dezember 2021 keinen guten Start. Es knirschte im vergangenen Jahr mächtig in den deutsch-französischen Beziehungen. Eine gemeinsame Kabinettssitzung musste im Herbst wegen zu großer Differenzen sogar verschoben werden.
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Beim 60. Jubiläum des Élysée-Vertrags über die deutsch-französische Freundschaft in Paris versuchten die beiden Seiten im Januar die Kurve zu bekommen. Der gemeinsame Ministerrat wurde nachgeholt, Scholz und Macron ließen die Feierlichkeiten mit einem Abendessen im Lieblingsrestaurant des französischen Präsidenten, der Brasserie La Rotonde, im Stadtteil Montparnasse ausklingen. In dem Traditionslokal tummelten sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts berühmte Maler und Schriftsteller von Pablo Picasso bis Ernest Hemingway.
Scholz und Macron speisen im Sterne-Restaurant „Kochzimmer“
Jetzt ist Macron wohl der berühmteste Stammgast, was dem La Rotonde auch Ärger einbringt. Anfang April wurde das Restaurant schon zum zweiten Mal Ziel eines Brandanschlags. Aufgebrachte Demonstranten legten bei einer Kundgebung gegen Macrons Rentenreform Feuer, eine Markise geriet in Brand, die Feuerwehr löschte die Flammen aber schnell.
Scholz und Macron werden im Potsdamer Sterne-Restaurant „Kochzimmer“ speisen. Dass der Kanzler den französischen Präsidenten nun nach Potsdam, also quasi zu sich nach Hause, einlädt, kann als weitere Lockerungsübung im immer noch angespannten Verhältnis der beiden Länder verstanden werden.
Macron Anfang Juli erneut in Deutschland
Die Verabredung zu dem Gespräch unter vier Augen ist einer größeren Deutschland-Reise Macrons vorgeschaltet, bei der Scholz dann aber nur eine Nebenrolle spielen wird. Vom 2. bis 4. Juli kommt der französische Staatschef auf Einladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Staatsbesuch nach Deutschland. Neben Berlin sind derzeit Stationen in Ludwigsburg bei Stuttgart und in Dresden vorgesehen.
Mit Scholz wird Macron dann nach jetzigem Planungsstand nur frühstücken. Bei Steinmeier im Schloss Bellevue ist dagegen ein großes Staatsbankett geplant. Es ist der erste Staatsbesuch eines französischen Präsidenten in Deutschland seit 23 Jahren. „Dieses besondere Ereignis markiert den Beginn eines neuen Kapitels in der jahrzehntelangen Freundschaft beider Länder“, hieß es Anfang Mai in einer gemeinsamen Mitteilung des Bundespräsidialamts und des Élysée-Palasts.
MAZ