Potsdamer Lange Brücke wird fünf Jahre zum Nadelöhr
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Morgenstimmung in Potsdam. Hier der Blick vom Hotel Mercure zum Hauptbahnhof – davor die Lange Brücke.
© Quelle: Bernd Gartenschläger
Potsdam. Die Lange Brücke in der Potsdamer Innenstadt soll ab 2023 abgerissen und bis 2027 durch einen Neubau ersetzt werden. Das haben Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) und die Bereichsleiterin Verkehrsanlagen, Martina Wojwode, am Donnerstag bekannt gegeben.
Umbau erst wenn anderes Projekt abgeschlossen ist
Beginnen sollen die Bauarbeiten laut Wojwode jedoch erst, wenn der Umbau des Leipziger Dreiecks abgeschlossen und der Neubau der Hochstraßenbrücke der Nutheschnellstraße über der Friedrich-Engels-Straße, den Bahngleisen und der Johannsenstraße durch einen Neubau ersetzt worden ist. Wie berichtet, will der für die Hochstraße zuständige Landesbetrieb Straßenwesen von 2020 bis 2023 bauen.
Eine mögliche zeitliche Überschneidung gibt es jedoch mit dem Neubau der Horstweg-Brücke über die Nuthe, die nach einem am Mittwoch vorgelegten Zeitplan der Verwaltung im Zuge der Straßensanierung ebenfalls ab 2023 durch einen Neubau ersetzt werden soll.
Verkehr in der Innenstadt soll weiter fließen
Wojwode versicherte, dass der Innenstadtverkehr auch in der Zeit der Bauarbeiten fließt. Abriss und Neubau der aus mehreren Einzelbrücken bestehenden Langen Brücke sollen so getaktet werden, dass der Verkehr auch weiter zwei Spuren für jede Fahrtrichtung hat. Auf dem Horstweg soll für die Zeit der Bauarbeiten eine Spur in jede Richtung geöffnet bleiben.
Weitere anstehende Baustellen mit Abriss und Neubau sind die Hauptstraßenbrücke in Marquardt (2022), sowie ab 2025 die Planitzinselbrücke, die Humboldtringbrücke über der Nuthe, die Silbergrabenbrücke und die Nuthebrücke am Nuthedamm.
Ein Brückenneubau für Fußgänger und Radfahrer ist für 2019 bis 2021 neben der Bahnbrücke von Golm nach Werder über den Großen Zernsee angekündigt. Diese Brücke auf der südlichen, also der Insel Werder zugewandten Seite soll auf beiden Seiten mit langen Auffahrtrampen versehen werden.
40 Millionen Euro für die Brückenbauten
Nach aktueller Bedarfsermittlung benötigt die Stadt in den nächsten Jahren rund 40 Millionen Euro für die Unterhaltung und teilweise Erneuerung von Brückenbauten, so Rubelt. Nicht eingerechnet seien die ab 2025 anstehenden Brückenneubauten und die Lange Brücke, die allein mit 24 Millionen Euro zu Buche schlägt. Die Stadt rechne mit einer 70-prozentigen Förderung, sagt Rubelt. Insgesamt ist die Stadt aktuell für 58 Brückenbauwerke zuständig.
Der von Rubelt und Wojwode vorgestellte Zeitplan wurde im Auftrag der Stadtverordneten aufgestellt. Der Beschluss dazu wurde im März nach einem Bericht der MAZ verabschiedet, nach dem eine zeitliche Überschneidung der Baustellen an der Hochstraßenbrücke und der Langen Brücke möglich schien. Die Stadtverordneten beauftragten die Verwaltung daraufhin, die mit den Baustellen verbundenen Verkehrseinschränkungen "auf ein zwingend notwendiges Maß zu begrenzen und parallel laufende Bauarbeiten (Lange Brücke, Nuthe-Schnellstraße) zu vermeiden".
Keine Erwähnung findet in der Übersicht die bis 2025 neben der Brücke des Friedens zur Insel geplante neue Trambrücke für die Straßenbahn nach Krampnitz. Rathaussprecher Markus Klier erklärte auf Nachfrage, mit dem Stadtverordnetenbeschluss sei nur ein Instandsetzungsplan für die bereits bestehenden 58 Brücken in der Zuständigkeit der Stadt gefordert worden: „Der in Zukunft bestehende Bedarf an Neubauten von Ingenieurbauwerken ist im Sanierungsplan daher nicht erfasst“, sagte der Sprecher.
Potsdam hat mehr als 140 Brücken
In der Landeshauptstadt gibt es mehr als 140 Brücken. Für 58 davon ist die Stadt zuständig, 56 Brücken werden von der deutschen Bahn verwaltet. Die übrigen Brücken befinden sich in der Zuständigkeit unter anderem des Wasser- und Schifffahrtsamtes, des Landesbetriebes Straßenwesen und der Schlösserstiftung. Ebenso wie die Unterhaltung ist auch die Zuständigkeit für den Neubau von Brücken aufgeteilt. Die von 1959 bis 1961 in Spannbetonbauweise errichtete Lange Brücke ist der sechste Brückenbau seit 1317 an dieser Stelle. Der Neubau soll ebenso wie die 2009 freigegebene Trambrücke als Stahlverbundkonstruktion errichtet werden. Auch das Design der neuen Langen Brücke soll sich an der Trambrücke orientieren.
Von Volker Oelschläger
MAZ