Neubau der Potsdamer Schlösserstiftung: Kranunfall kostet knapp eine Million Euro
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Im Bild: v.l. Zentrales Kunstgutdepot SPSG 18.09.2023 Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg feiert das Richtfest für ihr neues Skulpturendepot.
© Quelle: Julius Frick
Teltower Vorstadt. Mit rund 30 Hammerschlägen und viel Elan hat Kulturministerin Manja Schüle (SPD) am Montagmorgen einen Nagel in einen Balken getrieben. „Das war der Frust über den Parkeintritt“, sagte sie und es klang nicht wie ein Scherz. Auch Christoph Martin Vogtherr, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG), zeigte sich geübt mit dem Werkzeug, war womöglich auch darüber gefrustet, dass seine Stiftung noch immer nicht weiß, wie die Stadt Potsdam sich in der Zuschussfrage zur Parkpflege verhalten wird.
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Die Richtkrone hängt.
© Quelle: Julius Frick
Zum Glück gab es an diesem Morgen auch gute Nachrichten zu verkünden, denn es wurde Richtfest für das neue Skulpturendepot der SPSG in der Friedrich-Engels-Straße gefeiert. Die erste gute Nachricht: Der schwere Kranunfall auf der Baustelle am 14.März hat auf den Bau des Depots und auf die Finanzen der Stiftung keinen Einfluss. „Auf die Stiftung kommen keine Kosten zu“, sagte Vogtherr auf Anfrage. Die Versicherung der Rohbaufirma komme in vollem Umfang für den Schaden auf, der auf knapp eine Million Euro geschätzt wird.
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Im März 2023 war während eines Sturms ein Baukran an der Baustelle umgestürzt. Das Dach des Kunstgutdepots daneben wurde beschädigt und notdürftig abgedeckt.
© Quelle: Julian Stähle
Im Frühjahr war der Baukran des Skulpturendepots während eines schweren Sturms umgestürzt und hatte das direkt danebenstehende Kunstgutdepot der SPSG schwer beschädigt. Die tonnenschweren Gegengewichte des Krans stürzten auf das glücklicherweise sehr robust errichtete Bauwerk. Keine Person und keines der filigranen Porzellan-Kunstwerke unter der Einschlagstelle kamen zu Schaden. Bis Ende 2023 soll das Dach repariert sein. Zur Ursache möchte Vogtherr nichts sagen – diese sei zwar geklärt, doch er wolle das laufende Verfahren nicht gefährden.
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Die Shed-Dach-Form zeigt sich an der Decke von einem der kleineren Depoträume.
© Quelle: Peter Degener
Die zweite gute Nachricht am Morgen: Der Neubau des Skulpturendepots liegt nicht nur im Zeit- und Kostenplan – man ist sogar zwei Monate vor dem Zeitplan. In etwa einem Jahr soll das Depot fertiggestellt sein. Dann beginnt der mühsame Umzug von rund 5100 teils tonnenschweren Skulpturen und 6000 Werken der keramischen Sammlung. Das neue Depot beendet ein rund 50 Jahre währendes Provisorium: Seit 1975 stehen viele der Kunstschätze aus Marmor und Sandstein in einer Industriehalle auf dem Schirrhof der Stiftung – sie wurde errichtet, weil das eigentliche Skulpturendepot an der Neustädter Havelbucht der Verlängerung der Breiten Straße zur Zeppelinstraße weichen musste.
SPSG-Skulpturendepot ist „Beitrag zur Baukultur“ und demonstriert Verzicht auf alles Unnötige
Der Neubau des Büros Volker Staab Architekten erinnert mit seinem Shed-Dach an die Industriebauten des früheren Bahngeländes und ist ein Beispiel für nachhaltige Bauweise – obwohl sehr viel Beton für die hohen Traglasten gebraucht wurde. SPSG-Chefarchitekt Ayhan Ayrilmaz lobt das Projekt als „Beitrag zur Baukultur“, auch wenn die Stiftung Neubauten angesichts des Ressourcenverbrauchs „nicht gerne“ errichten würde. Dafür habe man hier „auf alles Unnötige verzichtet“, um Kosten zu senken und nachhaltig zu bauen.
Mit zwölf Millionen Euro Baukosten für knapp 4000 Quadratmeter Geschossfläche liegt das Projekt weiter unter den üblichen Baukosten. „Es gibt keine Schauräume, keine Glasfassade, keine Technikräume. Es ist ein einfaches, kompaktes Gebäude.“ Mit seinen dicken Wänden sei kaum Klimatisierung nötig, die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach reiche sogar für den Verbrauch des Nachbardepots. Der nackte Beton im Inneren wird nicht verkleidet. Er wird zum zurückhaltenden Hintergrund für Götterstatuen.
MAZ