Potsdams neuer Stadtteil

Unter Potsdams neuem Stadtteil Krampnitz wurde Braunkohle entdeckt

Die Erbauer von Krampnitz (v.l.): Stadtwerke-Chef Monty Balisch, Bert Nicke vom Entwicklungsträger sowie Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) und sein Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos) haben sich am Donnerstag ein Bild von den Arbeiten gemacht.

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Krampnitz. Die „Schwedische Allee“ wird von Schilf und jungen Bäumen gesäumt, historische rote Klinkerbauten und moderne Neubauten – natürlich mit großem Holzanteil errichtet – säumen die breite Straße. In der Mitte fährt die Tram. Diese Vision von Krampnitz als lebenswertem und klimagerechtem Stadtteil existiert bislang nur als Simulation aus einem Architekturbüro.

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Noch läuft man in der künftigen Hauptstraße im Sand. Von den einstigen Kasernengebäude blättern noch gelbe und graue Farbreste – und anstelle von Bäumen wachsen Kanalrohre aus der Erde. Doch es passiert gerade vieles in Krampnitz.

EIne Simulation der "Schwedischen Allee" zwischen umgebauten Kasernen und Neubauten in Krampnitz.

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Am Donnerstag haben die Spitzen von Rathaus, Entwicklungsträger und Stadtwerken im leichten Schneeregen erklärt, was gerade vor sich geht, welche Dinge sich schon unter der Erde von Krampnitz verbergen – und wie es in den kommenden zwei Jahren weitergeht. „Wir sind im zehnten Jahr der Entwicklung und aus Gedanken, Visionen und Planungen wird etwas, was man sehen kann“, sagte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). Die Ziegelfassaden der denkmalgeschützten Soldatenbehausungen werden gerade abgestrahlt, die ersten Dächer neu gedeckt.

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Auch das ist die Schwedische Allee, durch die einmal die Tram fahren soll.

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Und unter dem Sand verborgen liegen dutzende Kilometer von Leitungen. 28 Kilometer, um genau zu sein – für Regen-, Trink- und Schmutzwasser, für das Nahwärmenetz und Strom beispielsweise. Rund 14,5 Millionen Euro hat der städtische Energieversorger EWP verbaut. Dazu kommen gut drei Kilometer Straßen, die in diesem Jahr fertiggestellt werden. Sobald die Genehmigung vorliegt, wird zudem für vier Millionen Euro ein Abwasserpumpwerk errichtet, das 2025 fertig sein soll.

Neuer Radweg von Krampnitz über Fahrland bis Marquardt

Bei der 120 Meter tiefen Probebohrung für die Nutzung von Geothermie machte die EWP noch einen ungewöhnlichen Fund: Braunkohle. 20 Meter dick ist das Flöz. . Zum Vergleich: Unter dem zur Abbaggerung vorgesehenen Lützerath ist das Kohleflöz 50 Meter dick. Doch ein „Lützerath“ droht Potsdam nicht. Krampnitz soll nicht abgebaggert, sondern CO2-neutral mit Energie versorgt werden. Wie genau, ist noch offen. Außer Geothermie werden vor allem Wärmepumpen zum Einsatz kommen – und weil diese Strom verbrauchen, wird eine besonders leistungsfähige elf Kilometer lange unterirdische Stromtrasse vom Umspannwerk Golm über Marquardt und Fahrland nach Krampnitz gelegt.

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Große Kabeltrommeln und Leerrohre für die kilometerlangen Erschließungsstraßen von Krampnitz stehen auf der Großbaustelle.

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Diese hat einen unerwarteten Nebeneffekt für Potsdams Norden: Sie wird zum langersehnten Radweg. In Abstimmung mit den Grundstückseigentümern wird der Deckenschluss der Stromtrasse asphaltiert. Schon Ende 2024 soll der Radweg von Marquardt entlang der L 92 nach Fahrland und weiter nach Krampnitz geführt werden und dieses für Radfahrer und Schulkinder bisher äußerst gefährliche Stück Straße entschärfen – acht Jahre früher als bislang geplant.

Im Laufe des Jahres wird das Energiekonzept für Krampnitz fertiggestellt, wobei alle Arten von nachhaltiger Energieerzeugung geprüft werden – auch Windenergie. „Die Rahmenbedingungen haben sich verändert und wir prüfen, ob das sinnvoll und möglich ist“, sagt Thomas Niemeyer von der EWP.

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Schilf am Straßenrand

Ein Streitthema mit den Umweltverbänden war die Versickerung von Regenwasser im neuen Quartier. Die gefundene Lösung ist nicht nur nachhaltig, sondern auch ästhetisch: Entlang der Krampnitzer Alleen befinden sich große Versickerungsbecken im Boden. „Sie werden mit Schilf bepflanzt“, sagt Bert Nicke, Chef des Entwicklungsträgers Potsdam – damit wird Schilf einen prägenden Eindruck im Quartier machen. Allein im Bereich der historischen Kasernengebäude kostet diese Versickerungsanlage rund 3,5 Millionen Euro. Und wenn bei einem extreme Starkregen diese Betonbecken doch einmal überlaufen sollten, fließt das Wasser direkt in den Krampnitzsee.

Die ersten Bewohner ziehen womöglich auch schon in diesem Jahr ein – keine Menschen, sondern Fledermäuse. Auf dem Gelände der neuen Kita und Grundschule wurde ein unterirdisches Fledermausquartier errichtet – der nur rund 30 Quadratmeter große Mäusebunker hat immerhin 70.000 Euro gekostet.

Namen aus dem Norden

Auch die Namen der Krampnitzer Straßen stehen schon fest. Gemeinsam mit dem Kulturausschuss hat man verschiedene Ideen diskutiert – von antifaschistischen Widerständlern bis zu Pferderassen. Am Ende stand fest: Die Straßen und Plätze des Stadtteils im Potsdamer Norden sollen nordische Namen haben. Die skandinavischen Länder, ihre Hauptstädte und berühmten Persönlichkeiten sowie Potsdams finnische Partnerstadt Jyväsküla gehören zum Namenspool, außerdem Pflanzen, die dort wachsen. Der Platz mit dem markanten Kasernenturm soll zum „Krampnitzer Tor“ werden.

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Für 2024 kündigte Nicke den Umbau der Bundesstraße B 2 an dieser Stelle an – bislang fährt man am neuen Stadtteil vorbei – bald dürfen die Menschen zumindest an dieser Stelle schon hinein. „Spätestens, wenn die Grundschule und die Kita öffnen und die ersten Menschen im Sommer 2024 eingezogen sind, werden wir die ersten Straßen freigeben“, kündigte der Oberbürgermeister an.

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