Zweiter Verhandlungstag nach der Bluttat im Oberlinhaus mit vier Toten: Kolleginnen bringen die wegen Mordes angeklagte Pflegerin zum Weinen, ihre Psychoanalytikerin offenbart Erschreckendes.
Potsdam.Einmal, sie standen mit der Behandlung noch ganz am Anfang, einmal habe sie gesagt: „Ich habe schreckliche Vorstellungen, ich könnte meine Patienten massakrieren.“ Zehn, elf Jahre sei das jetzt her. Sie habe es danach nicht noch einmal gesagt, in keiner ihrer vielen Sitzungen – vielleicht misst die Psychoanalytikerin dieser Preisgabe deshalb bis heute kaum Bedeutung bei: „Ich glaube, es gibt kaum jemanden, der nicht von jemand anderem an den Rand der Verzweiflung gebracht wird und sagt: Ich könnte dich an die Wand klatschen“, sagt sie. „Aber man tut es nicht. Es ist ein Unterschied zwischen Fantasie und Realität.
Doch Ines R. (52) hat Ernst gemacht und am Abend des 28. April im Oberlinhaus fünf arg- und wehrlose Menschen mit Behinderungen in ihren Betten mit einem von Zuhause mitgebrachten Küchenmesser angegriffen. Vier ihrer Opfer verbluteten, eines überlebte dank einer Notoperation. Die Pflegerin muss sich nun wegen Mordes vor dem Landgericht Potsdam verantworten, ihre Schuldfähigkeit steht in Frage. Seit ihrer Festnahme ist sie in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht.