Wohnheim zu verkaufen? Potsdams Asta positioniert sich gegen Plattner-Pläne
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/AINCHJMS45FR7CGXVVYP6JHJLI.jpg)
Das Studierendendorf steht offenbar auf dem Einkaufszettel der Hasso-Plattner-Foundation.
© Quelle: Peter Degener
Babelsberg. Nach dem Präsidenten der Universität Potsdam und dem Geschäftsführer des Studierendenwerks wendet sich auch der Allgemeine Studierendenausschuss der Uni (Asta) gegen die Pläne der Hasso-Plattner-Stiftung, Gebäude auf dem Campus Griebnitzsee zu kaufen. Eine Umfrage des Astas unter mehr als 1500 Studierenden habe ergeben, dass nur ein Bruchteil die Kaufabsichten gutheißt.
Lesen Sie auch
- Universität Potsdam: Hasso-Plattner-Stiftung will Studentendorf am Campus Griebnitzsee kaufen
- Potsdam: Der Blick vom Kunsthaus Das Minsk auf das Schwimmbad Blu zeigt Potsdams größte Leinwand
Plattner-Stiftung will Wohnheim und Gebäude sanieren
Die gemeinnützige Hasso-Plattner-Foundation, gegründet vom Tech-Milliardär und Potsdamer Ehrenbürger Hasso Plattner, hatte im vergangenen Herbst Interesse an zwei Uni-Gebäuden und dem Studierendendorf, einer Wohnheimsiedlung, bekundet. Die Gebäude sollten nach der Übernahme energetisch saniert werden, hieß es.
Zwei der Häuser, die nicht als Wohnheim genutzt werden, sondern laut Universitätshomepage derzeit von verschiedenen Fachschaftsräten genutzt werden sowie Räume der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät enthalten, sollen zudem umgewidmet und für den Campus geöffnet werden. Zunächst hatte die Plattner-Stiftung mit dem Brandenburger Wissenschaftsministerium nicht öffentlich darüber verhandelt. Im Hauptausschuss der Landeshauptstadt Potsdam hatte Uni-Präsident Oliver Günther das Interesse der Stiftung bestätigt. Das Kaufangebot sieht mittlerweile auch vor, weitere Wohnheimplätze am Standort zu schaffen.
Asta-Umfrage zeigt deutliche Gegnerschaft
„Die Mehrheit der Studierenden positioniert sich deutlich gegen einen Verkauf der Häuser 2 und 3 und der Studierendenwohnheime“, teilt der Asta nun mit. Insgesamt hätten sich nur 22 Prozent der mehr als 1500 Teilnehmer für die Veräußerung der Uni-Gebäude ausgesprochen, bei den Wohnheimen seien es 20 Prozent gewesen. Dabei hat der Asta eine Auffälligkeit bemerkt: „Von den Studierenden der Digital Engineering Fakultät stimmen 72 Prozent dem Angebot der Häuser und 64 Prozent dem Angebot der Studierendenwohnheimen zu“, während die Zustimmung an allen anderen Fakultäten bei nur elf Prozent gelegen habe. Die Digital Engineering Fakultät ist eine gemeinsame Fakultät des Hasso-Plattner-Instituts und der Universität Potsdam.
Der Asta erkennt an, dass die benannten Uni-Gebäude sanierungsbedürftig sind. „Ein Verkauf würde einen Verfall ausschließen“, schreiben die gewählten Studierendenvertreter. Allerdings würden die Räume dann für ihre bisherige Nutzer fehlen, zudem erhalte eine Stiftung eine „erhöhte Machtposition“. Diese könnte, so die Befürchtung, direkte Folgen haben. „Durch eine Privatisierung der Studierendenwohnheime werden die Probleme der Studierenden, bezahlbaren Wohnraum zu finden, nicht gelöst. Es ist Aufgabe des Landes, für bezahlbaren Wohnraum für Studierende zu sorgen“, schreibt der Asta. Alle in Rede stehenden Gebäude müssten in öffentlicher Hand verbleiben.
Das Studierendendorf wurde Anfang der 1990er Jahre gebaut. Der Spatenstich erfolgte im November 1991, das damals 30 Millionen D-Mark teure Projekt wurde zur Unterbringung von fast 550 Studierenden errichtet. Zu DDR-Zeiten hatten hier noch Grenztruppen patrouilliert, die Grenze zu Berlin liegt nur wenige Schritte vom Wohnheim entfernt.