Zwischen Begeisterung und Häme: Das sind die Reaktionen auf die Idee einer autoarmen Potsdamer Innenstadt
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Verkehrskonzept autoarme Innenstadt: So soll die Charlottenstraße eines Tages aussehen.
© Quelle: Illustration
Innensatdt. Die Pläne zur Umgestaltung der Potsdamer Innenstadt stoßen auf ein geteiltes Echo. In den sozialen Medien wird die Idee, die Straßen zwischen Hegelallee und Charlottenstraße weitgehend vom Autoverkehr zu befreien, viel diskutiert. Auch Parteien und Initiativen haben sich bei der MAZ dazu gemeldet.
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CDU: Autofahrer nicht vergessen
So sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Mathias Finken: „Anwohner, Gewerbetreibende und die Mitbürger aus dem ländlichen Raum dürfen nicht die Leidtragenden sein.“ Autos zu verbannen, mache noch lange keine lebendige Innenstadt. „Wir brauchen ein zukunftsweisendes Innenstadtkonzept. Wenn das greift, auch gerne mit weniger Autos. Innenstadtnahe Parkhäuser und ein attraktiver und leistungsfähiger ÖPNV, wobei Zentrum und Hauptbahnhof von überall in 30 min erreichbar sind, betrachten wir als notwendige infrastrukturelle Voraussetzungen.“
Die Initiative Freies Tor begrüßt wiederum den Vorstoß, den Platz am Jägertor durch Diagonalpoller vom Durchgangsverkehr zu befreien. Der Bürgerverein hatte eine ähnliche Idee vor gut zehn Jahren präsentiert. „So sollte eine ’Piazetta vor dem Jägertor’ entstehen, sozusagen als kleine Schwester des Platzes vor dem Nauener Tor“, erläutert die Vereinsvorsitzende Ellen Chwolik-Lanfermann. „Bedauerlicherweise gab es für diesen Vorschlag damals keine politische Unterstützung. Umso erfreulicher ist es, dass jetzt die Stadtverwaltung entsprechende Pläne vorgestellt hat“.
Facebook-Vorschlag mit Augenzwinkern
In den sozialen Netzwerken ist die Begeisterung kleiner. Während sich eine MAZ-Leserin auf Facebook eine Begrünung der Innenstadt wünscht, äußert ein anderer grundsätzliche Kritik an der City. „Das Potsdamer Verkehrsproblem wird immer schlimmer. Nirgends kann man mit dem Auto hin. Auf dem Kopfsteinpflaster mit dem Fahrrad ist eine Katastrophe. Kaum Fahrradständer. Einfach XXL-Fußgängerzone und dann nur noch Essen, Essen, Essen“, schreibt er. So werde die Innenstadt systematisch zerstört.
„Lebensqualität ist aber auch, wenn man nicht 30 Minuten nach einem Parkplatz suchen muss. Und bei uns im Viertel ärgert sich jeder über jeden wegfallenden Parkplatz“, gibt Gina Schmädicke zu bedenken. Eine Ausnahme zumindest für Arztbesuche schlägt eine andere Kommentatorin vor: „Ich bin froh, wenn ich einen Parkplatz in der Nähe finde, um mein krankes Kind nicht drei Kilometer zu schleppen“, sagt sie. „Und die Handwerker und Lieferanten können dann mit dem Bus anfahren?“, fragt Ronny Lehmann ironisch. Rebecca Neubacher fürchtet, „dann kommt da gar keiner mehr hin“. Eine andere Idee präsentiert, sicher auch mit einem Augenzwinkern, Ray Jaspers in seinem Kommentar. Er schreibt, man könne Fahrgemeinschaften bilden. „Während einer in der Innenstadt einkaufen geht, muss der andere das Auto in Bewegung halten.“
Das Konzept zur Neugestaltung der Innenstadt sieht einen Wegfall hunderter Bezahl-Parkplätze vor. Zugleich sollen Anwohner und Menschen mit Behinderungen in einigen Straßen der City weiterhin parken dürfen. Die Innenstadt soll für Fußgänger und Radfahrer attraktiver werden, viele bisher als Parkplätze dienende Flächen könnten umgenutzt werden. Dem Konzept ging monatelange Beteiligung der Anwohner und Händler voraus.