Nitzow/Havelberg

Internationale Waldbrandübung mit Löschpanzern

Zwei Bundesländer und drei Landkreise trafen sich zur Waldbrandübung bei Nitzow.

Zwei Bundesländer und drei Landkreise trafen sich zur Waldbrandübung bei Nitzow.

Nitzow. Es stinkt nach Qualm und Dieselabgasen. Fast spielerisch gräbt der blaue Panzer sein Schild in den aufgewühlten Boden auf dem riesigen Übungsplatz. Kameras klicken hinter dem provisorischen Zaun, der die Zuschauer vom Geschehen auf dem Platz abgrenzt. Der Panzer fährt zurück und hinterlässt einen breiten, geschobenen Streifen – ein Brandschutzstreifen.

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Schwere Löschpanzer kommen am Samstag bei einer großen Waldbrandübung mit internationalen Gästen auf dem Wasserübungsplatz der Bundeswehr in Nitzow bei Havelberg zum Einsatz. Trainiert wird das Löschen eines Waldbrandes auf teilweise mit Munition belastetem Gebiet, der Aufbau einer Riegelstellung und der Einsatz eines Düsenschlauchs, der vor Ort die Brandschützer ersetzen kann.

Sprühnebel aus Spezialkanonen

Teilnehmer von sieben Feuerwehren allein aus der Prignitz sowie der aus Havelberg, vom Technischen Hilfswerk (THW) aus Wittenberge, Neuruppin und Rathenow, von der Sonder-Einsatz-Einheit (SEE) aus Pritzwalk und dem Katastrophenschutz der Landkreise Prignitz, Ostprignitz-Ruppin und Stendal bestaunten die Spezialfahrzeuge. Der Prignitzer Landrat Torsten Uhe war dabei, ebenso Fachpublikum aus den USA, Frankreich und Brasilien.

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Zwei Männer hatten eine Schneise abgesteckt, die nun frei von Munition sein soll. Erst danach kommen die Panzer zum Einsatz. Das Dröhnen der Motoren wird lauter. Jetzt fahren die großen Löschpanzer von Typ SPOT 55 auf das zerwühlte Gelände am Havelufer. Sie richten ihre Hochdruck-Löschkanonen aus und lassen den Sprühnebel über den imaginären Brandherd rieseln. Sich selbst sprühen die rot-weißen Fahrzeuge ebenfalls ein.

„Durch diese Kühlung können sie Einsätze bei mehreren 100 Grad Celsius fahren, wie wir sie oft bei Waldbränden haben“, erklärt Johannes Goldammer. Der Leiter des Zentrums für Globale Feuerüberwachung in Freiburg am Neckar, begleitet die Übung fachlich: Er gilt als international führender Feuerexperte. Das Global Fire Monitoring Center überwacht weltweit via Satellit Brandherde, warnt Brandgefahren und gibt Unterstützung bei der Bekämpfung von Brandkatastrophen.

Drohne liefert Infrarotbilder

In diesem Fall begleitet eine hochspezialisierte Drohne das Geschehen aus der Luft. „Sie liefert nicht nur Videomaterial, sondern kann per Infrarotkamera auch versteckte Glutnester oder Hotspots aufspüren“, erklärt Goldammer. Die Daten werden live an die Einsatzleitung übermittelt und diese kann entsprechend reagieren. Die Drohne durfte laut Goldammer aus den USA eingeführt werden. Ein Gast ist aus Los Angeles, in dessen Umgebung immer wieder Feuersbrünste wüten.

Inzwischen ist der halbe Platz wieder völlig verqualmt. Die Pyrotechniker leisten ganze Arbeit. Immer wieder stößt eine Feuerkanone eine meterlange Flamme aus. Plötzlich knallt es laut. In den Löschpanzern der Firma Dibuka aus Seehausen (Altmark) ist die Besatzung aber bei kleineren Detonationen sicher. Sie fährt inzwischen das Gelände ab und nebelt den Boden flächendeckend ein. „Die Erfahrung zeigt, dass unter der Erde liegende Glutnester den Brand weiter tragen“, erklärt Spezialist Goldammer. In der Realität werde aber sicher nicht so viel Wasser auf einer Fläche ausgebracht.

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Eine Pipeline brennt

Jetzt müssen die Einsatzkräfte von Dibuka auf ein neues Szenario reagieren: An einer Pipeline brennt es. „Es kann sein, dass die Leitung beschädigt ist“, so Goldammer, „das haben die Drohnenbilder gezeigt.“ Zudem soll sich eine Person an der Pipeline aufhalten. Das Team schickt einen Bergepanzer los. Er verfügt über einen 15 Meter lange Auslegearm. Schnell ist die Person sicher geborgen und wird zum Krankentransportwagen der SEE-Kräfte gebracht.

Zwischendurch tanken die Panzer immer wieder auf. Gemeinsam mit dem THW haben die Einsatzkräfte eine Riegelstellung aufgebaut. Die blauen Tanks fassen 20.000 Liter Wasser, das in diesem Fall aus der Havel kommt. Der Einsatz von Düsenschläuchen wurde von den Feuerwehren schon vorher geprobt: Sie verteilen über kleine Löcher mittels Hochdruck einen Wassernebel im Gelände und können so wertvolle Einsatzkräfte vor Ort ersetzen.

Zum Schluss gibt es eine kleine Vorführung zum Löschen von Torfbränden. Die gibt es zwar hier nicht, wohl aber Kompostieranlagen, die oft wochenlang brennen, weil niemand an die Glutnester im Inneren kommt. Mit einem Druck von 700 Bar kann auch hier Feuchtigkeit ins Innere des Materials gebracht werden.

Feuerwehren hätten Probleme im Wald

Der Prignitzer Kreisbrandmeister Holger Rohde wertet die Übung aus: „Eine stabile Wasserversorgung unter einer halben Stunde im Wald hinzubekommen, ist sicher illusorisch“, meinte er. Die Leistungsfähigkeit der Panzer indessen sei beachtlich, da diese ins Gelände fahren, in dem die Einsatzfahrzeuge der Feuerwehren erhebliche Probleme hätten. Die Drohnentechnik sei in den Kreisen Prignitz und Stendal sicher auch für Hochwassereinsätze denkbar.

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„Die Frage steht, ob die Landkreise Prignitz und Stendal sich solche Geräte anschaffen oder im Bedarfsfall ausleihen“, sagt Frank Stubenrauch, Sprecher des Landkreises Prignitz. Für die Prignitz und Sachsen Anhalt ist die Technik interessant, weil es hier immer wieder Waldbrände gibt und deren Häufigkeit angesichts der klimatischen Entwicklung zunehmen dürfte – auch in munitionsbelastetem Gelände.

Von Beate Vogel

MAZ

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