Wilde Wiesen bei Lenzen: ein Paradies für den Vogel des Jahres
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Ein Braunkehlchen.
© Quelle: frank koch
Lenzen. „Wiesen wieder wilder machen“ – unter diesem Motto ist das Braunkehlchen zum Vogel des Jahres gewählt worden. In Teilen es Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe findet der seltener werdende Bodenbrüter noch alles, was er braucht: offene Landschaften mit ausreichend Deckung für das Nest und Singwarten in Nestnähe. Deshalb ist die landes- und bundesweit gefährdete Vogelart im Sommerhalbjahr in den Schutzgebieten an der Elbe noch vergleichsweise häufig zu beobachten.
Intensive Landwirtschaft gefährdet den „Wiesenclown“
Wegen seines weißen Gesichtsbandes über den Augen wird das Braunkehlchen auch „Wiesenclown“ genannt. Die Vögel leben gern in strukturreichem Grünland mit ungenutzten Grabenrändern und Weidepfählen. Solche Lebensräume werden jedoch immer seltener.
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Wie vielen Bodenbrütern wird auch dem Braunkehlchen die intensive Landwirtschaft zum Verhängnis. Wiesen werden häufig zu früh und oft gemäht, wodurch das Braunkehlchen sein Nest mit Eiern oder Jungvögeln und geeignete Brutmöglichkeiten verliert.
Der Einsatz von Pestiziden tötet zudem Insekten, wodurch die Vögel zu wenig Nahrung finden. In der Folge hat der Bestand des Braunkehlchens in den vergangenen 50 Jahren stark abgenommen und ist in weiten Teilen des Südens und Westens Deutschlands nur noch lokal anzutreffen.
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Die Rangerin Ricarda Rath.
© Quelle: Johannes Müller
Um die Bestände im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe zu schützen, erfassen die Rangerinnen und Ranger der Naturwacht regelmäßig die Brutreviere des kleinen Wiesenvogels und den Zustand seiner Lebensräume.
Mehr als 70 Brutgebiete bei Lenzen
Im Rückdeichungsgebiet bei Lenzen zeigt sich der Erfolg solcher Schutzbemühungen. 2021 konnten dort neben vielen weiteren seltenen Brutvögeln über 70 Reviere des Braunkehlchens kartiert werden.
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Ein junges Braunkehlchen.
© Quelle: Mario Herzog
Ab April, wenn die Langstreckenzieher aus ihren Überwinterungsgebieten südlich der Sahara zurückkehren, lassen sich die Braunkehlchen im Bereich Lenzen, am Rambower Moor, in der Stepenitzniederung zwischen Wittenberge und Perleberg oder im Elbvorland zwischen Gnevsdorf und Quitzöbel beobachten.
„Wir empfehlen für die Beobachtung ein Fernglas oder Spektiv, weil die Vögel recht klein sind. Die besten Chancen für eine Sichtung hat man mit dem Blick auf Zaunpfähle. Dort sitzen die Braunkehlchen sehr gern, um nach Insekten Ausschau zu halten“, sagt die Rangerin Ricarda Rath.
Ranger-Tour um das Rambower Moor
Mehr über das Braunkehlchen und dessen Lebensgewohnheiten erfahren will, kann sich auch einer Ranger-Tour am 22. April 2023 um das Rambower Moor oder zum Vogelkonzert an der Stepenitz anschließen. Nähere Informationen dazu finden sich unter https://www.naturschutzfonds.de/natur-erleben/veranstaltungskalender im Veranstaltungskalender.
Gegen Neuntöter und Trauerschnäpper durchgesetzt
Die Wahl zum Vogel des Jahres gibt es bereits seit mehr als 50 Jahren. Seit drei Jahren rufen der Nabu und der Bayerische Landesbund für Vogel- und Naturschutz neuerdings die Bevölkerung zur Abstimmung auf. An der Wahl beteiligten sich zuletzt mehr als 130.000 Menschen. Das Braunkehlchen konnte sich deutlich gegen die vier weiteren Kandidaten – Feldsperling, Neuntöter, Trauerschnäpper und Teichhuhn – durchsetzen. Vogel des Jahres 2022 war der Wiedehopf.
Von MAZonline