Auf der Suche nach beruflicher Orientierung
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Wolfgang Spieß von der IHK Potsdam berichtete, dass viele Jugendliche zur Ausbildung nach Berlin pendeln.
© Quelle: Hartmut F. Reck
Luckenwalde. Es gibt 726 offene Ausbildungsstellen im Landkreis Teltow-Fläming bei 411 zu erwartenden Schulabgängern im nächsten Jahr. Diese Zahlen nannte Marcel Penquitt, stellvertretender Leiter des Amtes für Kreisentwicklung, Wirtschaftsförderung, Tourismus und Mobilität am Dienstagnachmittag bei eine Gesprächsrunde zur Frage „Was zählt oder fehlt in der Berufsorientierung?“ Dieses Delta, so Penquitt, sei ein ziemlicher Vorteil für die jungen Menschen. „Sie können sich aussuchen, welchen beruflichen Weg sie gehen wollen.“
Trotz Berufsorientierung orientierungslos
Doch auf der Suche nach dem richtigen Weg in die richtige Richtung sind die meisten Jugendlichen offensichtlich überfordert. „Viele sind trotz mehrerer Stationen der Berufsorientierung nach der zehnten Klasse immer noch orientierungslos“, stellte Kerstin Borngräber vom Wirtschaftsförderungsamt des Kreises fest. Deshalb gelte es vor allem für die Arbeitgeber, neue Wege der Rekrutierung von Auszubildenden zu finden, sagte sie. Das Ziel sei, die Berufsorientierung so einfach wie möglich und den Übergang von der Schule in die berufliche Ausbildung gleitend zu gestalten.
Fünf Themen an fünf Tischen
Mit diesen Fragen beschäftigten sich anschließend Schüler, Lehrer, Eltern, Unternehmer und mit der Berufsbildung betraute Einrichtungen an fünf Tischen, die im Kreistagssaal des Kreishauses aufgebaut waren. Dort wurden Themen wie Berufsorientierung, Ausbildung und Studium, Praktika, Netzwerk Schule/Wirtschaft und die Wünsche der Jugendlichen besprochen.
Gekommen waren Oberschüler aus Dahme, Jüterbog und Blankenfelde-Mahlow, Lehrer und Schulleiter, einige Eltern und Vertreter von Ausbildungsbetrieben sowie von der Jugendberufsagentur, der Kreishandwerkerschaft, der Industrie und Handelskammer (IHK) Potsdam sowie der Gemeinnützigen Arbeitsförderungsgesellschft (GAG) Klausdorf.
Suche nach den richtigen Worten und Ideen
Moderatorin und Ideengeberin dieser Veranstaltung, die im Rahmen der derzeit stattfindenden Wirtschaftswoche Teltow-Fläming angeboten wurde, ist Doreen Zeisig von der GAG. Sie betonte, dass das schon länger existierende Netzwerk Schule/Wirtschaft aktiver werden will und sich die Frage stellt: „Haben wir die richtigen Worte und Ideen, um an die Jugendlichen heranzukommen?“ Hinter der Idee stecke auch das Ziel, eine Projektförderung zu finden, um die Schulen bei ihren Aktivitäten zur Berufsorientierung zu unterstützen.
Viele pendeln nach Berlin
Der Titel dieser Veranstaltung „Du in Teltow-Fläming“ soll dabei die Jugendlichen bewusst darauf ansprechen, dass sie nicht nur aus Teltow-Fläming sind, sondern auch dort hingehören. Denn viele junge Leute fahren zur Ausbildung nach Berlin, berichtete Wolfgang Spieß, Geschäftsführer -Bildung bei der IHK Potsdam. Demnach gibt es im westbrandenburgischen IHK-Bereich 2720 eingetragene Ausbildungsverträge. Das sind 70 mehr als im Vorjahr. In Teltow-Fläming sind es 320 Jugendliche, die dort eine Berufsausbildung absolvieren, 20 mehr als noch 2017. „Wir stellen aber fest“, so Wolfgang Spieß, „dass etwa 1700 junge Leute zur Ausbildung nach Berlin fahren, während nur 320 Auszubildende aus Berlin nach Westbrandenburg pendeln.“ Insofern sei es auch ratsam, darüber nachzudenken, wie man die Jugendlichen in ihren Heimatkreisen hält und ihnen vor Ort attraktive Angebote machen kann.
Eltern entscheiden zu 80 Prozent
Dabei gelte es aber nicht nur, die Jugendlichen zu überzeugen, sondern auch ihre Eltern, betonte Spieß, denn immerhin würden nach Umfragen der IHK 80 Prozent der Berufswahlentscheidungen von den Eltern getroffen.
Von Hartmut F. Reck
MAZ