Chefs Culinar investiert in Ludwigsfelde
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Der in Kiel ansässige Lebensmittel-Großhändler Chefs Culinar ist bisher im GVZ Großbeeren präsent (Foto). Doch dieser Standort ist viel zu klein für die neuen Pläne, wird aber bis zur Inbetriebnahme von Ludwigsfelde 2020 auch noch einmal erweitert.
© Quelle: Jutta Abromeit
Ludwigsfelde. Das Großhandelsunternehmen Chefs Culinar will in Ludwigsfelde am Berliner Autobahn-Südring mehr als 70 Millionen Euro in den Bau seines neuen Standorts für Berlin und Brandenburg investieren. Das gaben Geschäftsführer Dirk Lütje und der Ludwigsfelder Bürgermeister Andreas Igel (SPD) am Freitagvormittag bei einem Pressegespräch im Rathaus der Stadt bekannt.
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Der in Kiel ansässige Lebensmittel-Großhändler Chefs Culinar kommt nach Ludwigsfelde und investiert im entstehenden Industriegebiet Eichspitze mehr als 70 Millionen Euro; das gaben Bürgermeister Andreas Igel (SPD/l.) und Geschäftsführer Dirk Lütje im Rathaus Ludwigsfelde bekannt.
© Quelle: Jutta Abromeit
Chefs Culinar plant, auf einem 15 Hektar großen Grundstück im gerade entstehenden Industriegebiet Eichspitze mehr als 450 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Sie sollen künftig von Ludwigsfelde aus Hotels und Restaurants sowie Kantinen in Schulen, Betrieben und Kliniken versorgen. Damit wird das schleswig-holsteinische Unternehmen dort im Industriepark 4.0 in wenigen Jahren Nachbar von DHL und eine Aussage von Igel scheint sich zu bestätigen. Der hatte im März erklärt, die Ansiedlung eines der bedeutendsten DAX-Unternehmens werde eine Initialzündung für die weitere Entwicklung und Vermarktung des Areals sein. Wie berichtet hatte die Post-Tochter DHL jüngst bekanntgegeben, in der Eichspitze bis 2020 auf 16,5 Hektar ein neues Paketzentrum mit 600 Arbeitsplätzen und einer Sortierkapazität von 50 000 Sendungen pro Stunde in Betrieb zu nehmen. Nun sind in der gerade entstehenden Eichspitze in idealer Lage zu Autobah und Flughafen nur noch kleine Flächen zu haben. Im kommenden Jahr rechnen die Stadt und der in Potsdam ansässige Eichspitzen-Entwickler IPG mit der Vollvermarktung.
Ludwigsfelde will die Champions einer Branche finden
Beim Pressegespräch war auch IPG-Chef Rüdiger Hage dabei. Er hatte die Ansiedlung von Chefs Culinar angebahnt, weil deren Standort im GVZ Großbeeren für die neuen Pläne zu klein sei. Das treffe sich wunderbar mit den Ludwigsfelder Vorstellungen, sagte der Bürgermeister: „Wir als Stadt wollen die Champions einer Branche finden, die Perlen, die aus eigener Kraft heraus gesund wachsen.“
Im Falle von Chefs Culinar treffe das unbedingt zu, das Familienunternehmen verarbeite hochwertige Nahrungsmittel für hochwertige Kunden, pflege Regionalität und arbeite in Prozessketten, so Igel. Und er sagte: „Das alles macht dieser Investor mit eigener Software und mit Fachkräften die wissen, wovon sie sprechen.“ Vor Vertragsabschluss hatten sich Vertreter der Stadt und der IPG das Unternehmen in Kiel angeschaut.
Lütje erklärte, der Standort Ludwigsfelde gehe im ersten Halbjahr 2020 in Betrieb, die Arbeitskräfte aus Großbeeren würden dann dorthin mitgenommen. Allerdings müsse auch in Großbeeren für die Brückenzeit bis dahin noch erweitert werden. „Dort werden wir die Gebäude für rund drei Millionen Euro um etwa 20 Prozent erweitern und 20 weitere Arbeitsplätze schaffen“, sagte er.
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Zurzeit läuft die Erschließung für das künftige Industriegebiet Eichspitze am Ludwigsfelder Birkengrund: Es werden sowohl Gas- als auch Trink- und Abwasserleitungen verlegt.
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„Für die strategische Ausrichtung unseres Unternehmens ist der Standort Ludwigsfelde ein wichtiger Schritt“, erklärte Culinar-Geschäftsführer Lütje. Als Dienstleistungs- und Logistikzentrum Berlin/Brandenburg werde Ludwigsfelde im bisher an 16 Standorten und 25 Stützpunkten europaweit agierenden Unternehmens viel mehr als eine klassische Niederlassung des Großhändlers. Konkret plane Chefs Culinar, Produktionsflächen für die Verarbeitung und küchenfertige Vorbereitung von sogenannten Ultrafrische-Artikeln einzurichten; es seien die sogenannte Sous-Vide-Produktion, also das Garen von Speisen in vakuum-verschweißten Plastikpackungen sowie Fleisch- und Frischfisch-Verarbeitung vorgesehen, erklärte der Firmenchef.
Ebenso würden sich der Bereich Großküchentechnik und die Berliner Vertriebsmarke The Pool am Standort Ludwigsfelde niederlassen. „Aber bei alle dem hat unsere Produktion Manufaktur-Charakter, wir sind keine industrielle Produktion. Darauf und auf die Verarbeitung regionaler Produkte legen wir sehr großen Wert. Wir arbeiten mit Vertragsbauern und herkunftsgesichert“,so Lütje.
Investor will kulinarische Akademie etablieren
Deutschlandweit einmalig bei Chefs Culinar sei zudem die Einrichtung einer kulinarischen Akademie mit nationaler Bedeutung. „Wir setzen mit diesem Konzept auf kurze Wege und Regionalität. Einerseits stärken wir so unsere Lieferanten und Partner im Großraum Berlin und Brandenburg, andererseits verkürzen wir die Wege zu unseren Kunden“, erklärte Lütje. Insbesondere die Einbindung von regionalen Produzenten, vorwiegend in den Segmenten Fleisch, Fisch sowie Obst und Gemüse, werde mit dem neuen Standort noch besser und umfangreicher als bisher möglich.
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Anfang März hatten Bürgermeister Andreas Igel (SPD/li.) und Rüdiger Hage, Chef des Projektentwicklers IPG, den Baustart für das Industriegebiet Eichspitze gegeben.
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Chefs Culinar sei derzeit deutschlandweit als Servicepartner mit acht Niederlassungen aktiv und führe mehr als 30 000 Produkte aus dem Lebensmittel- und dem Nonfood-Segment. Mit aktuell 4100 Mitarbeitern beliefere man rund 33 000 Betriebe in Gastronomie und Hotellerie sowie Betriebe der Mitarbeiterverpflegung und dem Außer-Haus-Markt. Seit Jahren sei Berlin ein wesentlicher Markt für Chefs Culinar, so der Geschäftsführer; dem verleihe man jetzt bei den kurzen Wegen mit der neuen Präsenz noch mehr Bedeutung.
Von den mehr als 450 neuen Arbeitsplätzen am Standort würden etwa ein Drittel mit kaufmännischen Tätigkeiten befasst sein, etwas mehr als die Hälfte der Mitarbeiter sollen im gewerblichen Bereich tätig sein. Und Lütje erklärte: „Chefs Culinar setzt auch in diesem Bereich auf eigenes Fachpersonal und nicht auf Sub-Dienstleister.“
Berliner sollen von den Umland-Arbeitsplätzen erfahren
Sowohl Igel als auch Lütje sind überzeugt, dass der neue Investor seine künftigen Mitarbeiter trotz des immensen Arbeitskräftemangels findet. Lütje glaubt, das gute Betriebsklima und die tarifgerechte Bezahlung sprächen sich herum. Igel sieht als Stadt die Aufgabe, den attraktiven Arbeitsmarkt vor den südlichen Toren der Bundeshauptstadt bei Berlinern bekannt zu machen, dort sei die Arbeitslosenquote noch höher als im Umland.
Für das in Kiel ansässige familiengeführte Unternehmen wird ein Jahresumsatz von mehr als zwei Milliarden Euro angegeben.
Von Jutta Abromeit