Raue kämpft mit Piepton gegen Jugendliche
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„Mosquito“ heißt das Gerät, das junge Menschen mit einem besonders hohen Ton verschrecken soll. Ältere Menschen können die Frequenz laut Hersteller nicht mehr hören.
© Quelle: Rhine Gruop
Jüterbog. Der Ärger über den Vandalismus im Klostergarten am Jüterboger Kulturquartier nimmt kein Ende. Immer wieder wird die Anlage samt Kinderspielplatz verwüstet (die MAZ berichtete). Nun will Jüterbogs Bürgermeister Arne Raue (parteilos) mit spezieller Technik gegen die jungen Randalierer vorgehen. Das Mittel zum Zweck ist eine Ultraschall-Anlage, die Töne in so hoher Frequenz abspielt, dass sie nur von Jugendlichen gehört werden können.
„Diese technische Anlage soll mittels Bewegungsmelder und Zeitschaltuhr eingeschaltet werden und Jugendliche davon abschrecken, den Klostergarten insbesondere in den Abend- und Nachtstunden als Party-Ort zu nutzen“, erklärt Raue.
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Das knapp 1000 Euro teure Gerät ist etwa 13 mal 15 Zentimeter groß.
© Quelle: Rhine Gruop
Das Gerät mit dem Namen „Mosquito“ funktioniert ähnlich wie ein Marderschreck, wurde aber speziell gegen junge Menschen entwickelt. Es generiert einen sehr hohen Ton zwischen 16.000 und 18.000 Hertz im Grenzbereich der für den erwachsenen Menschen noch hörbaren Frequenzen. Vor allem Jugendliche und Personen unter 25 Jahren können diesen auf Dauer nervigen Ton hören. „Das Mosquito-Ultraschallgerät ist ein wirksames Abschreckungsgerät, welches bei Einhaltung der mitgelieferten Installationsanweisung, keine physischen Schmerzen oder Schäden verursacht“, verspricht der Hersteller und berichtet, dass es unter anderen erfolgreich bei Polizei und Behörden in ganz Großbritannien eingesetzt wird.
Ausschlaggebend ist für den Erfolg des Gerätes nicht etwa die Lautstärke, sondern die Art des Tons. Dieser setzt sich aus zwei verschiedenen Frequenzen zusammen, die mehrmals pro Sekunde wechseln. Das menschliche Gehirn kann sich deshalb nicht an das Störgeräusch gewöhnen oder es gar ausblenden.
Bessere Kameratechnik zu teuer
Für die Abschreckung per Ultraschall hat sich Raue vor allem aus Kostengründen entschieden. Der Preis für das Gerät liegt bei knapp 1000 Euro. Eine erhebliche Verbesserung der Kameratechnik, die zunächst vorgesehen war, würde mit bis zu 5000 Euro zu Buche schlagen – für die Steuerzahler in Jüterbog eine zu hohe Belastung, meint der Bürgermeister. „Auch die 1000 Euro, die wir nun ausgeben, hätte ich lieber für etwas Sinnvolleres genutzt“, ergänzt er.
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Die aktuellen Überwachungskameras am Kulturquartier liefern zu schlechte Bilder, als dass sie Verwendung finden könnten.
© Quelle: Uwe Klemens
Raue beobachtet den Vandalismus im Klostergarten nach eigenen Angaben seit fast drei Jahren. "Trotz mehrfacher persönlicher Gespräche, die ich als Bürgermeister mit den Jugendlichen führte, konnte keine Verbesserung der Situation erreicht werden, ganz im Gegenteil", berichtet er. Wöchentlich, fast täglich, müsse der Bauhof Verunreinigungen beseitigen, vor allem Glasscherben. "Inzwischen kann ich nicht mehr dafür garantieren, dass Kinder den Wasserspielplatz im Klostergarten nutzen können, ohne Schaden zu nehmen", sagt er. Auch für Hochzeitspaare seien die Scherbenhaufen vor dem Trauort eine Zumutung.
Immer von 21 Uhr am Abend bis 3 Uhr in der Nacht soll „Mosquito“ künftig die Jugendlichen vom Klostergarten fernhalten. Eine Belastung für Anwohner, spielende Kinder oder Touristen sieht Raue dank der zeitlichen Beschränkung auf die Nachtstunden nicht.
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Vor allem an den Wochenenden bleibt oft Müll im Kräutergarten des Kulturquartiers liegen.
© Quelle: Stadtverwaltung Jüterbog
Auch der Hersteller beteuert, das Gerät würde die nötigen Richtlinien erfüllen. Bedenken zeigte zumindest die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), die das Gerät bei seiner Markteinführung umfänglich testete. Fazit: Eine gesundheitliche Schädigung des Hörvermögens sei nicht gänzlich auszuschließen.
Jugendbeirat will, dass Platz zugänglich bleibt
Während der Bürgermeister das Ultraschallgerät anschafft, plädieren Jugendbeirat und Sozialausschuss für niedrigschwellige Maßnahmen im Klostergarten. Sie sprechen sich für das Anbringen von selbst gemalten Bildern samt Appell an die Vernunft der jungen Randalierer aus.
Kritik gibt es außerdem an den vorhandenen Mülleimern. Sie seien zu klein und generell zu wenig vorhanden, oft fehlten Aschenbecher. „Uns ist es wichtig, dass der Platz für alle zugänglich bleibt, weil er noch einer von wenigen öffentlichen Plätzen für Jugendliche in der Stadt ist“, sagt Jugendbeirätin Celine Fischer.
Von Victoria Barnack