Waldbrand bei Jüterbog: Feuer auf Truppenübungsplatz erloschen
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Der Waldbrand hat auf mehr als 700 Hektar gewütet. (Foto vom 4. Juni)
© Quelle: Julian Stähle
Jüterbog/Neuhof. Am Mittwoch, 31. Mai, begann der Wald auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Jüterbog-West bei Neuhof zu brennen. Weil das Gelände munitionsbelastet ist, unterstützten zeitweise Bundeswehr und Bundespolizei die lokalen Rettungskräfte aus der Luft. Zwischenzeitlich musste eine Großschadenslage ausgerufen werden. Am Mittwoch, 14. Juni, dann endlich die gute Nachricht: Das Feuer ist erloschen.
Hier können Sie den tagelangen Einsatz noch einmal im MAZ-Newsblog nachlesen.
Rückblick: Die ersten Tage des Waldbrandes bei Jüterbog – die Lage am Samstag, 3. Juni
Insgesamt kämpften am Samstag über 100 Einsatzkräfte der Wehren Luckenwalde und Jüterbog gegen die Brände, wie Kreisbrandmeister Silvio Kahle erklärte. Bei den Bränden in Kolzenburg vermutet die Feuerwehr Brandstiftung, die Polizei wurde eingeschaltet. Dank des schnellen Einsatzes konnten die meisten Brandherde erfolgreich bekämpft werden. „Die Winde und das sonnige Wetter haben das Feuer wieder entfacht“, sagte Jüterbogs Wehrchef und Einsatzleiter Rico Walentin am Samstag zum Brand in der Nähe von Jüterbog. Nach Einstellung der Feuerbekämpfung aus der Luft am Samstag, kämpfen Wehren aus Luckenwalde und Jüterbog mit über 20 Fahrzeugen und 60 Kräften gegen die Flammen am Boden, die nun auch außerhalb des munitionsbelastenden Gebietes sich ausgebreitet haben. Am Morgen waren 45 Hektar vom Feuer betroffen, wovon 10 Hektar in Flammen stehen.
Der Einsatz zweier Löschflugzeuge vom Flugplatz Schönhagen aus wurde am Samstag eingestellt, da die Betreiberfirma andere Aufträge hatte. Feuerwehrchef Rico Walentin hat eine weitere brandenburgische Waldbrandeinheit angefordert. Er rechnet damit, dass der Einsatz noch einige Tage andauern wird.
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Nachdem es am Freitagnachmittag so ausgesehen hatte, als ob sich die Lage beim Waldbrand auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Jüterbog-West langsam entspannte, hat sie sich seit Freitagabend wieder deutlich verschärft. Der am Nachmittag auffrischende Wind habe das Feuer massiv wieder angefacht, berichtete die Regionalleitstelle der Feuerwehr. Sie löste am Abend eine erneute Gefahrenmeldung über die Warn-Apps Nina und Katwarn aus.
Hauptgrund: Im Innenbereich der Fläche ist nun sämtliches Totholz in Flammen aufgegangen, das sorgt für eine immense Rauchentwicklung. Der Rauch zog nach Südwesten und Westen, Richtung Altes Lager, Malterhausen, Tiefenbrunn und Teilen von Treuenbrietzen wie Frohnsdorf und Marzahne und ist dort deutlich zu riechen. An der Brandstelle brenne zum Teil Stammholz mit 40 Zentimetern Durchmesser lichterloh und das Feuer dehne sich aus.
Die Leitstelle betonte allerdings, dass das Feuer noch kilometerweit von bewohnten Gebieten entfernt ist. Auch der Rauch stellt keine unmittelbare Gesundheitsgefahr dar. Trotzdem wird in den betroffenen Gebieten empfohlen, Fenster und Türen geschlossen zu halten.
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Mit Hilfe der Feuerwehr Trebbin wurden die beiden Löschflugzeuge für den Einsatz des Waldbrandes in Jüterbog am Flugplatz Schönhagen wieder mit Wasser befüllt.
© Quelle: Ulrich Hansbuer
Einsatz in Neuheim wurde am Donnerstag gegen 22 Uhr ausgesetzt
Da das unwegsame Gelände in der Nacht nicht ausgeleuchtet und der Abwurf des Löschwassers deshalb nicht kontrolliert werden kann, wurde der Einsatz um 22 Uhr am Donnerstag in der Hoffnung abgebrochen, dass die Kühle der Nacht ein weiteres Ausbreiten verhindern würde. Noch am Abend zuvor, als sich, trotz des Einsatzes eines Löschflugzeuges sowie eines Löschhubschraubers der Bundespolizei, die gleichzeitig in Flammen stehende Fläche auf 27 Hektar ausgeweitet hatte, hielten Jüterbogs Wehr-Chef und Einsatzleiter Rico Walentin und seine Kameraden bereits ein weitaus schlimmeres Szenario für möglich. „Das Schlimmste wäre gewesen, wenn sich das Feuer aus dem großen Totholz-Bereich hinüber in den noch grünen Kiefernbestand gefressen hätte, was wir unbedingt verhindern wollten“, sagt Walentin.
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Feuerwehrmann Adrian Gentz ist Mitglied der FW Trebbin und im Landkreis TF Ausbilder für Drohnenpiloten. Beim Waldbrand bei Neuheim überwacht er mittels Drohne die Wirkung des Löscheinsatzes aus der Luft.
© Quelle: Uwe Klemens
Ab Freitagmorgen wurde mit zwei Löschflugzeugen gelöscht. Für deutliche Erleichterung auf den Gesichtern der Feuerwehrleute sorgten zunächst die Bilder ihrer mit Video- und Wärmebild-Kamera ausgestatteten Drohne. Mit jedem Wasserabwurf konnte die brennende Fläche deutlich verkleinert werden. Am Freitag elf Uhr war deren Größe auf 0,8 Hektar geschrumpft. „Wir sind auf dem guten Weg und denken, dass wir den Brand bis heute Abend so weit gelöscht haben, dass wir die Fläche wieder der Stiftung Naturlandschaften, die die Eigentümerin ist, zurück übergeben können“, so Walentin. Doch da rechnete noch niemand damit, dass sich die Lage am Samstag wieder vollkommen geändert haben würde.
Chronik: Waldbrand in Jüterbog seit Mittwochabend
Seit Mittwochabend brennt es auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Jüterbog-West bei Neuheim. Auf zunächst rund einem Hektar (10.000 Quadratmeter) breitete sich das Feuer auf dem sehr unwegsamen Gelände aus. Am Donnerstagmorgen berichtet die Einsatzleitung, dass sich die Brandfläche bereits auf bis zu sechs Hektar ausgedehnt haben könnte. Am Donnerstagabend soll er sich nun auf eine Fläche von zehn Hektar ausgeweitet haben. Dennoch können die Feuerwehren weiterhin nur von Waldwegen aus dem Brandgeschehen zusehen.
Seit Mittwochabend 19 Uhr sind Kameraden aus Luckenwalde und Nuthe-Urstromtal im Einsatz, weil man aufgrund der aufsteigenden Rauchsäule zunächst von einem Brand auf deren Gemarkungen ausging. Eine halbe Stunde später, nach dem der Brandherd lokalisiert wurde, rückten auch die Jüterboger aus.
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Seit den Nachmittagsstunden unterstützt auch ein Löschhubschrauber der Bundespolizei bei der Brandbekämpfung. Mittlerweile hat sich der Brand auf zehn Hektar ausgeweitet.
© Quelle: Julian Stähle
Waldbrand auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Jüterbog-West
Löschflugzeug gegen die Flammen
© Quelle: Uwe Klemens
Jüterbog ordert Löschflugzeug aus Sachsen-Anhalt
Viel tun konnten sie nicht, denn das Feuer loderte genau dort, wo selbst Feuerwehrleute nicht hindürfen, weil im Boden bis heute explosive Altmunition und sonstige gefährliche militärische Hinterlassenschaften der früheren Nutzer schlummern. Zwar hat der heutige Eigentümer, die Stiftung Naturlandschaften inzwischen sein Netz aus beräumten und deshalb auch betret- und befahrbaren Wegen ausgebaut, doch auch diese befinden sich mehrere Hundert Meter vom Brandherd entfernt, so dass vom Boden aus in diesem Fall kein Löschen des Feuers möglich ist.
Am Donnerstag war auch ein Löschflugzeug aus Sachsen-Anhalt über der Brandfläche im Einsatz. Der erste Überflug erfolgte um 9.20 Uhr und ab da im 15-Minuten-Takt. Das Ablassen der an Bord befindlichen 2000 Liter Löschwasser dauerte dabei nur wenige Sekunden. Wesentlich langwieriger waren Hin- und Rückflug zum Wasser-Aufnehmen nach Schönhagen, wo Kameraden der Trebbiner Feuerwehr das Befüllen übernahmen.
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Das Bild der Feuerwehrdrohne offenbart das ganze Ausmaß des Brandes.
© Quelle: Uwe Klemens
Während der Löschpausen inspizierten die Kameraden vor Ort mittels Drohne und Wärmebild-Kamera den Brandherd. Die Bilder bestätigten ihre Ahnung: Angesichts der Unmengen an Totholz, das dem Feuer großzügig weiter Nahrung bietet, und der Lage innerhalb der munitionsverseuchten Fläche standen da die Chancen schlecht, dem Feuer Einhalt zu gebieten.
Am Donnerstag wurde die Jüterboger Lage brenzliger
Aufkommender leichter Wind und die Wärme des Sommertages sorgten am Donnerstag dafür, dass sich die Flammen zwischen den Löschflügen immer wieder erneut emporarbeiten konnten. In Abstimmung mit Jüterbogs Ordnungsamtsleiterin Christiane Lindner-Klopsch wurde deshalb am Mittag der Einsatz eines zweiten Löschflugzeuges beschlossen.
Die Bundespolizei unterstützt jetzt außerdem mit einem Hubschrauber. Mit einem mobilen Wasserbehälter kann der Hubschrauber mehrere tausend Liter befördern. Bis in die Abendstunden des Donnerstags wurde nun mit diesen beiden Luftfahrzeugen eine Brandbekämpfung durchgeführt. Die Winde trieben die Flammen immer wieder erneut an.
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Die Bilder aus der Feuerwehrdrohne liefern wichtige Erkenntnisse für die effektive Brandbekämpfung.
© Quelle: Uwe Klemens
In die Resignation der Kameraden vor Ort, nicht mehr tun zu können, mischte sich das Nachdenken darüber, ob sich die Beräumung des Übungsplatzes von seinen militärischen Altlasten am Ende nicht doch rechnen würde. Doch die Kostenschätzung dafür, wie teuer das für die insgesamt 7.300 Hektar große Fläche sein würde, belaufen sich auf mehrere Hundert Millionen Euro. Auch nach dem Beräumen gäbe es keine 100-prozentige Sicherheit, da Blindgänger durchaus auch in tieferen Schichten liegen und übersehen werden können. Die Fläche selbst gliche zudem einer Bergbau-Folgelandschaft und es würde lange dauern, bis sich die Natur das Areal wieder zurückerobert hat.
Bürgermeister Arne Raue lobte am Donnerstagvormittag die Zusammenarbeit mit dem Kreis: „Ein großes Dankeschön auch an die Landrätin, die schon bei dieser kleinen Fläche sofort reagierte“, erklärte er in einer Mitteilung online. Der Landkreis Harz hat einen Vertrag mit einem polnischen Löschflugzeug-Betreiber geschlossen, der während der Waldbrandsaison rund um die Uhr Einsatzbereitschaft zusichert. Den Landkreis kostet das nach eigenen Angaben 150.000 Euro pro Saison. Das polnische Löschflugzeug soll eine unbürokratische und schnelle Unterstützung der Feuerwehrkräfte am Boden ermöglichen. Das ist auch eine Konsequenz aus der heftigen Waldbrandsaison 2022. Der Flieger ist üblicherweise am Flugplatz Ballenstedt (Landkreis Harz) stationiert.
MAZ