Betrugsverdacht bei Feuerwehr-Ausstatter Rosenbauer
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Das Unternehmen Rosenbauer in Luckenwalde stellt Feuerwehrfahrzeuge her.
© Quelle: Margrit Hahn
Luckenwalde. Luckenwaldes Vorzeigeunternehmen Rosenbauer ist in den Fokus von Ermittlern geraten. „Im Zuge des Jahresabschlusses 2017 wurde festgestellt, dass es in Luckenwalde zu Manipulationen in der Buchführung gekommen ist“, bestätigte Tiemon Kiesenhofer, Leiter der Unternehmenskommunikation der Rosenbauer International AG, auf MAZ-Nachfrage.
Jahresabschluss des Gesamtunternehmens belastet
Die österreichische Rosenbauer International AG wird im Jahresabschluss 2017 3,5 Millionen Euro weniger ausweisen als geplant. Bei Rosenbauer Deutschland am Standort Luckenwalde führten die Unregelmäßigkeiten zu dieser hohen Abschreibung. Dabei handelt es sich nach Aussage von Kiesenhofer um „mehrere Wertberichtigungen von Forderungen“ – vereinfacht ausgedruckt: Offenbar haben Kunden von Rosenbauer ihre Rechnungen nicht bezahlt.
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Firmensitz von Rosenbauer in Luckenwalde.
© Quelle: Margrit Hahn
In Luckenwalde produziert Rosenbauer vorwiegend Feuerwehrfahrzeuge für den deutschen Markt. Die Firma hat jetzt externe Expertenhilfe angefordert, die die Daten der Buchhaltung forensisch untersuchen. Geprüft wird also, ob kriminelle Handlungen vorliegen. „Diese Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Deshalb wurde auch noch keine Strafanzeige gestellt“, erklärt Kiesenhofer. Man rechne aber schon jetzt mit einem Schaden in Höhe von 1,2 Millionen Euro.
Betriebsleiter wurde ersetzt
Seit Anfang April seien die Ermittler in Luckenwalde zu Gange. Als erste Konsequenz hat sich das Unternehmen Rosenbauer von seinem Betriebsleiter im Werk getrennt. Es wurde bereits ein Nachfolger eingesetzt. Der Vorfall gefährde nicht den Standort Luckenwalde, wird versichert.
Insgesamt sei der Gewinn im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2016 um die Hälfte zurückgegangen. Dass habe aber nicht nur mit dem möglichen Bilanzbetrug in Luckenwalde zu tun. Dafür gibt es laut Kiesenhofer noch andere Gründe. Trotzdem sei man bei Rosenbauer optimistisch. „Die Auftragslage im ersten Quartal 2018 ist sehr zufriedenstellend“, fügt der Pressesprecher hinzu.
IG Metall: Belegschaft ist noch nicht betroffen
Bei der Wirtschaftsförderung der Stadt Luckenwalde hatte man von den Manipulationsvorwürfen bei Rosenbauer bisher nichts gehört. Die IG Metall erhielt von Rosenbauer immerhin eine Presseinformation. Solange die Untersuchungen laufen, werde die Gewerkschaft nichts unternehmen, zumal keine Löhne unterschlagen wurden, hieß es auf Anfrage.
Unternehmen mit Geschichte
Der Ursprung des heutigen Rosenbauer-Niederlassung geht auf Hermann Koebe zurück. Dieser gründete am 11. Juni 1878 die Metallgießerei und Kupferschmiede in der Wilhelmstraße 9/19 der heutigen Poststraße. In den 1920 Jahren kam das Werk II Hermann Koebe Feuerwehrgerätefabrik in der Treuenbrietzener Straße 79 heute Rudolf-Breitscheid Straße dazu. Um 1948 wurde es nach der Verstaatlichung zum VEB Feuerlöschgerätewerk, später Metz FGL. Seit 2002 heißt das Unternehmen Rosenbauer.
Am Standort Luckenwalde produziert Rosenbauer das weltweit bewährte Einsatzfahrzeug AT (Advanced Technology). Die AT-Baureihe ist nach Unternehmensangaben eine „konsequente Weiterentwicklung mit intelligenten Features“. Der Fahrzeug-Aufbau ist optimiert, ist im Vergleich zu Vorgängermodellen aber wendiger und erlaubt eine höhere Beladung. Die Komponenten der Löschtechnik – allesamt von Rosenbauer entwickelt und gefertigt – sind aufeinander abgestimmt.
Feuerwehrfahrzeuge für 130 Länder der Welt
Rosenbauer ist ein renommiertes Unternehmen auf dem internationalen Markt für Feuerwehr-Technik. Beispielsweise wird auf Flughäfen in 80 Ländern das Flughafen-Löschfahrzeug Panther eingesetzt. Dafür werden In Luckenwalde die Fahrerkabinen produziert. „Insgesamt liefern wir Rosenbauer-Fahrzeuge in 130 Ländern“, sagt Kiesenhofer.
Dazu gehören auch Feuerwehren in der Region. Im vorigen Jahr stellte die Woltersdorfer Wehr ein Rosenbauer-Löschfahrzeug in Dienst. Auch nach Fehrbellin, Hohen Neuendorf, Leegebruch und Wildau gingen in den vergangenen Jahren Feuerwehrautos. Für Brandenburgs Polizei wurden 2016 die neuen Wasserwerfer aufgebaut. Pro Jahr werden in Luckenwalde etwa 300 Löschfahrzeuge produziert.
Von Margrit Hahn
MAZ