Krieg in der Ukraine: So hilft Ludwigsfelde
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Schon jetzt ist das Wohnheim in Birkengrund voll.
© Quelle: Jutta Abromeit
Ludwigsfelde. Der Krieg in der Ukraine nimmt kein Ende, damit steigt auch die Zahl der Ukrainerinnen, die aus dem kriegsversehrten Land fliehen müssen. Bis zu 250 von ihnen werden laut aktuellen Stand in den kommenden Tagen und Wochen insgesamt in Ludwigsfelde erwartet – doch könnten es auch noch mehr werden, sagt Dirk Krause, Flüchtlingskoordinator der Stadt.
Das Wohnheim Birkengrund ist schon jetzt voll
„Ob es dabei bleibt oder die Zahl noch steigen wird, hängt ganz von der Situation in der Ukraine ab“, sagt er. Bisher seien etwa 40 hilfesuchende Ukrainer, teils mit Kindern, in der Stadt angekommen.
Bisher hätten sie überwiegend durch Privatvermittlungen Unterkünfte gefunden. Ein Problem ist, sagt er, dass das Wohnheim der Stadt Ludwigsfelde in Birkengrund derzeit schon völlig ausgelastet ist – und eine Entspannung nicht erwartet werden kann.
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Die volle Auslastung liegt daran, dass das Flüchtlingswohnheim in Großbeeren derzeit saniert wird und die Menschen von dort vorübergehend in Ludwigsfelde unterkommen. Dies bestätigt auch Andreas Igel (SPD), Bürgermeister der Stadt Ludwigsfelde, auf Nachfrage. „Die Sanierung soll im Mai fertig sein“, sagt Dirk Krause.
Das Wohnheim biete Platz für 250 Menschen, sei derzeit aber über der Kapazitätsgrenze mit 270 Personen gefüllt, die darin leben. Dass sich die Situation schnell ändert, scheint nicht realistisch zu sein. „Viele Menschen in dem Wohnheim haben keine Erlaubnis, sich eine Wohnung suchen zu dürfen. Andere wiederum finden schlichtweg keine Wohnung in Ludwigsfelde“, sagt er.
Bürgermeister von Ludwigsfelde ist zuversichtlich
Bürgermeister Andreas Igel zeigt sich dennoch zuversichtlich, allen Hilfesuchenden auch wirklich eine Unterkunft anbieten zu können. Dazu setzt er vor allem auch auf die vielen privaten Helfer, die ihre Hilfe angeboten haben.
Gleichsam habe der Landkreis Teltow-Fläming von allen Städten und Gemeinden in etwa 1000 private Angebote von Menschen bekommen, die bereit sind, Ukrainer bei sich aufzunehmen. Ist in Ludwigsfelde also partout keine Unterkunft mehr zu finden, greife man darauf zurück.
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„Zur Situation mit den Unterkünften befinden wir uns derzeit in konkreten Gesprächen“, sagt Andreas Igel. Worum es dabei genau geht, wollte er auf MAZ-Anfrage noch nicht sagen. Man arbeite aber an einem Plan, weitere Unterkünfte zur Verfügung stellen zu können. Und weiter sagt er: „Wir fühlen uns gut aufgestellt und haben viel aus der Flüchtlingskrise 2015 gelernt.“
Für sämtliche Fragen rund um die Flüchtlingskoordination steht Dirk Krause unter der Nummer 03378 1898596 zur Verfügung.
Solbra engagiert sich für die Ukrainer
In Ludwigsfelde etwa engagiert sich auch der Verein Solbra für die Menschen aus der Ukraine. So hat der Verein über die Homepage zu Sachspenden aufgerufen. 30 bis 40 Anrufe gibt es Solbra-Geschäftsführer Henri Vogel pro Tag. "Wir sind überwältigt von der Hilfs- und Spendenbereitschaft der Ludwigsfelder", sagt er. Schon vor dem Ukraine-Krieg habe es monatlich zwei bis vier Tonnen an Kleiderspenden gegeben, "die Zahl ist jetzt noch einmal gestiegen", sagt er.
Die Spenden werden in 40 Quadratmeter großen Räumlichkeiten des Familientreffs und in einem 20 Quadratmeter großen Raum des Waldhauses gelagert und seien regelmäßig voll. „Wir schauen dann, wer ist wann unterwegs und fährt an die polnisch-ukrainische Grenze und geben unsere gesammelten Spenden dann mit“, sagt Henri Vogel. Man habe sich bewusst dafür entschieden, nicht noch selbst zusätzlich zu fahren.
Notfall-Hotline für Ukrainer und Helfer
„Die ganzen Transporter verstopfen die Straßen. Manche bleiben deshalb liegen und brauchen dann selbst erstmal eine Decke“, beschreibt er die Situation in Polen. Man wolle den Prozess so effizient wie möglich gestalten. Bisher liege das Verhältnis der Spenden die an die Grenze gehen und jene, die in Ludwigsfelde verteilt würden, bei etwa 90 zu 10. „Das wird sich in den kommenden Tagen und Wochen vermutlich aber verschieben“, sagt er. Ändern wird es sich, wenn mehr Menschen in Ludwigsfelde ankommen sollten.
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Schon jetzt habe es drei ukrainische Familien gegeben, die sich bei Solbra persönlich Kleidung abgeholt hätten. Besonders berührt ist Henri Vogel von den Menschen, die selbst Geld in die Hand nehmen und etwa die Drogeriemärkte leer kaufen würden. „Das ist bei weitem keine Selbstverständlichkeit und eine großartige Tat“, sagt er.
Auch gibt es eine Notfallnummer für die Menschen, die in Ludwigsfelde „gestrandet“ sind und nicht wissen, wo sie nun hin sollen – oder auch für Helfer, die mit den Menschen in Kontakt stehen: 03378 1898644. Die Hotline ist 24/7 besetzt – selbst sucht Solbra hierfür noch Verstärkung. Bei Interesse kann man sich direkt bei Solbra melden.
Auch der Ludwigsfelder FC engagiert sich
Auch der Fußballverein Ludwigsfelder FC engagiert sich für hilfesuchende Ukrainer. Schon am Mittwoch sind vier Busse an die polnisch-ukrainische Grenze gefahren, um insgesamt 20 bis 25 Ukrainer bei der Rückfahrt am Donnerstagabend mit nach Ludwigsfelde zu nehmen. Im Vorfeld hat sich der Verein darum gekümmert, dass sie alle eine Unterkunft in Ludwigsfelde bekommen, sagt Detlef Kunert, Leiter der Geschäftsstelle des Vereins.
„Donnerstagabend gibt es im Klubhaus ein Essen mit den Ukrainern und den freiwilligen Helfern, die sie aufnehmen, damit wir sie miteinander in Kontakt bringen können“, sagt er. Ob es eine einmalige Hilfsaktion ist oder der Verein das Engagement wiederholen wird, ist noch nicht klar.
Von Steve Reutter
MAZ