Neuer Stadtteil wächst rasant
Ludwigsfelde. Weder Autobahn noch Fluglärm südlich von Berlin schrecken sie ab: Immer mehr Menschen zieht es in neue Wohngebiete des Hauptstadt-Umlands, auch in Ludwigsfelde. Dabei genießt dort ein gerade entstehender Stadtteil mitten auf dem Feld zwischen dem Flussviertel von Ludwigsfelde und dem Ortsteil Ahrensdorf das mit Abstand größte Interesse: Ludwigsdorf.
Es ist das wohl derzeit größte Eigenheim-Baugebiet Brandenburgs. Ein Areal von 220 Hektar. Bauern hatten es einst verkauft, damit Mercedes gleich nach dem Mauerfall 1991 das „modernste Lkw-Montagewerk Europas“ bauen konnte, wie es damals hieß.
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Wolfgang Kleiner, Investor des Rousseau Parks, an einem der neuen Spielgeräte aus Lärchenholz.
© Quelle: Jutta Abromeit
Dieser Plan scheiterte schnell. Auch aus weiteren Vorstellungen wie einer Chip-Fabrik wurde nichts. Lange Zeit lag die Gemarkung Ahrensdorfer Heide brach, die Riesenfläche wurde mehrfach an Bau- und Immobilienfirmen weiterverkauft. Um die Jahrtausendwende verhandelten Daimler und die Stadt, heraus kam ein städtebaulicher Vertrag.
Der sah vor: Schrittweise sollten dort acht Dörfer entstehen, auf den rund 80 Hektar purem Bauland waren 2200 Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern geplant. Nach dem dritten Dorf sollten die erste Kita gebaut und der Bahnhof Genshagener Heide drei Kilometer nach Westen verlegt werden. Für diesen Vertrag wurden 18 Millionen D-Mark auf Eis gelegt, rund 9,2 Millionen Euro.
Unter Regie der Bayerischen Hausbau entstand dann zwar in zwei Abschnitten das erste Einzeldorf der sogenannten Waldsiedlung. Deren neuen Straßen sind mit alten deutschen Vornamen bedacht, die ersten Ludwigsdorfer wohnen an Augustastraße oder Andreasweg, an Wilhelm- und Luisenstraße oder an der Ludwigsallee.
Doch wieder folgten Jahre des Stillstands. Der Bahnhof Genshagener Heide am Nordrand des früheren IFA-Autowerks wurde nach Struveshof verlegt, seit Ende 2012 fahren die Züge von dort ab. Kurz danach setzte ein Bauboom ein, der bis heute anhält.
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Täglich werden neue Eigenheime im entstehenden Ludwigsfelder Stadtteil Ludwigsdorf in der Ahrensdorfer Heide fertig; hier ein Blick auf den Bauabschnitt Rousseau Park Nord am Sartrering.
© Quelle: Jutta Abromeit
Ludwigsdorf-Investor ist Wolfgang Kleiner, ein ehemaliger Daimler-Manager mit sicherem Gespür für den richtigen Zeitpunkt. Ob beim Panorama-Café am Potsdamer Platz in Berlin oder jüngst mit der 2015 gegründeten Firma Aspiraclip, einem kleinen Unternehmen in Schönefeld – das stellt Mini-Inhalatoren her, die man sich an die Nase klemmt, um Erkältungsbeschwerden zu lindern. Kleiner verkauft sie über Apotheken, peilt den Drogerie-Vertrieb an und will sie in Asien etablieren. Als Geschäftsführer der Callidus GmbH belebt er nun seit 2012 die alten Baupläne für Ludwigsdorf.
Fehlende Straßennamen hindern nicht mehr
Inzwischen ist die Waldsiedlung abgeschlossen. Die unter Kleiner entstandenen Bauabschnitte tragen Vogelnamen: Etwa 160 Familien wohnen an Zeisigwinkel und Kleibergasse, Spechtshöhe und Gimpelweg, Drosselgang oder Sperberweg.
Ludwigsdorf wuchs zeitweise plötzlich so schnell, dass Baufelder mit jeweils 40 bis 60 Grundstücken nicht freigegeben werden konnten, weil die Stadtverordneten noch gar keine neuen Straßennamen beschlossen hatten. Das ist Geschichte, an fehlenden Straßennamen scheitert jetzt nichts mehr.
Die Stadt Ludwigsfelde zählt seit Februar dieses Jahres auch dank des Zuwachses in Ludwigsdorf mehr als 26000 Einwohner. Hauptinvestor des Stadtteils Ludwigsdorf ist die Callidus GmbH mit ihrem Geschäftsführer Wolfgang Kleiner. Des weiteren wurde für die Verwaltung und als Ansprechpartner vor Ort die Rousseau Park GmbH gegründet; deren Geschäftsführer ist Vinh-Nghi Tiet. Erreichbarist die Firma unter info@rousseaupark.de, Tel. 030/88767988 oder im Infocenter am Rousseau Park Weitere Informationen unter www.rousseaupark.de.
Als nächstes sollte es eine Seesiedlung geben mit neuen Gewässern und kommunaler Bewirtschaftung von Grünflächen und Straßen. Doch das funktionierte aus verschiedenen Gründen nicht. Deshalb startete Kleiner für die nächsten Dörfer mit einem neuen Konzept: Er ließ den Rousseau Park planen. Seine Idee dahinter: individuell bauen, gemeinschaftlich leben.
Internet-Kartierung kommt nicht hinterher
Wie die sprichwörtlichen Pilze schießen nun neue Häuser am Balzacring oder am Voltaireweg aus dem Boden, eine Grundplatte nach der anderen wird am Sartrering oder am Proustweg gegossen. Üblicherweise geht im Internet alles schneller als in der Realität. In Ludwigsdorf ist es zurzeit umgekehrt: Kaum ein Anbieter von Internetkarten kommt hinterher, alle neuen Straßennamen einzutragen.
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Die Großbaustelle Ludwigsdorf/Rousseau Park Nord im Februar, dort wurde Baugrund für 900 Grundstücke erschlossen.
© Quelle: Jutta Abromeit
Der alte Ludwigsfelder Bebauungsplan Nummer 35 ist heute der Rousseau Park Nord. Dessen Infrastruktur ist gebaut, zurzeit werden im Baufeld 2.1. die letzten 60 Grundstücke verkauft, wie Kleiner am Donnerstag sagte. Und es gehören als weitere Anpassung an aktuelle Bedürfnisse 140 bis 180 Geschosswohnungen am Quartierzentrum dazu.
Am Dienstag dieser Woche gab es wie berichtet die frühzeitige Bürgerbeteiligung für den alten B-Plan Nummer 42, der umfasst nun den Rousseau Park Süd.
Kein Baugrund kleiner als 500 Quadratmeter
Trotz aller Änderungen und Anpassungen wird es in Ludwigsdorf die vormals avisierte Größenordnung von 2200 neuen Wohnungen geben, in Ein- und Zweifamilienhäusern sowie in den Geschosswohnungen.
„Aber wir haben nicht die ursprünglich maximal mögliche Zahl an Grundstücken“, erklärt Manager Kleiner. „Flächen mit weniger als 500 Quadratmetern verkaufen wir nicht, das hat was mit der Lebensqualität für die künftigen Bewohner zu tun“, sagt er.
Von Jutta Abromeit