RBB kündigt drastisches Sparprogramm an – Sendung von Jörg Thadeusz gestrichen
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Jörg Thadeusz in seiner Sendung beim RBB (Archivfoto).
© Quelle: rbb / Thomas Ernst
Berlin. Der in eine tiefe Krise gestürzte Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) will bis Ende 2024 insgesamt 100 Stellen streichen. Hintergrund sind geplante Einsparungen von fast 50 Millionen Euro, wie der öffentlich-rechtliche ARD-Sender am Mittwoch in Berlin mitteilte. Die Rede war von „Misswirtschaft der vergangenen Jahre“.
Der RBB hat nach eigenen Angaben rund 2000 festangestellte Beschäftigte. Hinzu kommen nach Angaben der Freienvertretung rund 1500 freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die etwa 75 Prozent des Programms bestreiten.
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RBB-Intendantin: „Zahlungsfähigkeit wäre nicht mehr ohne Weiteres sichergestellt“
Interimsintendantin Katrin Vernau, seit Herbst im Amt, sagte laut Pressemitteilung: „Ohne unser entschiedenes Handeln noch in der laufenden Beitragsperiode würden wir spätestens Ende 2024 in einen finanziellen Abgrund blicken. Die Zahlungsfähigkeit wäre nicht mehr ohne Weiteres sichergestellt.“
Die Kurskorrektur sei „ein Kraftakt, aber dringend erforderlich“. Angesichts der Ausgangslage sei die erweiterte Unternehmensleitung „überzeugt, den richtigen Weg in eine bessere Zukunft gefunden zu haben“. Vernau sagte dem Berliner „Tagesspiegel“, sie stehe auch nach Ende ihres Vertrags im September als Senderchefin zur Verfügung.
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Katrin Vernau, Interimsintendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB).
© Quelle: Britta Pedersen/dpa
Sendungen von Jörg Thadeusz fällt weg
Zu den geplanten Maßnahmen gehöre laut Vernau, dass die Programmdirektion ihre Ausgaben gegenüber der bisherigen Planung 2023 und 2024 um insgesamt 21 Millionen Euro senken wolle, hieß es. Beim Fernsehen werde sich der RBB auf das Programm zwischen 18 und 22 Uhr konzentrieren. Das bedeutet das Ende unter anderem für die Sendung von Jörg Thadeusz, wie die „Bild“-Zeitung berichtete.
Für Dieter Nuhr gehe es aber, entgegen erster Medienberichte, normal weiter. „Dieter Nuhr hat für das Erste und den RBB oberste Priorität. Selbstverständlich wird das erfolgreiche Satireformat ‚Nuhr im Ersten‘ auch 2024 fortgeführt“, erklärte der RBB auf Twitter. Es werde nur eine Nuhr-Sendung im Rahmen einer Themenwoche im Jahr 2024 gestrichen.
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Zukunft des Mittagsmagazins noch offen – Gespräche angekündigt
Ferner wird das Gesundheitsmagazin „RBB Praxis“ eingestellt und das Verbrauchermagazin „Super.Markt“ nur noch einmal wöchentlich ausgestrahlt. Das ARD-Auslandsstudio Warschau gibt der RBB an den WDR ab. Die Nachrichtenflaggschiffe „rbb24 Abendschau“ und „rbb24 Brandenburg aktuell“ würden weiter gepflegt.
Ab 2024 soll es den Angaben zufolge ein neues Programmschema geben. Die weitere Finanzierung des ARD-„Mittagsmagazins“ (MiMa) im Ersten sei zudem nicht weiter aus eigener Kraft zu leisten, hieß es. Da der ARD die „MiMa“-Kooperation mit dem ZDF sehr wichtig sei, werde es über die Fortführung Gespräche zwischen ARD und ZDF geben.
Die Kosten für Personal und Organisation sollen bis Ende 2024 um knapp 11 Millionen Euro sinken. Die Produktions- und Betriebsdirektion soll ihre Budgets im Lauf der Jahre 2023 und 2024 um 7 Millionen Euro senken.
Verdi kündigt Proteste gegen das RBB-Sparprogramm an
Die Sprecherin der RBB-Freienvertretung, Dagmar Bednarek, sagte dem Evangelischen Pressedienst, ein vertrauensvolles Angebot an die Freien sei ausgeblieben. Eine Beschäftigungsgarantie für langjährige freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebe es weiterhin nicht, sagte sie: „Uns fehlt ein Bekenntnis zu uns.“ Die Gewerkschaft Verdi kündigte Proteste gegen das Sparprogramm an.
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Micky Beisenherz: „Einfach das wegkürzen, was noch interessant gewesen ist“
Kritik an den Sparmaßnahmen kommt unter anderem von dem Moderator und Autor Micky Beisenherz. „Lese gerade, dass der RBB diverse Sendungen streicht. Unter anderem meine absolute Lieblingssendung ‚Thadeusz und die Beobachter‘. Super Idee. Einfach das wegkürzen, was noch interessant gewesen ist. Horror“, schrieb er auf Twitter.
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Der RBB entgegnete ihm wenig später: „Wir verstehen, dass das schmerzhaft ist. Der RBB muss sehr hart sparen. Er muss viele Menschen und Altersgruppen erreichen. Weil nach 22 Uhr im Schnitt weniger Menschen fernsehen, sparen wir hier an allen Tagen und stellen für den späten Abend künftig keine Sendungen mehr her.“
Skandal um Patricia Schlesinger erschüttert RBB nachhaltig
Der RBB war im Sommer 2022 in eine schwere Krise gestürzt, als durch Medienberichte Vetternwirtschafts- und Verschwendungsvorwürfe gegen die Spitze aufgekommen waren. Die gesamte damalige Geschäftsleitungsriege ist nicht mehr im Amt. Im Zentrum des Skandals stehen die fristlos entlassene Intendantin Patricia Schlesinger und der Sender-Chefaufseher Wolf-Dieter Wolf. Beide wiesen Vorwürfe zurück.
Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin ermittelt, es gilt die Unschuldsvermutung. Rechnungshöfe prüfen derzeit ebenfalls, eine externe Anwaltskanzlei arbeitet zudem an einem Bericht.
ARD, ZDF und Deutschlandradio werden durch Rundfunkbeiträge finanziert, die Haushalte und Firmen zahlen. Die Höhe liegt bei monatlich 18,36 Euro, die aktuelle Beitragsperiode dauert noch bis Ende 2024. Auf den RBB entfielen 2021 nach Angaben des Sender-Beitragsservices im Jahre 2021 rund 436 Millionen Euro Erträge.
Hinweis: In einer vorherigen Version des Artikels haben wir berichtet, dass auch die Sendung „Studio Orange“ von Sophie Passmann abgesetzt wird. Nach Angaben des RBB stimmt das aber nicht. Eine dreiteilig Pilotstaffel der Sendung ist derzeit abgeschlossen, eine weitere Staffel ist noch in diesem Jahr geplant, teilte die Sendeanstalt in einem schriftlichen Statement mit.
RND/nis/epd/dpa