William Shatner: „Ich würde gern noch einmal zu Captain Kirk werden“
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Mit 88 Jahren noch keine Spur von Alter: Der Schauspieler William Shatner reitet noch bei Pferdeshows – und erringt Preise. Ab 19. November präsentiert er bei History die Dokusendung „The UnXplained“.
© Quelle: Caroline Seidel/dpa
Schon zu Beginn seiner Karriere wagte sich der kanadische Schauspieler William Shatner ins Unerklärliche vor. Die kanadische Scifi-Serie „Space Command" (1953) ist heute vergessen, unsterblich ist Shatner aber mit seiner Rolle des Captain James T. Kirk in der ersten „Star Trek“-Serie (1988 - 1969) geworden, die in Deutschland „Raumschiff Enterprise“ hieß. Ab 19. November widmet er sich als Gastgeber und Sprecher der Doku-Show „The UnXplained“ Erscheinungen auf Erden, für die es (noch) keine wissenschaftlichen Erklärungen gibt. Im Interview verwahrt er sich allerdings dagegen, seine Show betreibe Nervenkitzel mit Übernatürlichem.
Guten Morgen, Mr. Shatner, wie geht es Ihnen heute?
Gut. Ich bin zu Hause in Kalifornien, es ist hier ein wunderbarer Morgen. Ich war vor kurzem in Cannes in Frankreich, wo ich für „The UnXplained“ getrommelt habe. Und jetzt erhole ich mich vom vielen Fliegen und dem Jetlag. Und bin heute übers Telefon ganz allein für Sie in Deutschland da, dank des gesegneten Umstands, dass „The UnXplained“ auch in Deutschland anläuft.
Glauben Sie denn persönlich an übernatürliche Dinge zwischen Himmel und Erde?
Warten Sie, warten Sie! Es geht bei uns nicht um Übernatürliches. Hier geht es um Ereignisse, die tatsächlich passieren oder passiert sind. Die erklärlich sind, für die es nur noch keine wissenschaftliche Erklärungen gibt. Da ist dieser Mann, der nach einem Unfall aus dem Koma erwacht und Klavier spielen kann wie ein Konzertpianist, ohne je im Leben eine Klavierstunde gehabt zu haben. Wie erklärt man das? Das ist doch nichts Übernatürliches.
Aber die seltsamen Todesfälle in dem Vergnügungspark auf dem Indianerfriedhof sind schon spukig, oder?
Ich liebe den amerikanischen Ausdruck „das ist ein bisschen ooga-booga“, wenn es nicht mit rechten Dingen zuzugehen scheint. Unser Ansatz ist, dass es für alles, was passiert, eine Erklärung geben muss. Dafür, warum so viele Menschen im Wald am Fuß des Fujijama Selbstmord begehen oder warum sich die Todesfälle in dem Vergnügungspark häuften: Ist da etwas im Boden oder in der Luft? Klar kann man Geister am Werk sehen. Oder aber du sagst dir – es gibt eine rationale Erklärung, die wir nur noch nicht gefunden haben. Es gibt ganz sicher eine Erklärung dafür, warum am Lake Maracaibo in Venezuela so viele Blitze niedergehen.
Hatten Sie in Ihrem Leben selbst schon mal eine „ooga booga“-Erfahrung?
Ich glaube nicht an Geister. Aber ich warte darauf, dass ich sowas mal erlebe. Wahrscheinlich passiert es mir, wenn ich meinen letzten Atemzug tue. Und dann habe ich nicht mal mehr die Gelegenheit, Ihnen zu erzählen, dass ich’s endlich kapiert habe. Dann sterbe ich mit einer „ooga-booga“-Erfahrung in meinem Kopf. (lacht)
Was hat Sie dazu bewegt, Moderator der „UnXplained“-Show zu werden?
Weil mich die ganzen Mysterien des Lebens interessieren, von denen wir umgeben sind,. Die großen sowieso: Warum sind wir hier? Wohin gehen wir? Aber auch die vielen kleineren: Warum dehnt sich das Universum weiter aus, wo es sich doch zusammenziehen sollte? Wie funktioniert die Quantenphysik? Ich bin neugierig auf alles. Und für alles gibt es eine Erklärung.
Das stellt Sie in die Tradition Ihrer berühmtesten Rolle, des Enterprise-Captains James T. Kirk. Der hat selbst als er auf einem fernen Planeten den US-Präsidenten Abraham Lincoln traf, nie an einer rationalen Erklärung gezweifelt.
Und doch steht sie oft noch aus. Ich weiß, dass ein Lichtteilchen aus einer 13.4 Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxie seinen Weg durchs Universum von einer Gravitationsattraktion zur anderen geschafft hat, um es schließlich zu unseren Teleskopen zu schaffen. Ich kann aber zu keiner Erklärung des Raum-Zeit-Kontinuums kommen. Was Zeit ist, bleibt mir völlig unverständlich. Wir packen Zeit in 24 Stunden, das Universum nicht. Was ist Zeit, wo geht sie hin? Es gibt Gesetze des Universums was Zeit betrifft, die wir nicht kennen. Darüber habe ich sogar einen Song geschrieben.
Apropos Musik. In Ihrem Song „Real“ singen Sie „Ich würde gern die Probleme der Welt lösen, aber ich bin nur ein Entertainer und das ist alles“. Wenn Sie die nötigen Kräfte hätten, Möglichkeiten die Kirk 2260 vielleicht hat, welches Problem würden Sie lösen? (lacht)
Die Welt ist echt in schlechter Form – was würde ich da wählen. Hören Sie, Mister, wie alt sind Sie. 57? Ich bin 88. Ihre Kinder und Enkel und meine Kinder und Enkel stecken tief in der Scheiße. Wegen des Klimawandels. Wenn nicht etwas geschieht, wird die Welt in 50 Jahren ein ziemlich anderer Ort sein als sie es jetzt ist. Das allerwichtigste in unserer Zeit ist es, jede mögliche Kraft in die Problemlösung einzubinden und zwar in einer Dringlichkeit wie damals beim Manhattan-Projekt, der Erfindung der Atombombe. Wir brauchen ein Manhattan-Projekt für das Klima, um das Kohlendioxid und andere Gase aus der Luft zu kriegen. Sonst leben Ihre und meine Enkel ein Leben, das Sie nicht als lebenswert einstufen würden. Das würde ich tun.
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Sie haben leider einen Präsidenten, der nicht an den Klimawandel glaubt. Warum haben Sie während des Wahlkampfs 2016 den „Trek against Trump“-Aufruf der „Star Trek“-Kollegen nicht unterschrieben?
Ich bin ein Kanadier, der als Gast in Amerika lebt. Ich glaube, ich bin gut beraten, vorsichtig zu sein.
Würden Sie ihn heute unterschreiben?
Ich tue lieber eigene gute Werke (lacht). Ich setze meinen Namen, meinen Ruhm und mein Vermögen ein, zu helfen und zu unterstützen. Und wenn ich, sagen wir, eine Ansicht äußere, eine Haltung zum Ausdruck bringe, dann tue ich das lieber in Gesprächen wie jetzt mit Ihnen. Ich will niemandes Nackenhaare aufstellen.
Sie haben schon mit Joe Jackson Pulps „Common People“ gesungen und mit Iggy Pop das Weihnachtslied „Silent Night“. Es wird jetzt ein neues Shatner-Album geben. Von Blues ist die Rede. Sind Sie Bluesfan?
Total. Und ich werde meine letzten Aufnahmen dafür morgen machen. Ich habe Lieder von B.B. King, Robert Johnson und andere Klassiker aufgenommen. Und jetzt versuche ich, die großen Bluesleute dazu zu bewegen, mich auf meinem Album zu begleiten.
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Spüren Sie den Blues in sich?
Ich bin ein weißer Junge aus Montreal, Kanada, der den Blues singt, eine Musik, die aus Afrika stammt und dann auch aus dem tiefen Süden der Vereinigten Staaten. Die Form mag mir nicht so vertraut sein, aber das Gefühl ist mir nicht fremd. Ich kann es in mir spüren, ich habe meinen eigenen Blues hinausgeheult.
Der legendäre deutsche Konzertpromoter Fritz Rau sagte immer: „Geht es mir schlecht, höre ich den Blues, und der baut mich wieder auf.“ Würden Sie dem zustimmen.
(lacht) Er hat recht, und es gibt ja auch nicht nur den schmerzvollen Blues voller Depression, Tod und Zerstörung. Es gibt auch einen „Happy Blues“, mit angezogenem Tempo – voller Freude, Liebe und Zuversicht. Ich habe versucht, auf meinem Album alle Formen des Blues zu berücksichtigen. Ich hatte zwölf Gelegenheiten.
Sie haben schon mal einen eigenen Blues aufgenommen, einen Mix aus Blues und Gospel, fast Leonard-Cohen-artig gesprochen, ja geflüstert. Er heißt „You’ll have Time“ (Du hast Zeit). Aber der Satz, der am meisten zu hören ist, ist „You’re gonna die“(Du wirst sterben). Sie singen sogar „Wenn du das hier hörst, werde ich vielleicht schon tot sein. Da waren sie 74. Heute sind sie 88, das blühende Leben und nicht eine Spur von mentalen Problemen wie sie etwa Ihre Figur des Denny Crane in „Boston Legal“ hatte. Sie wirken 30 Jahre jünger. Gehört nicht auch das ins Feld des „UnXplained“? Was ist Ihr Geheimnis?
Möglicherweise sind es gute Gene. Ich versuche natürlich den Grundsätzen eines gesunden Lebens zu folgen: viel Schlaf und Ausruhzeit, körperliche Bewegung, gutes Essen. Ich reise viel und stelle mich gern Herausforderungen. Zum Beispiel war ich an diesem Wochenende auf einer mehrtägigen Pferdeshow. Ich fuhr jeden Tag die 100 Meilen hin und zurück, habe in einem Wettbewerb an zwei Tagen acht Pferde geritten und in meiner Klasse gewonnen. Die Jury fand das unglaublich. Die kamen, um mir die Hand zu schütteln.
Glückwunsch. Ich schließe mich der Jury fernmündlich an.
Danke (lacht). Es ist für mich bis heute ein zutiefst zufriedenstellendes Gefühl, mein Bestes gegeben zu haben. Ich liebe Pferde und ich liebe es immer noch, mich auf Pferden einem Wettbewerb zu stellen. Ich sehe natürlich auch Bilder von Leuten meines Alters, die ganz anders aussehen. Ich bin mir bewusst, dass es eine Art Wunder ist, und ich weiß nicht warum.
Da ist es also, „ooga booga“ - Ihr persönliches, übernatürliches Ereignis.
(lacht)
Arbeit scheint Teil Ihres Geheimnisses zu sein. Die Website imdb listet allein 243 Film-, TV- und Computerspielrollen auf. Hatten Sie eigentlich je Zeit für die Familie, Ihre drei Töchter. Oder waren Sie ein Familienflüchter?
In den frühen Jahren hat jeder Schauspieler dasselbe Problem: Die Arbeit fängt um fünf, sechs Uhr morgens an und endet um sieben, acht Uhr am Abend. Wenn Sie in einem normalen Job sind, erkennen Sie das Problem. In den jungen Jahren meiner Töchter war ich zwar da, aber irgendwie auch nur herumschwebend. Mit meinen Enkelinnen ist das anders. Erst gestern Abend hatte ich mit einer Enkelin ein Dinner zusammen, weil sie eine wohltätige Vereinigung gründen will. Wir essen oft zusammen, alle, sehen uns jede Woche. Wir sind alle sehr eng miteinander als Familie.
Und was machen sie alle so zusammen?
Wir haben zum Beispiel E-Bikes. Der ganze Clan, der harte Kern von 15 Leuten, hat sich welche besorgt. Und damit gehen wir alle ziemlich regelmäßig auf Tour. Das ist eine tolle Sache. Denn diejenigen von uns, die schon älter sind und nicht die ganze Strecke mit den 15-Jährigen mithalten können, schalten dann einfach den Elektromotor ein.
So hat sich also der Rang der Familie in Ihrem Leben geändert.
Nein, da hat sich nichts geändert. Für mich ist Familie schon immer der einzig wahre, der wichtigste Bereich im Leben und ich weiß sehr genau, wie man Familienbande kultivieren muss.
Würden Sie – eingedenk Ihrer Fitness – die Familie mal loslassen, um wie Captain Kirk ins All zu reisen?
Die Antwort ist: Ja! Aber ich bräuchte eine Garantie, zur Familie zurückzukommen. Im übertragenen Sinne geht es übrigens bald mit mir in den Weltraum. Ich habe eine Idee für eine Show, die mit mir und dem Weltraum zu tun hat. Aber lassen Sie uns darüber an einem anderen Tag sprechen.
Würden Sie gern noch einmal den Kirk spielen?
(überlegt) Wenn einer ein interessantes Filmdrehbuch schreiben würde oder vielleicht auch nur einen interessanten Moment, dann ja, dann wäre ich sogar hocherfreut, noch einmal zu Kirk zu werden. Allerdings keine ganze Serie – das wäre mir zu viel.
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Wie sieht ein perfekter Tag im Leben von William Shatner aus?
Zu einem perfekten Tag gehören Pferde und Hunde, Familie und Freunde. Heute zum Beispiel ist Monday-Night-Football, ein amerikanisches Phänomen, von dem Sie vielleicht schon mal gehört haben. Ich habe heute Abend um die 20 Freunde in meinem Haus, wir versammeln uns um den Elf-Fuß-Bildschirm. Wir essen was Feines zusammen und dann sind wir 20 Leute, die nur noch seufzen, jubeln und schreien und total gut drauf sind. Naja, und ich züchte Dobermänner und zurzeit ist meine Hündin in Hitze und fort, um aufzunehmen. Und weil mein Rüde einsam ist, sind er und ich gerade unzertrennlich. Morgen werde ich ausreiten. Es könnte für mich besser nicht sein: Ich bin zuhause bei meiner Familie, habe Freunde, der Himmel ist blau, das Wetter prächtig.
Und wie sieht eine perfekte Nacht aus?
Das Ultimative ist ein zuhause gekochtes Abendessen aus Zutaten vom Bauernmarkt, von einer exzellenten Köchin zubereitet wie es meine Frau ist und eine meiner Töchter. Dazu Freunde am Tisch und intensive Gespräche bis tief in die Nacht.
Könnten Sie sich vorstellen, mal davon abzuweichen und eine Nacht im „UnXplained“ Geisterhaus „Willows Weep“ zu verbringen?
(lacht) Das wäre eine lustige Sache. Aber ich glaube, ich bevorzuge einen behaglichen Platz am Kaminfeuer zuhause.
Zur Person: William Shatner wurde am 22. März 1931 in Montreal geboren. Er begann mit dem Schauspielern in den frühen Fünfzigerjahren. Drei Serienrollen sind seine berühmtesten. Er spielte von 1966 bis 1969 den Captain James T. Kirk in „Star Trek“ (deutscher Titel: „Raumschiff Enterprise“. Diesen Part übernahm er ab 1979 auch in einer Reihe von Kinofilmen (und verlieh den Kirks bis 2006 seine Stimme in „Star Trek“-Videospielen). Von 1982 bis 1986 übernahm er die Titelrolle in der Polizeiserie „Hooker“ und von 2004 bis 2008 war er der zunehmend demente Denny Crane in der Krimisereie „Boston Legal“. Im Kino glänzte er früh in Charakterrollen in den Filmen „Die Brüder Karamasoff“ (1959) und „Das Urteil von Nürnberg“ (1961). In dem Film „Weißer Terror“ (1962) von Roger Corman spielt er einen weißen Demagogen, der in einem kleinen Städtchen Rassismus und Antisemitismus predigt – ein heute noch sehenswerter Film, der kein Kassenerfolg wurde. Auch mit Musik machte Shatner von sich reden: 1968 coverte er „Lucy In The Sky With Diamonds“, 2004 erschien das Album „Has Been“ unter Regie des Indiemusikers Ben Folds, für 2020 steht ein Bluesalbum an.
Zur neuen Sendung: Die deutsche TV-Premiere der nichtfiktionalen Serie „The UnXplained mit William Shatner“ findet ab 19. November 2019 (acht 45-minütige Episoden) immer dienstags ab 22.45 Uhr im Rahmen der Themenwoche „Mystery“ auf dem Sender History statt.
Zum Sender: History (ehemals The History Channel) ist ein Pay-TV-Sender und ist in Deutschland unter anderem über die Pay-TV-Plattformen Sky, Telekom, Vodafone, 1&1 oder Unitymedia empfangbar.
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