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Bis zu 18.000 Kilometer

A350: Der Reichweiten-Künstler von Airbus

Ein Airbus A350-900 von China Eastern Airlines beim Landeanflug in Vancouver.

Ein Airbus A350-900 von China Eastern Airlines beim Landeanflug in Vancouver.

Airbus gegen Boeing: Zwischen den beiden größten Flugzeugbauern der Welt herrscht reger Wettbewerb. Auf der Langstrecke wird das Herstellerduell derzeit vor allem zwischen den Modellen A350 und B787 ausgetragen. Zuletzt hatten die Europäer sowohl bei der Zahl ausgelieferter Flugzeuge als auch bei den Bestellungen die Nase vorn. Hier werfen wir einen Blick auf Airbus’ modernsten Großraumflieger.

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Airbus A350

Der A350 ist ein zweistrahliges Langstrecken-Großraumflugzeug des europäischen Flugzeugherstellers Airbus. Ursprünglich als Weiterentwicklung des A330 bzw. A340 gedacht, entschied man sich 2006 für ein vom Rumpf auf neu konzipiertes Design. Der Jungfernflug des A350 fand am 14. Juni 2013 in Toulouse statt. Die Zulassungen durch die Europäische Agentur für Flugsicherheit Easa und die US-amerikanische Luftfahrtbehörde FAA erfolgten im September bzw. November 2014. Die erste Auslieferung an eine Fluggesellschaft erfolgte am 22. Dezember 2014 an Qatar Airways.

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Was zeichnet den Airbus A350 aus?

Mit dem A350 bietet Airbus erstmals ein Passagierflugzeug an, das nahezu komplett aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK), auch Carbon genannt, besteht. Dadurch ist das Flugzeug rund zehn Tonnen leichter als ein A330, dessen Rumpf aus Aluminiumhalbschalen besteht. Zudem soll das Flugzeug durch den Verbundwerkstoff weniger wartungsaufwändig sein. Dank Masseeinsparungen, verbesserter aerodynamischer Fähigkeiten und neu entwickelter Triebwerke soll der A350 treibstoffsparender und geräuscharmer sein als seine Vorgänger, der A330 und A340, sowie die Langstreckenkonkurrenten von Boeing, B777 und B787.

Abgesehen von der Konstruktionsweise sticht der Airbus A350 vor allem durch seine Reichweite hervor, die je nach Variante zwischen 15.000 und 18.000 Kilometer beträgt. Das macht die Maschinen vor allem für beliebte Langstreckenflugrouten zwischen Asien und Europa bzw. Ozeanien und den USA interessant.

Welche Varianten gibt es vom Airbus A350?

Vom Airbus A350 sollte es zunächst drei Hauptvarianten geben: A350-800, A350-900 und A350-1000. Sie sollten sich im Wesentlichen in Länge, Reichweite und Klassenkonfiguration unterscheiden. Ursprünglich hatte der Flugzeugbauer die kleinste Variante der A350-Familie als Ersatz für das in die Jahre gekommene A330-200-Modell konzipiert. Nachdem Airbus bei der Farnborough Airshow im Jahr 2014 jedoch die Neo-Version des A330 vorgestellt hatte, wurden Pläne für die Baureihe 800 verworfen.

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Heute verkauft Airbus die 900er- und 1000er-Variante des A350, von denen es jeweils noch modifizierte Versionen gibt, wie etwa den A350-900 „Ultra Long Range“, kurz ULR, der über eine größere Reichweite verfügt oder die ACJ350-1000, eine VIP-Version für 25 Passagiere. In Planung sind zudem die zum Transportflugzeug umgebaute Variante A350F sowie eine ULR-Version des A350-1000. Letzterer soll sogenannte Marathonflüge zwischen Sydney und London bzw. New York ermöglichen. Die Planungen hierzu werden maßgeblich von der australischen Fluggesellschaft Qantas und dessen „Sunrise“-Projekt vorangetrieben, das während der Corona-Pandemie auf Eis gelegt wurde.

Großbestellung bei Airbus: Qantas gibt 52 Flugzeuge in Auftrag
The new Qantas Airbus A350-1000 arrives at Sydney Domestic Airport, in Sydney, Monday, May 2, 2022. Qantas has confirmed an order for a dozen Airbus A350-1000 aircrafts which will operate the world’s longest flights, connecting east-coast Australia to London and New York from late 2025. (AAP Image/Bianca De Marchi) NO ARCHIVING

Die australische Fluggesellschaft Qantas hat beim europäischen Flugzeugbauer Airbus 52 Flugzeuge in Auftrag gegeben.

Wie weit kann ein A350 fliegen?

Das kommt auf die Variante an. Die maximale Reichweite des A350-900 liegt bei circa 15.000 Kilometern. Dank seines angepassten Treibstofftanks, der 24.000 Liter mehr Kerosin als die Normalvariante fasst, bringt es der A350-900 ULR auf bis zu 18.000 Kilometer. Zur besseren Einordnung: Das entspricht in etwa der Entfernung von Frankfurt nach Auckland.

Singapore Airlines setzt den „Ultra Long Range“-Flieger auf den Strecken Singapur–Los Angeles (ca. 14.000 km) und Singapur–New York (ca. 15.700 km) ein. Bei letzterer handelte es sich bis zur Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine um die längste kommerzielle Flugroute der Welt. Crew und Passagiere verbringen während des Nonstop-Fluges bis zu 19 Stunden an Bord.

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Technische Daten der Airbus A350-Familie

A350-900

A350-900ULR

A350-1000

Länge

66,80 m

66,80 m

73,79 m

Höhe

17,05 m

17,05 m

17,08 m

Flügelspannweite

64,75 m

64,75 m

64,75 m

Max. Flughöhe

13.100 m

13.100 m

13.100 m

Max. Reichweite

15.342 km

18.000 km

16.112 km

Max. Geschwindigkeit*

Mach 0,89

Mach 0,89

Mach 0,89

Max. Startgewicht

283.000 kg

280.000 kg

319.000 kg

* Mach 0,89 entspricht etwa 1099 km/h. Die übliche Reisegeschwindigkeit eines Airbus A350 liegt bei ca. 910 km/h auf 11.000 Metern Reiseflughöhe.

Wie viele Sitzplätze gibt es im Airbus A350?

Hier spielt neben der Variante auch die individuelle Sitzkonfiguration der Fluggesellschaft eine Rolle. Ein Airbus A350-900 kann in der Theorie bis zu 440 Passagie­rinnen und Passagiere aufnehmen. In der Praxis werden die meisten Fluggesellschaften aus Komfortgründen jedoch auf eine typische Dreiklassen­konfiguration mit 300 bis 350 Sitzplätzen zurückgreifen. Die Lufthansa bietet in den meisten ihrer A350-900-Flugzeuge Platz für 293 Passagiere in drei Sitzklassen (Business, Economy und Premium Economy) an. Um seinen Fluggästen bei extremen Langstrecken den größtmöglichen Komfort anbieten zu können, hat Singapore Airlines seine A350-900ULR-Flieger mit nur 161 Sitzen in zwei Kabinenklassen (Business und Premium Economy) bestuhlt. Die französische Fluggesellschaft French Bee reizt die maximale Sitzkapazität seiner A350-Flotte mit 411 Sitzen derzeit am meisten aus.

Die längere 1000er-Variante schafft es sogar auf theoretische 480 Sitzplätze. Auch hier bewegt sich die reale Sitzkapazität aber deutlich darunter, in der Herstellerkonfiguration finden zwischen 350 und 410 Passagiere Platz. Letztlich variiert die tatsächliche Sitzkonfiguration aber auch hier von Airline zu Airline.

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Ein Airbus A350-900 der Lufthansa kurz nach Takeoff vom internationalen Flughafen Barcelona.

Ein Airbus A350-900 der Lufthansa kurz nach Takeoff vom internationalen Flughafen Barcelona.

Wie viele Airbus A350 gibt es?

Inzwischen wurden nach Herstellerangaben 550 von 1034 Bestellungen des A350 an Kunden auf der ganzen Welt ausgeliefert. Stand: Juli 2023

Wer hat die meisten A350?

Größter Abnehmer des A350 ist Qatar Airways. Insgesamt 53 Flugzeuge der Baureihe (A350-900 und A350-1000) wurden bislang von Airbus an die nationale Fluggesellschaft Katars übergeben. Weitere 21 Flugzeuge befinden sich in der Produktion. Dahinter folgt Singapore Airlines mit 72 Festbestellungen, wovon bislang 58 Maschinen ausgeliefert wurden. Von den insgesamt 45 Bestellungen der Lufthansa sind derzeit 17 Maschinen des Typs A350-900 im Betrieb.

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Wie viele Airbus A350 hat die Bundeswehr?

Aufmerksamkeit erzielte Airbus mit seinem Langstreckenflieger Anfang 2021, als drei fabrikneue ACJ350-900 an die sogenannte Flugbereitschaft der Bundeswehr übergeben wurden. Über den Lufttransportverband werden neben Soldaten und Material auch das sogenannte politisch-parlamentarische Führungspersonal, also etwa der Bundeskanzler und Bundespräsident, befördert.

Die Bundesregierung hatte die Maschinen der sogenannten Airbus-Corporate-Jet-Familie (ACJ) 2019 für 1,2 Milliarden Euro bestellt, um die in die Jahre gekommenen A340-300-Maschinen zu ersetzen, mit denen Staatsoberhaupt und Regierungsmitglieder bisher gereist waren. Die drei Flugzeuge haben die Taufnamen „Kurt Schumacher“, „Konrad Adenauer“ (auch „deutsche Air Force One“ genannt) und „Theodor Heuss“. Da diese Maschinen weniger Passagierinnen und Passagiere befördern und dementsprechend leichter sind, sind sie für eine Reichweite von über 20.000 Kilometern oder mehr als 22 Stunden Flugzeit zertifiziert.

Was kostet der Airbus A350?

Der Listenpreis für einen Airbus A350-900 liegt bei 317,4 Millionen US-Dollar (Stand 2018). Für die größere Variante A350-1000 lag der Preis zuletzt bei 366,5 Millionen US-Dollar. Damit haben sich die Preise für den Langstreckenflieger in den ersten zehn Jahren seit Markteinführung um mindestens 30 bis 37 Prozent erhöht.

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Wie sicher ist der Airbus A350?

Der Airbus A350 gilt als eines der modernsten Passagierflugzeuge der Welt und wird von sämtlichen Luftfahrtsicherheitsbehörden als flugtüchtig und sicher bewertet. Seit der Inbetriebnahme des A350 durch Fluggesellschaften weltweit ist es zu 37 dokumentierten Zwischenfällen oder Unfällen gekommen, die jedoch überwiegend nicht auf technische Mängel zurückzuführen sind. Zu Abstürzen oder Unfällen mit Todesopfern ist es bislang nicht gekommen.

Streit zwischen Qatar Airways und Airbus

Der Rechtsstreit zwischen Airbus und Qatar Airways um Beschichtungsprobleme im Außenlack des A350 ist inzwischen beigelegt. Wegen des Abblätterns der Beschichtung an Außenflächen der Flugzeuge kam es zu einer zwischenzeitlichen Stornierung von Bestellungen und einer Außerbetriebnahme von bereits gelieferten Maschinen. Die katarische Seite nannte als Grund für ihr Vorgehen ein erhöhtes Sicherheitsrisiko, insbesondere im Bereich der Tragflächen, wo sich die Treibstofftanks des Flugzeugs befinden. Zwar räumte Airbus das Problem des abblätternden Lacks ein, eine Gefahr für die Flugsicherheit habe hierdurch aber nicht bestanden. Unterstützung für diese Einschätzung bekam Airbus von der Europäischen Agentur für Flugsicherheit Easa, die die Maschinen zugelassen hatte. Anfang Februar 2023 einigten sich beide Seiten auf einen Vergleich.

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