Newsletter „Havelpost“

Drum singe, wem Gesang gegeben ++ Linke Zerreißprobe ++ Bratwurstfreie Zone

Liebe Leserinnen und Leser,

schön, dass Sie unsere Mail geöffnet haben und wir Sie ein wenig durch den Tag begleiten dürfen. Die Havelpost steckt wieder einmal voller Namen, Nachrichten und Tipps aus Brandenburg an der Havel und Umgebung.

Vorneweg ein Geständnis: Ich kann nicht singen, also im tatsächlichen Sinne. In der Schule hatte ich so gut wie keinen Musikunterricht, in der Kirche habe ich von klein auf brav ins Liederbuch geschaut und - Vollplayback - den Mund auf- und zugemacht. Singen ist einfach nicht meins. Allerdings keine Regel ohne Ausnahme: In der Evangelischen Jugend (jetzt darf‘s ich ja sagen) haben wir angeduselt „Hannes Wader singt Arbeiterlieder“ mitgegröhlt.

Also, lieber Volkschor, mich kriegst du auch nicht. Mag ja sein, dass ein Klangkörper mit zig Frauen und nur einem Mann ein eingeschränktes Stimmenvolumen hat. Das war übrigens auch unter Chorleiter Wolfgang Kusior vor 20 Jahren so. Vielleicht wäre es einfacher, den Volks- in einen Frauenchor umzubenennen. Was? Dann erst recht keine Männer? Bei den Landfrauen sind auch Männer dabei, und wir reden hier nicht Transgeschlechtlichkeit.

Wenn ich singen könnte, wie es meine Oma immer wollte, würde ich angesichts der traurigen Nachricht aus der Bäckerstraße ein Klagelied anstimmen. Der letzte Bäcker der Bäckerstraße zieht sich ganz langsam aus dem Geschäft zurück. Er schränkt ab 1. April die Öffnungszeiten ein und dünnt das Sortiment merklich aus. An Kundinnen und Kunden mangelt es nicht. Bäcker Rettig findet keine Leute für die Backstube und den Verkauf - geschweige für eine Betriebsübernahme.

Wen das jetzt wundert, verwundert mich. Jobs im kleinen Handwerk sind nicht gerade begehrt, und das schon lange nicht mehr. Jugendliche drängen nicht mehr auf den Arbeitsmarkt. Wer jetzt die Schule verlässt, hat eine sehr große Auswahl. Und muss nicht die Ohren mit überkommenen Scheinweisheiten wie „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ vollnölen lassen.

Ein Freudenlied würde ich für Ramona Sellke schmettern. Die Krankenschwester aus der Brandenburger Augenklinik am Packhof hat inzwischen 17 Urlaube damit verbracht, anderen Menschen mit ihren kranken Augen zu helfen. In ihrer Freizeit reist sie nach Tansania, untersucht die Erkrankten und assistiert bei Operationen. Die Abdeckung bei Augenärztinnen und -ärzten in Tansania ist eine Katastrophe. Wer ein Gefühl dafür haben möchte, stelle sich vor, für ganz Deutschland gebe es 82 solcher Medizinerinnen und Mediziner. Also, liebe Ramona Sellke, wünschen Sie sich ein Lied, das Sie ganz besonders erfreut und stellen sich vor, dass es eine richtig gute Sängerin oder Robby Williams singt. Ich werde die Interpretin oder Herrn Williams in Gedanken darum bitten.

Aber jetzt noch mal was in moll. In Brandenburg an der Havel werden in diesen Taggen Impfdosen auf den Müll geworfen, oder korrekt: sachgemäß einer Entsorgung zugeführt. Nicht, dass Corona vorbei wäre. Die Corona-Warn-App zeigt am Donnerstag eine Inzidenz von 48,3 an. Aber das Thema ist durch, die Leute haben keine Lust mehr darauf, sie verdrängen sehr gut - fertig, aus, Ende, vorbei. Im Krankenhaus liegen immer noch Patientinnen und Patienten, die Hospitalisierungsrate ist mit 12,1 (Stand Donnerstag) sogar sehr hoch. Aber die Grundimmunisierung greift objektiv. Das war absehbar. Ob man also die Herstellung der wertvollen Impfdosen besser hätte steuern können oder die Glasfläschchen in Regionen der Welt umleiten müssen, in denen immer noch große Nachfrage herrscht, sind Fragen für Untersuchungsausschüsse. Falls jemand diese einberuft.

Singen Sie, wenn Ihnen Gesang gegeben ist. Oder lauschen Sie andächtig den zahlreichen Ensembles an diesem Wochenende bei der Choriole, dem großen Chortreffen in Brandenburg an der Havel.

Viel Spaß und schöne Lieder.

Ihr/Euer Heiko Hesse

Haben Sie Fragen, Wünsche, Anregungen zu unserer Havelpost? Oder ein Thema, um das wir uns kümmern sollen? Schreiben Sie mir unter heiko.hesse@maz-online.de.

 

Leute, Leute

Maximilian Dumler kümmert sich um Ente Lilly.

Maximilian Dumler kümmert sich um Ente Lilly.

Seit sechs Jahren hat Maximilian Dumler tierischen Besuch von Ente Lilly. Jetzt taucht die Stockente erneut in seinem Garten am Brandenburger Schienenweg auf, 2022 kam sie erst im April. Wenn Lilly an der Tür steht, macht ihr Dumler ein Bett aus Stroh und Heu und nimmt sie mit ins Wohnzimmer, in dem sie auch mal auf der Couch liegt. Meist bleiben Lilly und ihr Nachwuchs bis Mitte Mai, dann zieht es die Schar ins Strandbad an der Massowburg. Dort schaut Maximilian Dumler, ob alles in Ordnung ist und gewährt den Tieren auch mal sicheren Unterschlupf.

Die südliche Schleusenkammer der Krakauer Schleuse in Brandenburg an der Havel wird überholt.

Die südliche Schleusenkammer der Krakauer Schleuse in Brandenburg an der Havel wird überholt.

Glück im Unglück – dennoch ist dem Leiter des Außenbezirkes Brandenburg im Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Spree-Havel, Heiner Schäfer, gehörig der Schreck in die Glieder gefahren: Derzeit werden die Stemmtore der Südkammer in der Vorstadtschleuse aufgearbeitet, ein Bereich am Oberhaupt wurde deswegen leergepumpt. „Einen Tag später ist ein 85 Meter langes Motorschiff gegen das verschlossene Tor der Nordkammer gefahren. Zum Glück blieb es bei geringem Sachschaden.“ Sonst wäre Brandenburg an der Havel tage- und wochenlang nicht für die gewerbliche Schifffahrt zu passieren gewesen.

Der Brandenburger Horst Baitz gibt in der Doku „Mensch Horst“ Einblick in sein Leben.

Der Brandenburger Horst Baitz gibt in der Doku „Mensch Horst“ Einblick in sein Leben.

Den Grimme-Preis hat die Doku „Mensch Horst“ zwar nicht gewonnen, Hauptdarsteller Horst Baitz ist aber stolz auf die Nominierung. „Man kann im Leben nicht immer gewinnen“, sagt der Brandenburger. Der Rentner würde gern noch bei einem Film dabei sein. Allerdings plagen ihn zurzeit andere Probleme. Er ist an Gicht erkrankt. Erst, wenn Baitz wieder gesund ist, darf er zur Hüft-OP.

 

Das ist diese Woche wichtig

Mehr als 1000 Menschen protestierten 2022 auf dem Neustädtischen Markt. Der Versammlungsleiter Bernd Lachmann (rechts) von den Linken gehört zu den Mitinitiatoren der Initiative „Bündnis für Frieden“ Brandenburg an der Havel.

Mehr als 1000 Menschen protestierten 2022 auf dem Neustädtischen Markt. Der Versammlungsleiter Bernd Lachmann (rechts) von den Linken gehört zu den Mitinitiatoren der Initiative „Bündnis für Frieden“ Brandenburg an der Havel.

Das Personalkarussell bei den Linken in Brandenburg an der Havel dreht sich an der Spitze und an der Basis streiten sich die Lager vehement um die Deutungshoheit in Sachen Krieg und Frieden zwischen Russland und der Ukraine. Um Lokalpolitik geht es nur noch am Rand. Auch in Brandenburg droht die Partei ein Auseinanderbrechen.

Plauer Straße wieder frei – Ritterstraße dicht

Freigabe in der Brandenburger Altstadt: Ab Freitagmittag kann der Verkehr wieder durch die Plauer Straße rollen. Als nächstes ist die Ritterstraße dran – mit massiven Einschränkungen für den ÖPNV.

Stadt senkt die Gewerbesteuer doch nicht

Auch Brandenburg an der Havel würde gern Bürger und Gewerbetreibende entlasten und auf Teile der Gewerbesteuereinnahmen verzichten. Doch das ist im Moment gar nicht umsetzbar.

70 Prozent der Bäume im Stadtwald krank

Immer mehr Bäume im Brandenburger Stadtwald sind krank. „Fast jeder Baum ist angeschlagen. Je älter die Gewächse sind, desto dramatischer ist ihr Zustand. Meiner Einschätzung nach haben über 70 Prozent starke Schäden“, sagt Stadtförster Thomas Meier auf MAZ-Nachfrage.

Ab 27. März: Straße zur Malge wird asphaltiert

Es ist eine ganz schlimme Buckelpiste: Die Straße zum Ausflugsrestaurant an der Malge in Brandenburg an der Havel. Nun wird sie begradigt - am Montag geht‘s los.

 

Das ist im Umland los

Radfahrer in Götzer Berge müssen tapfer sein: Den nächsten Imbiss gibt es erst in Deetz oder in Zukunft in Gollwitz.

Radfahrer in Götzer Berge müssen tapfer sein: Den nächsten Imbiss gibt es erst in Deetz oder in Zukunft in Gollwitz.

Götzer Berge bleibt bratwurstfreie Zone: Der Widerstand ist ihm zu groß. Nils Roth wird keinen Kiosk in Götzer Berge errichten. Damit zieht der Berliner einen vorläufigen Schlussstrich unter seine Imbiss-Pläne für den Havel-Radweg.

Tausende Vermieter erhalten Post vom Landrat

Die Kreisverwaltung interessiert sich für das aktuelle Niveau der Mietpreise in Potsdam-Mittelmark. Tausende Vermieter werden aufgerufen zu einer Umfrage. Ziel ist die Anpassung von Sozialleistungen.

Feuerwehr Netzen: Schnelle Hilfe gegen Herztod

Bei einem Herzinfarkt ist schnelle Hilfe überlebenswichtig. Doch nicht immer ist der Rettungswagen sofort verfügbar. Dann könnten Feuerwehrleute aus Netzen als First-Responder-Team einspringen.

Hohenlobbese: Transporter mit Diebesgut in Berlin gestoppt

Ein aufmerksamer Zeuge aus dem Görzker Ortsteil Hohenlobbese hat die Polizei auf die Spur eines mutmaßlichen Einbrechers geführt. Die heiße Ware wurde nach Berlin gebracht.

 

Wohin am Wochenende

Jan Beumelburg stellt ab Freitag in der Kunsthalle Brennabor aus.

Jan Beumelburg stellt ab Freitag in der Kunsthalle Brennabor aus.

Ein Gefühl der Freude kommt auf beim Betrachten von Beumelburgs Bildern. Denn was die Kunstfreunde ab Freitag in der Kunsthalle Brennabor in Brandenburg an der Havel erwartet – Fotografien, Zeichnungen, Monotypien bis hin zu gegenständlicher und figürlicher Malerei, das fühlt sich an wie ein Spaziergang in mystischen Räumen oder einfach wie reine Kunstfreude.

 

Bilderrätsel

Wo ist das in Brandenburg an der Havel?

Wo ist das in Brandenburg an der Havel?

In jeder neuen Havelpost steckt ein MAZ-Bilderrätsel. Hier werden Aufnahmen von Gebäuden und Orten der Stadt gezeigt. Und Sie, liebe Leserinnen und Leser, raten (oder wissen?), worum es sich handelt.

Wo in oder um Brandenburg an der Havel herum ist dieses Foto aufgenommen worden? Wer es weiß, schreibt eine Mail an brandenburg-stadt@maz-online.de - bis Montag, 27. März 2023, 12 Uhr. Alle korrekten Antworten kommen in einen Lostopf, aus dem wird der Gewinner gezogen. Diesen vermelden wir im nächsten Newsletter, der am 31. März in Ihr Postfach flattert. Der Preis ist eine historische Ansichtskarte aus Brandenburg an der Havel und Umgebung. Viel Erfolg!

In der vergangenen Woche suchten wir die Watstraße in Nord. Gewonnen hat Frank Eckhardt aus Brandenburg an der Havel. Herzlichen Glückwunsch!

 

Stephan Bodens Woche

In seinem Kleingarten hat Stephan Boden die Rasensaat „Berliner Tiergarten" ausgestreut.

In seinem Kleingarten hat Stephan Boden die Rasensaat „Berliner Tiergarten" ausgestreut.

Uringestank, leere Grillwurstverpackungen, Drogenreste: Das kommt Stephan Boden in den Sinn, wenn er an den Berliner Tiergarten denkt – nun hat er eine Rasensaat mit diesem Namen gekauft und schaut, wie sie angeht. Aber lesen Sie selbst.

 

Blick in die Heimatgeschichte

Rietz und der Rietzer See auf einer 1905 verschickten Ansichtskarte.

Rietz und der Rietzer See auf einer 1905 verschickten Ansichtskarte.

Frau Harke, die furchterregende Riesin, wirft mit Steinen nach Kirchen, ihre Tochter klaut einen Bauern samt Pflug, eine gottlose Gaststätte fährt zur Hölle: Mehrere Sagen stecken tief in der Geschichte von Rietz bei Brandenburg an der Havel. Kaum ein Berg in der Region hat so viel zu erzählen wie der Holzberg.

Schriftsteller August Trinius folgte Fontane nach Lehnin

August Trinius ging als Wanderschriftsteller in die Literaturgeschichte ein. Einer seiner ersten Wege führte ihn 1883 nach Lehnin mit der gerade wieder aufgebauten Klosterkirche.

 

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