Umweltschützer hoffen auf begrenzte Folgen der Ölpest vor Kalifornien

Arbeiter in Schutzanzügen säubern den verunreinigten Strand nach einem Ölaustritt in Huntington Beach.

Arbeiter in Schutzanzügen säubern den verunreinigten Strand nach einem Ölaustritt in Huntington Beach.

Huntington Beach. Umweltschützer erlauben sich ein kleines bisschen Optimismus, aber sind längst noch nicht so weit aufzuatmen. Seit am Wochenende aus einer Pipeline vor der kalifornischen Küste Schweröl ins Meer floss, wurden nur ein paar ölverschmierte Vögel entdeckt. Das könnte ein hoffnungsvolles Zeichen sein, erklären Experten. Aber es sei zu früh zu sagen, wie viele Vögel, Meeressäuger und andere Tiere am Ende von dem Ölfilm auf Marsch-Gebieten und der Wasseroberfläche betroffen sein werden - und für wie lange.

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Verschmierte Seevögel sind oft die frühesten Opfer einer Ölpest, weil auf den Sand oder die Marsch gespültes Rohöl ihr Gefieder verklumpen kann. Und das macht sie dann anfällig für das kalte Ozeanwasser, lässt sie frieren. Meeressäugetiere und Fische, die Öl aufnehmen, können ebenfalls später in Mitleidenschaft gezogen werden. Und dann sind da die möglichen Schäden an den Küsten-Feuchtgebieten - Laichplätze für Fische und eine lebenswichtige Habitat für viele Spezies.

Bislang etwa 572.000 Liter Schweröl ausgetreten

„Diese Feuchtbiotope sind Kinderstuben für Hunderte von Arten, und sie verringern zudem Erosion und Sturmfluten“, sagt Peter Kareiva, Chef des Pazifik-Aquariums im kalifornischen Long Beach. Ein Verlust dieser Gebiete schade somit Tieren und Menschen.

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Insgesamt sind aus einem Leck in einer Unterwasser-Pipeline etwa 572.000 Liter Schweröl ins Wasser gelangt. Das Öl hat den Sand des berühmten Huntington Beach, bekannt als Surf City USA, verseucht. Manche Strände könnten über Wochen hinweg oder sogar noch länger geschlossen bleiben. Zudem ist der Fischfang vor einem langen Abschnitt der Küste von Orange County vorläufig eingestellt worden.

Die Talbert-Marsch von Huntington Beach ist für die Öffentlichkeit gesperrt, Barrieren sind über die Wasseroberfläche gelegt worden, um zu versuchen, eine Ausbreitung des übelriechenden Schweröls zu verhindern. Michael Ziccardi von der Organisation Oiled Wildlife Care Network sagt, dass seit Beginn der Ölpest vier ölverschmierte Vögel geborgen worden seien, einer davon habe eingeschläfert werden müssen. Die Gruppe hat nach seinen Angaben etwa 20 Anrufe von Einwohnern mit Berichten über verölte Tiere erhalten und Teams zum etwaigen Einfangen der Vögel zwecks Behandlung entsandt.

Die bislang wenigen Berichte über verschmierte Tiere stimmten ihn „vorsichtig optimistisch“ über das Ausmaß der Ölpest-Auswirkungen, sagt Ziccardi am Montag. „Es ist viel besser, als wir befürchtet hatten.“ Aber bei anderen größeren Ölverschmutzungen in Küstennähe sei die größte Zahl verschmierter Vögel zwei bis fünf Tage nach dem Vorkommnis entdeckt worden, und es gebe daher noch keine Klarheit, schränkt er ein.

Auswirkungen der Ölpest noch unklar

Meeressäuger könnten ebenfalls betroffen sein, indem sie das Öl schluckten oder inhalierten, aber in diesen Fällen seien die Folgen öfters längerfristig, erklärt der Experte. Seehunde und Seelöwen beispielsweise seien nicht auf ihr Fell angewiesen, um warm zu bleiben, und daher litten sie normalerweise nicht so stark unter äußeren Auswirkungen einer Ölpest wie Vögel. Es werde viel länger dauern herauszufinden, inwieweit diese Tiere betroffen seien, sagt Ziccardi.

So kämen Wissenschaftler, die sich mit Langzeit-Auswirkungen im Gefolge der „Deepwater Horizon“-Ölkatastrophe 2010 beschäftigten, erst jetzt zu ersten Erkenntnissen. Damals waren nach der Explosion einer Ölplattform über fast 90 Tage insgesamt etwa 800 Millionen Liter Öl in den Golf von Mexiko geflossen - bislang die größte Umweltkatastrophe dieser Art in der Geschichte.

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Kareiva: „Das Ökosystem wird schwer beschädigt“

Kareiva zufolge könnte die Aufnahme von Öl im Laufe der Zeit chronische Auswirkungen auf Fische oder auch Schalentiere haben, so als ob sie vergiftet wären. Aber die schwersten Folgen könnten in den Schäden für die Feuchtgebiete liegen, dem Lebensraum für so viele Spezies. „Wir können erwarten, dass das Ökosystem schwer beschädigt wird, aber dass es sich, offen gesagt, auch am Ende wieder erholt, vielleicht in fünf bis zehn Jahren“, so Kareiva. „Es wird nicht dauerhaft sein.“

Chad Nelsen ist Chef der Surfrider Foundation, die sich dem Meeresschutz verschrieben hat. Er meint, dass ein großer Teil der felsigen Küstenhabitat voller Wildtiere anscheinend bislang von den Ölklumpen verschont geblieben ist, die an den weiter nördlich gelegenen Stränden auftauchen. Und weil die Winde schwach seien, könnte ein Teil des Öls, das sonst möglicherweise die Küste erreichen würde, vielleicht in der Sonnenhitze verdunsten. „Bisher scheint es (das Öl) nicht auf viel der felsigen Küstenhabitat gelangt zu sein, was ein Segen ist“, sagt Nelsen.

Aber David Pettit, der als Rechtsanwalt für die Umweltorganisation Natural Resources Defense Council arbeitet, sagt, dass es deutlich zu früh sei, die Umweltauswirkungen dieser Ölpest einzuschätzen. Wahrscheinlich würden kurzfristig mehr Wildtiere betroffen sein als bislang bekannt, und es werde Folgen geben, die eine viele längere Zeit unentdeckt blieben - bis sie dann schließlich von Meeresbiologen studierten werden könnten. „Zum jetzigen Zeitpunkt“, sagt Pettit, „hat man schlicht keine Ahnung von der Art der Schäden.“

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Riss in verbogener Pipeline am Meeresgrund gefunden

Taucher haben Hinweise auf die mutmaßliche Ursache der Ölpest gefunden. Eine Pipeline auf dem Meeresboden sei verbogen und weise einen über 30 Zentimeter langen Riss auf, teilte die US-Küstenwache am Dienstag mit. Demnach sei ein 1,2 Kilometer langes Stück der über 28 Kilometer langen Pipeline seitlich verschoben worden. Die Rohrleitung verbindet eine Förderplattform im Pazifik mit einer Anlage im Hafen von Long Beach.

Die Pipeline weise eine Biegung „wie ein Halbkreis“ von etwa 32 Metern auf, teilte die Betreiberfirma am Dienstag mit. Firmenchef Martyn Willsher sprach von einem ungewöhnlichen Ereignis, die Ursache dafür werde untersucht. Es sei möglich, dass die Pipeline vom Anker eines Schiffs getroffen worden sei, hatte Willsher am Montag erklärt.

RND/AP/dpa

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