Tod durch Polizeigewalt

Schwarzer stirbt bei Festnahme – US-Polizisten vor Gericht

Die Polizisten müssen sich vor Gericht verantworten.

Die Polizisten müssen sich vor Gericht verantworten.

Rund dreieinhalb Jahre nach der blutigen und tödlichen Festnahme eines Schwarzen in Louisiana müssen sich fünf Polizisten vor Gericht verantworten. Eine Grand Jury erhob am Donnerstag (Ortszeit) auf Basis des Strafrechts des US-Staats Anklage gegen die Beamten, separate Ermittlungen des Justizministeriums nach Bundesrecht dauern noch an. Am schwersten wiegen die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft des Bezirks Union Parish gegen den ranghohen Beamten Kory Y.: Lange zurückgehaltene Aufnahmen von Körperkameras der Polizisten zeigten, wie er den Schwarzen Ronald Greene an dessen gefesselten Fußgelenken herumschleifte, seinen Fuß in dessen Rücken drückte und den Mann mit dem Gesicht nach unten mehr als neun Minuten im Dreck liegen ließ.

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Y. werden fahrlässige Tötung sowie Dienstvergehen in zehn Fällen zur Last gelegt. Die anderen Beamten müssen sich unter anderem wegen Vertuschung und Justizbehinderung sowie Dienstvergehen verantworten.

Falsche Darstellung des Vorfalls

Es ist das erste Strafverfahren überhaupt, das nach dem blutigen Tod Greenes am 10. Mai 2019 an einem Straßenrand im ländlichen Nordosten Louisianas eingeleitet wird. Damals teilten die Behörden trauernden Hinterbliebenen mit, dass der 49-Jährige in der Nähe der Stadt Monroe am Ende einer rasanten Verfolgungsjagd bei einem Autounfall ums Leben gekommen sei.

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Die Darstellung zog die Familie in Zweifel – und sogar ein Arzt, der Greenes zerschundene Leiche in Augenschein nahm. In einem Bericht der Staatspolizei war keine Rede von Gewaltanwendung durch die Beamten. Aufnahmen von deren Körperkameras hielt die Polizei unter Verschluss, für die ursprüngliche Obduktion wurden sie nicht herangezogen. Auch wiederholte Bitten von Medien um eine Freigabe der Aufnahmen lehnten Behördenvertreter ab.

Greene bettelte um Gnade

Erst als die Nachrichtenagentur AP im vergangenen Jahr Zugang zu dem Material bekam und es publik machte, kam heraus, was sich an jenem Tag abspielte: Weiße Polizisten umringen auf den Aufnahmen das Auto Greenes, mehrmals wird er mit Elektroschockern und mit Schlägen auf den Kopf traktiert, ehe er an den Füßen herausgezogen und im Dreck liegen gelassen wird. Mitunter ist zu hören, wie Greene um Gnade bettelt: „Ich bin euer Bruder! Ich habe Angst!“ Zu hören ist auch der angeklagte Polizist Y., der dem Schwarzen befiehlt, „dich auf deinen verdammten Bauch zu legen, wie ich es dir gesagt habe“. Ein an der Festnahme beteiligter Hilfssheriff verhöhnt Greene mit den Worten: „Ja ja, diese Scheiße tut weh, nicht wahr?“

Ermittler sagten später aus, ihre Vorgesetzten bei der Staatspolizei hätten Druck auf sie ausgeübt, von einer Festnahme von einem der Beamten abzusehen, der Greene auf den Kopf geschlagen und sich später vor Kollegen damit gebrüstet haben soll. Der Fall veranlasste das Justizministerium zu einer Überprüfung der Abläufe bei der Polizei von Louisiana, zudem gab es eine parlamentarische Untersuchung zur Frage, was und wann Gouverneur John Bel Edwards darüber wusste.

RND/AP

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