Beitritt zu Russland gefordert: Südossetiens Anführer verliert Wahl
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Tskhinvali Südossetien, 08.04.22: SOUTH OSSETIA - APRIL 8, 2022: Südossetischer Präsident Antoli Bibilow bei einem Presseinterview.
© Quelle: IMAGO/ITAR-TASS
Zchinwali. Nach Forderungen eines Russland-Beitritts hat der Anführer der von Georgien abtrünnigen Region Südossetien die erste Runde der nicht anerkannten Präsidentenwahl verloren. Der Politiker Anatoli Bibilow landete mit 33,5 Prozent der Stimmen hinter dem Herausforderer Alan Gaglojew, der auf 36,9 Prozent kam. Bibilow hatte Ende März eine baldige Volksabstimmung über den Beitritt der Kaukasus-Region zu Russland gefordert.
Der Konflikt um Südossetien
In der Sowjetunion verfügten Osseten und Abchasen in Georgien über eigene Autonomiegebiete. Der seit den 1980er-Jahren in der Sowjetunion einsetzende Reformprozess rief auch in Georgien nationale Unabhängigkeitsbestrebungen hervor. Die ethnischen Minderheiten der Autonomiegebiete fürchteten den Verlust ihres Autonomiestatus und unternahmen Schritte zur Loslösung von Georgien. Mehrfach eskalierten die Konflikte in bewaffneten Auseinandersetzungen. Georgien beansprucht die Gebiete Abchasien und Südossetien für sich, Russland hat sie als unabhängige Staaten anerkannt. Tiflis und Moskau brachen vor langer Zeit ihre diplomatischen Beziehungen ab. (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung)
Gaglojew hingegen hatte sich vor der Wahl gegen einen schnellen Beitritt ausgesprochen. Solche Handlungen seien derzeit kontraproduktiv für Russland, sagte er auch mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. Zugleich würden so auch in Südossetien Ressentiments gegen Russland geweckt, befürchtete er.
In zwei Wochen soll am 24. April eine Stichwahl über das Amt entscheiden. Die meisten Länder der Welt erkennen die Wahlen dort nicht an. Bibilow hatte vor der Abstimmung gesagt: „Ich glaube, dass eine Vereinigung mit Russland unser strategisches Ziel ist.“ Geplant wäre demnach ein Zusammenschluss mit der russischen Teilrepublik Nordossetien.
Die nur 50.000 Einwohner zählende Region Südosstien hatte sich Anfang der 1990er Jahre in einem blutigen Bürgerkrieg von Georgien losgelöst. 2008 hatte Russland nach einem kurzen Krieg mit Georgien die Unabhängigkeit Südossetiens und der Schwarzmeerregion Abchasien anerkannt. Beide Gebiete sind politisch, finanziell, wirtschaftlich und militärisch stark abhängig von Russland. Abchasien hatte betont, keine Aufnahme in die Russische Föderation anzustreben.
RND/dpa