Die Lederhosenkluft: Wenn Twitter trachtiger ist als der G7-Gipfel
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Der G7-Gipfel war weniger bayerisch, als es manche Twitter-Timelines vermuten ließen.
© Quelle: Getty Images
Elmau. Dirndl und Lederhosen zum Empfang am Flughafen, ein Rucksack mit Lebkuchenherz als Geschenk – der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat sein Mindestes versucht, in Erinnerung zu rufen, dass der G7-Gipfel in seinem Bundesland stattfand.
Und mit Bildern geht das natürlich am besten. So stand also schon vor dem Gipfel ein Spalier aus Trachtlern über Stunden bereit, um die Gipfelgäste am Rollfeld des Münchner Flughafens zu empfangen: Frauen und Kinder in der vorderen Reihe, Männer dahinter. Blaskappelle und Fahnen inklusive, natürlich.
Für den wichtigsten, US-Präsident Joe Biden, bemühte sich Söder selbst mit auf den roten Teppich. Die meisten anderen begrüßte Staatskanzleichef Florian Herrmann.
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Ein bisschen Folklore zu Beginn. „Bayern ist das Land von Heimat und Brauchtum“, stellte Söder zufrieden Fest. „Endlich indigene Völker beim G7-Gipfel“, spottete die Tageszeitung „taz“ auf ihrer Titelseite. In sozialen Netzwerken gab es mal wieder einen Anlass für Aufregung. Der Sicherheitsexperte Carlo Masala etwa twitterte auf Englisch den Hinweis an „ausländische Freunde und Kollegen“: „Wir gehen nicht jeden Tag so herum in Deutschland. Eigentlich gehen wir überhaupt nicht so herum.“ Der bayerische FDP-Chef Martin Hagen, entgegnete, es sei doch besser, wenn Deutschland mit Trachten in Verbindung gebracht würde. „Vorher dachte man nämlich an Pickelhauben.“ Der CSU-Verteidigungsexperte Florian Hahn vermutete in der „Bild“-Zeitung bei manchen sogar „blanken Bayern-Hass“.
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Viel Aufregung im virtuellen Raum also. Noch mehr Dirndl und Gebirgsschützen im Trachtenjanker und mit aufgepflanztem Gewehr gab es dann bei einem Empfang Söders in der bayerischen Residenz, dem prächtigen Sitz einstiger bayerischer Könige, für die Gäste des zweiten Gipfeltags wie Indiens Premier Narendra Modi.
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Markus Söder (r-l, CSU), bayerischer Ministerpräsident, seine Frau Karin und Narendra Modi, indischer Premierminister, kommen zu einem Empfang in der Residenz.
© Quelle: Tobias Hase/dpa
Mehr Jazz, weniger Schuhplattler
100 Kilometer weiter südlich am Gipfelort, dem Luxushotel Schloss Elmau, war es dann aber deutlich weniger bayerisch. Im Hotel herrschen asiatische Motive vor. Das zentrale Symbol des Hotels ist der in Europa wenig verbreitete Elefant. Die wenigen mitgereisten Ehefrauen der G7-Gäste waren auf einer Art Almhütte zu sehen. Beim abendlichen Zusammensein der Staats- und Regierungschefs stand Jazzmusik auf dem Programm.
Und anders als sein Vorvorgänger Barack Obama verzichtete US-Präsident Biden auf einen zusätzlichen Folkloretermin. Obama hatte sich vor sieben Jahren mit Bundeskanzlerin Angela Merkel im nahegelegenen Krün mit Trachtenträgern und Weißbier auf Bierbänke gesetzt, ein „Grüß Gott“ in die Runde geworfen und gewitzelt: „Ich habe meine Lederhose“ vergessen.
Söder wiederum hat eine Idee seines Amtsvorgängers Horst Seehofer übernommen. Der hatte beim letzten G7-Gipfel in Elmau den Gipfelgästen einen Wanderrucksack als Geschenk mitgegeben, gefüllt mit einen opulenten Bildband über Bayern, ein Kugelschreiberset, Wein, einen Regenschirm – und einen Porzellanlöwen, das bayerische Wappentier, für Staats- und Regierungschefs. 249,73 Euro pro Gast ließ sich die Staatsregierung das kosten.
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Auch diesmal gab es einen Rucksack, mit Lebkuchenherz, Wurst, Käse und Schafkopfkarten. Und mit einem Getränk. Alkoholfrei ist auf dem Deckel vermerkt, der aus dem Rucksack schaut „Bayern soll gut in Erinnerung“ bleiben, twitterte Söder.
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