Erdgasstreit: Erdogan wirft Griechenland “Banditentum” vor
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Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei
© Quelle: -/Turkish Presidency/AP/dpa
Athen. Im Gasstreit mit dem Nato-Partner Griechenland schlägt der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan immer schärfere Töne an: “Wir werden uns niemals Banditentum beugen”, sagte Erdogan am Wochenende. Sein Land werde nicht nachgeben, auch nicht angesichts von “Sanktionen und Drohungen”, so Erdogan.
Die Türkei und Griechenland streiten seit Jahrzehnten um die Abgrenzung ihrer beiderseitigen Wirtschaftszonen in der Ägäis und im Mittelmeer. Besondere Bedeutung bekommt die Kontroverse, weil seit einigen Jahren vielversprechende Erdgasvorräte unter dem Boden des östlichen Mittelmeeres vermutet werden. Vergangene Woche spitzte sich der Konflikt gefährlich zu, als die Türkei das Forschungsschiff “Oruc Reis” in die Region entsandte.
Am Sonntag bewegte sich die “Oruc Reis” südlich der griechischen Insel Kastelorizo in einem Seegebiet, das Griechenland unter Berufung auf die Seerechtskonvention der Vereinten Nationen als seine ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) ausgewiesen hat. Zeitweilig kreuzte die “Oruc Reis” auch in der angrenzenden AWZ der Republik Zypern. Das Schiff wird von Verbänden der türkischen Kriegsmarine eskortiert.
Auch Griechenland hat starke Flottenverbände in die Krisenregion entsandt. Am vergangenen Mittwoch kam es zu einem Zwischenfall, als die türkische Fregatte “Kemal Reis” und die griechische Fregatte “Limnos” bei einem Manöver kollidierten. Der Zusammenstoß verlief zwar glimpflich, zeigte aber, wie brenzlig die Situation ist.
EU fordert Deeskalation
Die Außenminister der Europäischen Union forderten am Freitag die Türkei zur Deeskalation und zur Aufnahme von Verhandlungen mit den EU-Staaten Griechenland und Zypern auf. Sollten die Spannungen andauern, könnte die EU Sanktionen gegen Ankara verhängen. Dessen ungeachtet will die Türkei aber ihre Erdgassuche in dem Seegebiet wie geplant bis zum 23. August fortsetzen. Erdogan setzt offenbar darauf, dass es bei verbalen Protesten bleibt.
Die EU-Außenminister hatten bereits im Juli Strafmaßnahmen gegen die Türkei angekündigt, wenn diese ihre Erdgaserkundungen ausweite – was sie mittlerweile getan hat. Sanktionen hat die EU dennoch bisher nicht beschlossen. In diplomatischen Kreisen heißt es, vor allem Deutschland bremse bei Strafmaßnahmen – aus der Sorge, Erdogan könne die Zusammenarbeit in der Flüchtlingspolitik aufkündigen.